MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Wales-Sieger Evans: «Ich bin sehr stolz»

Von Toni Hoffmann
Elfyn Evans hat bei seinem Heimspiel in der Rallye-Weltmeisterschaft seinen ersten WM-Sieg erzielt, er ist der erste Brite seit 17 Jahren, der in Großbritannien wieder gewann und er ist der erste WM-Sieger aus Wales.

Heimsiege sind immer etwas Besonderes. Wenn allerdings der Heimsieg zudem noch der erste Triumph bei einem Lauf zur Weltmeisterschaft ist, dann ist dieser Erfolg von einer ganz besonderen Gewichtigkeit, die noch dadurch verstärkt wird, dass Elfyn Evans, der 28-jährige Sohn der walisischen Rallye-Legende Gwyndaf Evans, seit 2000 der erste Brite ist, der zuhause gewann. Eine weitere Steigerung ist die Tatsache, dass er der erste Waliser ist, der je einen WM-Lauf gewann. Der Stolz von Evans dürfte am 29. Oktober keine Grenzen gekannt haben.

Doch er gab sich eher bescheiden, in sich gekehrt. Er genoss ganz tief in seinem Innern diesen großen Augenblick in den WM-Annalen. Vielleicht hat er auch in diesem Moment an die Rallye Argentinien gedacht. Schon dort stand er unmittelbar vor seinem ersten Sieg, doch auf den letzten Metern wurde er im Ford Fiesta WRC  von Thierry Neuville (Hyundai i20 Coupé WRC) gerade einmal um sieben Zehntelsekunden geschlagen.

Evans gerät etwas in Grübeln: «War es das, wovon ich geträumt habe?» Er beantwortet diese Frage selbst: «Ich weiß es nicht. Ich habe immer versucht, nicht zu weit voraus zu denken. Aber ich bin sehr stolz darauf.»

Eine Antwort geben auch die Zehntausende seiner Landsleute, die an den Prüfungen standen und ihn gesehen haben. Sie feiern ihn, ihren Landsmann. Einer von Ihnen ist sein Vater Gwyndaf, ein ehemaliger britischer Champion und in Wales immer noch ein Held. «Es ist unglaublich», jubelt Evans senior. «Ich bin so stolz, was er erreicht hat, so stolz. Wir haben lange gewartet und es war ein langer Weg, aber wir sind hier.»

Und Evans machte auch den Mann neben sich im Auto glücklich, seinen Beifahrer Daniel Barritt, ähnlich geerdet wie Evans, wenn auch kein Waliser. «Ich bin ein bisschen länger in diesem Sport als Elfyn», sagte Barritt. «Ich habe vor 17 Jahren meine erste Rallye GB absolviert, aber schon vorher hatte ich mir Rallyes angesehen, seit ich vier oder fünf war. Es war mein Leben und man denkt darüber nach, was man erreichen kann. Nachdem wir in Argentinien den Sieg vor Augen hatten, wussten wir beide, dass dieser möglich ist, aber tatsächlich ist immer noch ein Traum.»

Evans wusste am Sonntag, dass dieser Traum wahr werden könnte. «Dan und ich haben auf dem Rückweg von der letzten Prüfung darüber gesprochen. Ich denke, wir haben wahrgenommen, dass wir diese Rallye gewonnen haben. Das ist eine große Sache, aber sie war noch nicht ganz in einen gedrungen und es wird bestimmt noch eine Weile dauern, bis wir das realisiert haben. Das wird kommen, wenn man die Siegerliste liest und alle Namen vor einem sieht. Dann werden wir erkennen, dass das etwas Besonderes ist. Natürlich ist es gerade hier in diesem Teil der Welt. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebe ich», äußert sich Evans.

Letztes Jahr musste Evans bei seiner Heimat-Rallye zusehen. «Ich war auf der Suche. Damals war für diese Saison nichts sicher. Es gab eine Chance auf etwas und wir arbeiteten darauf hin, aber es war nichts sicher, wir waren noch weit entfernt. Es war hart. Seitdem habe ich mich vielleicht ein wenig verändert, vielleicht ein bisschen mehr den Charakter gestärkt.»

Emyr Penlan vom walisischen TV-Sender E4C berichtete über die gesamte Karriere von Evans. «Elfyn hatte zu seiner Zeit eine Menge Rückschläge. Es passierte viel hinter den Kulissen und es gab Dinge, bei denen ein schwächerer Mensch nicht zurückgefunden hätte. Aber er hat es, und das machte ihn stärker», erklärt Penlan. «Letztes Jahr, als er bei M-Sport in ein R5-Auto verbannt worden war, war das für ihn der Punkt, an dem er sagte. ‚Vergiss alles, ich werde es ihnen zeigen’. Er hat es getan. Dieser Sieg hier war das ganze Jahr über in Sicht.»

M-Sport-Teamkollege Sebastien Ogier ist ähnlich. Der fünfmalige Weltmeister war in dieser Saison neben Evans und dem jüngeren Fahrer von M-Sport, Ott Tanak, sehr präsent. Ogiers Hartnäckigkeit, Können und Allround-Mentalität haben sich auf Evans ausgewirkt. M-Sport-Teamchef Malcolm Wilson: «Man kann es sehen, die Zeit mit Sebastien hat einen Unterschied gemacht. Elfyn hat jetzt echtes Vertrauen in sich. Wir sehen es in der Nachbesprechung. Vorher war er ruhig gewesen und hat nicht viel gesagt. Aber jetzt erhebt er seine Stimme und sagt seine echte Meinung über die Dinge. Es ist fantastisch.»

Evans genoss einen Vorteil mit seinen Reifen in Wales und fuhr DMACK-Reifen, die besser zu den Bedingungen passten als die Michelin-Pneus der anderen Fahrer. «Er hat großartige Arbeit geleistet», erklärt Ogier. «Es ist fantastisch für ihn, das ganze Wochenende bei solchen Bedingungen zu fahren, wie wir sie hier in Wales haben, und vor allem, wenn am Samstagabend dichter Nebel ist. Ich kann ihm und Daniel nur gratulieren. Sie haben es geschafft.»

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