Tänak nährt nach Finnland-Sieg wieder Titelhoffnung
Rückblick: 2003 gewann Markku Märtin als erster Este beim finnischen Ostseenachbarn. 15 Jahre später folgte ihm sein Ziehsohn Ott Tänak. Mit großem Kampfgeist und mit einer in der Schlussphase taktischen Zurückhaltung feierte der 30-jährige Tänak im Toyota Yaris WRC seinen vierten Gesamtsieg und nach Argentinien seinen zweiten Triumph in dieser Saison. Für Tänak war dieser Sieg in der finnischen Rallye-Hochburg so etwas wie ein Ritterschlag. Er sorgte damit nicht nur für den 47. Laufsieg von Toyota, sondern auch für den zweiten Erfolg hintereinander im dritten Jahr der Truppe von Tommi Mäkinen beim Heimspiel.
Nach 23 Prüfungen über die Waschbrett-Schotterpisten rings um die mittelfinnische Universitätsstadt Jyväskylä lag Tänak mit zwölf Bestzeiten inklusive der Power Stage 32,7 Sekunden vor Mads Östberg, der ihm auf der zweiten Etappe mit seiner besten Vorstellung im Citroën C3 WRC mit der streckenweise übernommenen Führung Paroli bot und bis auf den letzten Meter um den Ehrenrang kämpfen musste. Jari-Matti Latvala, der 2010, 2014 und 2015 dreimal sein Heimspiel gewonnen hatte, verschönerte mit dem dritten Rang (+ 35,5) den Toyota-Erfolg auf dem Podium vor der Haustür.
Happy Tänak
«Was soll ich viel sagen? Das war ein perfektes Wochenende für uns und das Team», freute sich Tänak. «Ich denke, alles was möglich war, haben wir hier getan. Nun wollen wir uns alle auf die Meisterschaft konzentrieren.»
«Ich habe am Ende bis an den Anschlag gekämpft. Das war eine wirklich gute Prüfung. Wir haben unseren zweiten Platz verteidigt. Jetzt bin ich glücklich», äußerte sich Östberg, der bis auf Spanien, dort startet Sébastien Loeb, die restlichen Läufe offiziell für das Zwei-Zacken-Team bestreiten wird.
«Wir haben wirklich auf der letzten Prüfung alles gegeben, um Östberg noch zu schlagen, aber es hat nicht gereicht, dennoch war es für uns eine gute Rallye», meinte Latvala, in der Power Stage hinter Tänak und Östberg Dritter.
Es hätte aber in Jyväskylä die ganz große Toyota-Party werden können. Doch der letztjährige Überraschungssieger Esapekka Lappi patzte auf der ersten Sonntag-Entscheidung und schied als Gesamtvierter mit dem lädierten dritten Yaris WRC aus. «Ich war an einer schnellen Passage zu weit draußen und traf einen Baumstumpf und einige Felsen. Wir drehten uns um 360°. Das Auto war danach zu stark beschädigt, um weiterzufahren. Ein solches Ende war gewiss nicht mein Wunsch», erklärte Lappi sein Missgeschick.
Neuville und Hyundai enttäuschten
Die Tabellenführer Thierry Neuville und Hyundai enttäuschten bei den finnischen Flugtagen. Das angepeilte erste Finnland-Podium wurde auch beim fünften Anlauf nicht erreicht. Hayden Paddon verpasste dieses mit dem vierten Rang (+ 1:35,6). Seine Teamkollegen Thierry Neuville und Andreas Mikkelsen waren die Schlusslichter in den Punkterängen. Neuville bekam, und das wusste er, die Schattenseiten der Tabellenführung nachhaltig zu spüren, weil er im i20 Coupé WRC als erstes Fahrzeug auf den losen finnischen Schotter musste. Ein Fahrfehler am Freitag und abbauende Reifen sorgten für weiteren Zeitverlust, sodass der WM-Gesamtführende mit einem Rückstand von 3:51,8 Minuten nicht über den neunten Platz, 4:45,6 Minuten vor Mikkelsen, hinauskam.
«Wir wussten, was uns hier erwartet. Es war ein schwieriges Wochenende für uns. Ogier hatte einen Teamkollegen, der ihm geholfen hat, seine Position zu verbessern», merkte Neuville an.
Blasse Vorstellung des fünffachen Champions
Der fünffache Champion und 43malige Laufsieger Sébastien Ogier wirkte im Land der 1.000 Seen blass. Selbst auf der oft von ihm dominierten Power Stage blieb er ohne Bonuspunkte. Von seinem alten Kampfgeist war auf der finnischen Achterbahn, für die die Techniker von M-Sport ein angeblich aerodynamisch verbessertes Heck am Ogier-Ford Fiesta WRC entwickelt hatten, wenig zu sehen. Eigentlich war von ihm ein Spitzenplatz, wenn nicht gar sein zweites Sieg nach 2013 erwartet worden, um seinen Rückstand in der Tabelle zum führenden Thierry Neuville stark zu reduzieren. Bis zur letzten Entscheidung wurde der dreimalige Saisonsieger auf dem sechsten Rang geführt, dann trat das ein, was jeder erwartet hatte. Sein vor ihm platzierter Teamkollege Teemu Suninen fasste sechs Strafminuten und schenkte mit dieser Aktion Ogier den fünften Rang (+ 2:15,0) und zwei Punkte mehr, was dem zehn Zähler brachte.
«Ich habe das ganze Wochenende alles gegeben. Es gab nicht viel, was ich hätte mehr tun können. Zumindest in der Meisterschaft geht es in die richtige Richtung», erklärte Ogier, der mit dem Setup nicht zufrieden war.
Tänak erhöhte sein Konto auf 107 Punkte, blieb aber hinter Ogier (132) und Neuville (153) weiter Dritter mit nun größeren Titelchancen bei noch fünf ausstehenden WM-Läufen.
Die WRC2-Wertung gewann der Einheimische Eerik Pietarinen im privaten Skoda Fabia R5 1:06,8 Minuten vor dem Vorjahressieger Jari Huttunen im Hyundai i20 R5 und 2:34,9 vor Guy Greensmith im Ford Fiesta R5. Der lange Zeit führende Kalle Rovanperä rettete im offiziellen Skoda Fabia R5 nach seinem Patzer am späten Samstag die vierte Position (+2:36,8).
Rallye Finnland – Endstand nach 23 Prüfungen:
Platz | Team/Auto | Zeit/Diff. |
1. | Tänak/Järveoja (EE), Toyota | 2:35:18,1 |
2. | Östberg/Eriksen (N), Citroën | + 32,7 |
3. | Latvala/Anttila (FIN), Toyota | + 35,5 |
4. | Paddon/Marshall (NZ/GB), Hyundai | + 1:35,6 |
5. | Ogier/Ingrassia (F), Ford | + 2:15,0 |
6. | Suninen/Markkula (FIN), Ford | + 2:19,2 |
7. | Evans/Barritt (GB), Ford | + 2:29,5 |
8. | Breen/Martin (IRL/GB), Citroën | + 3:08,4 |
9. | Neuville/Gilsoul (B), Hyundai | + 3:51,8 |
10. | Mikkelsen/Jaeger (N), Hyundai | + 8.37,4 |