KTM X-Bow Battle: Spektakulärer Saisonstart
Rallye-Ass Raphael Sperrer alias Major Adolf Kottan siegte im zweiten Lauf
Das freie Fahren am Donnerstag brachte so manchen Piloten noch hitzige Momente, bei 26 Grad und strahlendem Sonnenschein wurde nämlich kräftig geschwitzt. Doch ausgerechnet zum Auftakt der vierten Saison der KTM X-Bow Battle am Freitag kam der befürchtete Wetterumsturz: Schon das freie Training und das Qualifying war verregnet, pünktlich zum Rennen schüttete es dann wie aus Kübeln.
Die neuen Michelin-Slickreifen kamen natürlich nicht zum Einsatz, der als Regenrennen titulierte erste Lauf erforderte die Regenreifen von Michelin. Doch selbst damit war es eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, die auf 31 Fahrerinnen und Fahrer wartete.
Lauf 1: Gastpilot Ryan Sharp dominiert bis zum Rennabbruch
Die Rennleitung entschied, eine zweite Einführungsrunde hinter dem Safety-Car anzuhängen, um den Piloten mehr Zeit zu geben, wenigstens etwas Temperatur in die Reifen zu bekommen. Danach wurde das Rennen freigegeben, im Gänsemarsch kam das Feld auf die erste Kurve zu.
KTM-Gastfahrer Ryan Sharp, der den österreichischen Motorsport-Fans noch bestens aus seiner gemeinsamen Zeit mit Karl Wendlinger im Team von Jetalliance Racing bekannt sein dürfte, hatte im Qualifying die Bestzeit markiert, kam aber nicht als Führender aus der ersten Runde zurück: Routinier Jim Gebhardt hatte ihn gleich beim Start überrumpelt und versuchte sich aus dem Staub zu machen, und auch Ex-Rallye-Ass Raphael Sperrer alias Major Adolf Kottan wollte an Sharp vorbei.
Nach einem kurzen Schock fing sich der Schotte allerdings wieder und zog erst Sperrer davon, bevor er sich an Gebhardt vorbeidrückte. Der rennerfahrene Deutsche war nach dem ersten Lauf, den er wegen eines Verbremsers auf Platz 3 beendete, fassungslos: «Unglaublich, wie sich der auf der Start- und Zielgeraden angesaugt hat und an mir vorbeigezogen ist. Das hätt’ ich niemals geschafft. Ich hätte nichts, aber auch gar nichts gesehen in der Gischt. Aber ein bisserl ein Unterschied muss halt doch sein, vom professionellen Amateur zum Vollprofi!»
Ein ähnlicher Tenor war von Major Kottan zu hören: «Ich ziehe meine Dienstkappe vor Ryan, der hat’s uns wirklich gezeigt. Mit meinem Rennen bin ich zufrieden, das war das Maximum und damit ein guter Start in die Saison.» Ryan Sharp selbst war die Freude über seine erfolgreiche Motorsport-Rückkehr anzusehen: «Ein ganz grosses Dankeschön an KTM und an Georg Silbermayr, die mich hier als Gastfahrer eingeladen haben. Ich bin von der Rennserie und vom Auto extrem positiv überrascht. Der X-Bow fährt sich beeindruckend präzise, zu einem GT-Rennfahrzeug ist da kaum ein Unterschied. Und für eine Amateur-Rennserie wird hier sehr, sehr schnell gefahren. Die Battle sollte es auch in England geben, das wäre mit Sicherheit ein Hit!» Weniger glücklich war auch der Profi mit den Verhältnissen: «Es war wirklich grenzwertig, richtig schwierig. Teilweise gab es stehendes Wasser und in der Gischt hat man kaum etwas gesehen…»
Crash zwingt zum Rennabbruch
Dieser Umstand wurde einem anderen Profi dann auch zum Verhängnis: Carsten Seifert lief auf dem Anflug zur Remus-Kurve in der Gischt auf einen Überrundeten auf und kam beim Ausweichmanöver ins Schleudern. Ein heftiger Einschlag war die Folge, Seiferts X-Bow wurde völlig zerstört, die Teile lagen über die Strecke verteilt, der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als das Rennen abzubrechen.
Seifert selbst blieb Gott sei Dank unverletzt, darf aber nichtsdestotrotz als Pechvogel des Wochenendes bezeichnet werden, nachdem er schon im Qualifying – beinahe an der gleichen Stelle – von einem Mitbewerber abgeschossen worden war: «Ich hab’ mir das erste Rennwochenende wirklich anders vorgestellt. Nach dem Pech im Quali wollte ich nur noch Punkte sammeln. Und jetzt hab’ ich praktisch einen Totalschaden…» Seifert und die Mannschaft rund um Team-Boss Jürgen Pipp haben bis zum nächsten Rennen immerhin einen Monat Zeit, den X-Bow neu aufzubauen.
Mehr Glück hatte Peter Resch: Der Oberösterreicher drehte sich an der Seifert-Unfallstelle ebenfalls, allerdings gleich in zwei aufeinanderfolgenden Runden: «Als es mich bei 200 km/h gedreht hat, hab’ ich mir nix gedacht. Nachher aber schon. So unter dem Motto: Was mach’ ich überhaupt hier? Und wie’s mich eine Runde später noch einmal gedreht hat, hab’ ich’s sowieso nimmer geglaubt…»
Resch fuhr beide Male völlig ungerührt weiter und verdiente sich somit den Titel «Man of the Race» auch als Gesamt-Fünfzehnter. Auf den Plätzen hinter Sharp, Kottan und Gebhardt landeten Jiri Pisarik, Carsten Seifert (aufgrund des Abbruchs in Runde 7 wurde die Runde 6 gewertet), Pavel Heinik, Lukas Martin, Sehdi Sarmini, Gerhard Trenker und Battle-Organisator Bernie Silverstone.
Lauf 2: Sieg für Major Adolf Kottan
Die Vorzeichen für das zweite Rennen am Samstag waren dann besser: Zwar fand das vormittägliche Qualifying noch auf feuchter Piste statt, zum Rennen war es dann aber trocken. Zwischendurch kam sogar die Sonne heraus. Lange Zeit sah Ryan Sharp erneut wie der Pole-Setter aus, doch in den letzten Sekunden wurde seine Zeit noch von Ex-Rallye-Staatsmeister Raphael Sperrer aka Major Kottan und Klaus Angerhofer unterboten.
Der Start verlief völlig problemlos und unspektakulär und die einzige Veränderung betraf die zweite bzw. die dritte Position, die Angerhofer bzw. Sharp an Jim Gebhardt abgeben mussten. Während an der Spitze jeder sein eigenes Rennen fuhr, bildeten sich weiter hinten im Feld mehrere spektakuläre Kampfgruppen, in denen verbissen um jede Zentelsekunde und um jeden Millimeter gekämpft wurde. In einer der Gruppen kamen sich Jiri Pisarik und Pierre Ludigkeit im Infield zu nahe, was nicht nur einen Crash, sondern den nachträglichen Ausschluss der beiden durch die Rennleitung zur Folge hatte.
Gänzlich ohne Feindeinwirkung kreiselte in der ersten Kurve Jürgen Pipp, der daraufhin eine sehenswerte Aufholjagd bis auf Platz sechs folgen liess und damit eindeutig der «Man of the Race» in Lauf 2 war. Den finalen und gleichzeitig spannendsten Kampf des Rennens lieferten sich aber Ryan Sharp und der junge Vorarlberger Lukas Martin: Sharp musste ohne vierten Gang auskommen und Martin fuhr eine schnelle Runde nach der anderen, was in einem rundenlangen Zweikampf gipfelte, den Sharp in der letzten Kurve für sich entscheiden konnte.
«Der hat mich aussen überholt, der Spinner», kommentierte Lukas Martin das Manöver des Schotten – dennoch überwog bei Martin die Freude über seine tolle Vorstellung und den fünften Rang. Die restlichen Top-Ten-Positionen hinter Pipp fochten Artur Chwist, Sehdi Sarmini, Bernie Silverstone und Gerhard Trenker aus.
Georg Silbermayr schwärmte: «Ein sensationeller Saison-Auftakt, trotz des teilweise grenzwertigen Wetters, das wir ja gar nicht gewohnt sind. Was mich besonders freut: Einerseits wird unsere neue Team-Wertung toll angenommen, andererseits konnten wir gleich beim Auftakt die ersten Teilnehmer in der KTM X-Bow Challenge begrüssen!»
KTM X-Bow Challenge: Klein aber fein
Der Erstversuch ist geglückt: Gleich beim Auftakt zur KTM X-Bow Challenge konnte Veranstalter Georg Silbermayr drei Teilnehmer begrüssen: Neben Julie Wood, die sich beim Gleichmässigkeitsbewerb erstmalig mit den 370 PS des KTM X-Bow RR bekanntmachte, nahmen auch zwei völlige Neueinsteiger teil: Andreas Heider, seines Zeichens Daten-Analyst des Teams Roomvibes, der mit dem Auto von Gerhard Trenker an den Start ging, zum anderen Helmut Neumaerker in einem Miet-Fahrzeug von Georg Silbermayr.
Fazit: Ein voller Erfolg, Neumaerker beispielsweise steigerte seine Rundenzeit zwischen erstem und zweitem Lauf gleich um mehr als zehn Sekunden und fand Gefallen am Fahren auf der Rennstrecke. Und Andreas Heider stand gleich bei seinem allerersten Start ganz oben auf dem Stockerl, im zweiten Lauf war Julie Wood am besten unterwegs.
Resultate
1. Lauf, 19. April 2013
01. Ryan Sharp (GB), 13:23.632 min (7 Runden)
02. Major Adolf Kottan (A), + 9.235 s
03. Jim Gebhardt (D), + 13.105 s
04. Jiri Pisarik (CZ), + 20.627 s
05. Carsten Seifert (D), + 23.667 s
06. Pavel Heinik (CZ), + 48.377 s
07. Lukas Martin (A), + 50.088 s
08. Sehdi Sarmini (A), + 56.738 s
09. Gerhard Trenker (A), + 58.583 s
10. „Bernie Silverstone“ (A), + 1:09.763 min
11. Philip Hirschi (CH), + 1:25.707 min
12. Artur Chwist (PL), + 1:26.981 min
13. Winfried Assmann (D), + 1:39.044 min
14. Hubert Trunkenpolz (A), + 1:44.535 min
15. Peter Resch (A), + 1:46.312 min
16. Piotr Maslanka (PL), + 1:53.363 min
17. Holger Baumgartner (A), + 1:53.806 min
18. Hermann Zeltner (A), + 1:56.379 min
19. Martin Novotny (CZ), + 1:57.107 min
20. Jürgen Pipp (D), + 2:04.531 min
21. Laura Kraihamer (A), + 1 Runde
22. Christoph Doppler (A), + 1 Runde
23. Otto Dragoun (A), + 1 Runde
24. Eyke Angermayr (A), + 1 Runde
25. Jan Ondrak (CZ), + 1 Runde
26. Karel Bednar (CZ), + 1 Runde
27. Max Lahmer (A), + 1 Runde
28. Uwe Schmidt (D), + 2 Runden
29. Pierre Ludigkeit (D), DNF
30. Klaus Angerhofer (A), DNF
31. Oto Otepka (CZ), DNF
2. Lauf, 20. April 2013
01. Major Adolf Kottan (A), 24:04.056 min (15 Runden)
02. Jim Gebhardt (D), + 9.611 s
03. Klaus Angerhofer (A), + 25.017 s
04. Ryan Sharp (GB), + 42.989 s
05. Lukas Martin (A), + 46.703 s
06. Jürgen Pipp (D), + 1:00.630 min
07. Artur Chwist (PL), + 1:01.269 min
08. Sehdi Sarmini (A), + 1:02.034 min
09. Bernie Silverstone (A), + 1:02.120 min
10. Gerhard Trenker (A), + 1:11.084 min
11. Peter Resch (A), + 1:15.373 min
12. Winfried Assmann (D), + 1:16.291 min
13. Hubert Trunkenpolz (A), + 1:16.526 min
14. Laura Kraihamer (A), + 1:17.438 min
15. Uwe Schmidt (D), + 1:18.800 min
16. Hermann Zeltner (A), + 1:19.762 min
17. Max Lahmer (A), + 1:26.744 min
18. Eyke Angermayr (A), + 1:27.377 min
19. Piotr Maslanka (PL), + 1:29.226 min
20. Jan Ondrak (CZ), + 1:29.818 min
21. Oto Otepka (CZ), + 1:30.221 min
22. Pavel Heinik (CZ), + 1 Runde
23. Martin Novotny (CZ) + 1 Runde
24. Holger Baumgartner (A), + 1 Runde
25. Karel Bednar (CZ), + 1 Runde
26. Otto Dragoun (A), + 2 Runden27. Christoph Doppler (A), DNC
Jiri Pisarik (CZ), Vom Rennen ausgeschlossen
Pierre Ludigkeit (D), Vom Rennen ausgeschlossen
Gesamtwertung (nach 2 von 14 Rennen)
01. Major Adolf Kottan 43 Punkte
02. Ryan Sharp 37 Punkte
03. Jim Gebhardt 33 Punkte
04. Lukas Martin 16 Punkte
05. Klaus Angerhofer 15 Punkte
06. Jiri Pisarik 12 Punkte
07. Carsten Seifert 10 Punkte
08. Pavel Heinik 8 Punkte
Sehdi Sarmini 8 Punkte
Jürgen Pipp 8 Punkte
Teamwertung (nach 2 von 14 Rennen)
01. Pluscity Junior Racing Team (Silverstone/Major Kottan/Kirchmayr) 46 Punkte
02. Magenta Power (Schmidt/Gebhardt) 33 Punkte
03. Pipp Racing 1 (Pipp/Seifert) 18 Punkte
04. All-Sports Racing (Martin/Hirschi) 16 Punkte
05. True Racing (Angerhofer/Trunkenpolz/Kiska) 15 Punkte
06. Team Bohemia (Pisarik/Otepka) 12 Punkte
07. Ludini Unchained (Sarmini/Ludigkeit) 8 Punkte
Racetool (Heinik/Novotny) 8 Punkte
09. 4F Poland (Chwist/Maslanka) 6 Punkte
10. Roomvibes (Resch/Trenker) 3 Punkte
Die Ergebnisse der KTM X-Bow Challenge
1. Lauf, 20. April 2013
1. Andreas Heider (A), Referenz-Zeit 1:54.919, 1.827 Punkte
2. Julie Wood (A), Referenz-Zeit 1:49.173, 2.141 Punkte
3. Helmut Neumaerker (A), Referenz Zeit 2:12.919, 3.130 Punkte
2. Lauf, 20. April 2013
1. Julie Wood (A), Referenz-Zeit 1:45.858, 610 Punkte
2. Helmut Neumaerker (A), Referenz-Zeit 2:02.111, 2.211 Punkte
3. Andreas Heider (A), Referenz-Zeit 1:50.914, 2.540 Punkte