Formel 1: Abschied in der Unterhose

Weg frei für Sicherheits-Massnahmen auf Nordschleife

Von Oliver Müller
Die legendäre Nordschleife des Nürburgrings hat einen einzigartigen Charakter

Die legendäre Nordschleife des Nürburgrings hat einen einzigartigen Charakter

Die FIA hat den Antrag der capricorn Nürburgring GmbH zu Umbauten an der legendären Nordschleife geprüft. Sieben Massnahmen sollen bis Saisonbeginn 2016 umgesetzt werden. Tempolimits werden dann wieder abgeschafft.

Die Umbaumassnahmen an der Nordschleife können beginnen. Die FIA hat den Weg frei gemacht für die Verlängerung der turnusgemäss auslaufenden Strecken-Lizenz der Nürburgring-Nordschleife um weitere drei Jahre. Nach der Prüfung des Lizenz-Antrags der capricorn Nürburgring GmbH durch die FIA-Strecken-Kommission wird bis Saisonbeginn 2016 ein sieben Massnahmen umfassender Sicherheits-Katalog umgesetzt.

Hauptgrund für die Massnahmen war ein Unfall beim ersten Saisonlauf der VLN Langstreckenmeisterschaft am 28. März diesen Jahres als Jann Mardenborough mit seinem Nissan GT-R Nismo GT3 bei der Anfahrt zur Quiddelbacher Höhe abhob, im Bereich Flugplatz einschlug und dabei einen Zuschauer tödlich verletzte. Als Folge der Tragödie hatte der Deutsche Motorsport Bund (DMSB) vielen Fahrzeugklassen, wie auch der GT3-Kategorie, die Zulassung für die Nordschleife entzogen. Im Hinblick auf das 24-Stunden-Rennen am Ring im Mai wurde das Verbot für die schnellen Renner zwar wieder zurückgenommen, doch es mussten Abstriche gemacht werden, wie eine Reduzierung der Motorleistung, die Sperrung einiger Zuschauerbereiche und auch Tempolimits in bestimmten Streckenabschnitten.

Um einen langfristigen sicheren Rennbetrieb auf der Nordschleife zu gewährleisten, wurde in Folge dessen eine Experten-Kommission einberufen und diverse Umbaumassnahmen beschlossen. Diese fanden Mitte August im Rahmen eines 'Runden Tisches' mit Vertretern des Deutschen Motorsport-Bundes DMSB, des ADAC und des AvD, der Automobil-Industrie, von Veranstaltern, Teams und Fahrern sowie lokalen Behörden breite Zustimmung. Denn der Charakter der legendären Nordschleife würde dadurch bestehen bleiben. Der Massnahmen-Katalog wurde im Anschluss beim DMSB zur Weiterleitung an die Strecken-Kommission des Automobil-Weltverbandes FIA eingereicht, die diesen nun geprüft hat.

«Mit der Umsetzung der sieben Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf der Nordschleife erreichen wir, vorbehaltlich der finalen Inspektion durch FIA und DMSB, die Verlängerung der Streckenlizenz um drei Jahre sowie die Aufhebung der in diesem Jahr eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen zum Saisonstart 2016», erklärt Carsten Schumacher, Geschäftsführer der capricorn Nürburgring GmbH. Die Arbeiten sollen Mitte November beginnen und bis Anfang März 2016 andauern. Ergänzend zum aktuellen Sicherheits-Katalog hat der Nürburgring einen bis 2019 reichenden Drei-Stufen-Plan zur weiteren Modernisierung der Nordschleife mit der FIA abgestimmt.

Das sind die sieben Umbaumassnahmen im Detail:

  • Streckenabschnitt Döttinger Höhe / Antoniusbuche: Errichtung eines zusätzlichen FIA-Schutzzauns zur Abgrenzung der parallel verlaufenden Bundesstrasse 258 auf einer Länge von 700 Metern im Hochgeschwindigkeitsbereich.
  • Streckenabschnitt Hocheichen: Errichtung eines Zuschauerrückhaltezauns hinter dem bestehenden FIA-Schutzzaun zur Abgrenzung des parallel verlaufenden Wirtschaftsweges.
  • Streckenabschnitt Quiddelbacher Höhe / Flugplatz: Erneuerung der Fahrbahn auf 500 Metern zur Beseitigung von Bodenwellen. Bereits im Frühjahr waren in diesem Bereich ein FIA-Schutzzaun und ein zusätzlicher Zuschauer-Rückhaltezaun errichtet sowie die Reifenstapel-Kette verlängert worden.
  • Streckenabschnitt Schwedenkreuz: Einrichtung einer Zuschauer-Sperrzone rechts der Fahrbahn und Errichtung eines FIA-Schutzzauns auf der linken Seite.
  • Streckenabschnitt Metzgesfeld: Errichtung zusätzlicher FIA-Zäune und Zuschauerrückhaltezäune für einen erhöhten Zuschauerschutz und einen besseren Schutz des rechtsseitigen Campingbereichs sowie Versetzung der Schutzplanken näher an die Strecke.
  • Streckenabschnitt Wippermann: Schliessung der bestehenden Lücke im Zuschauerrückhaltezaun.
  • Streckenabschnitt Stefan-Bellof-S: Errichtung eines zusätzlichen FIA-Zauns direkt an der Fahrbahn hinter der Leitplanke.

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