Formel 1: FIA spricht Urteil

WM-Finale: Die drei Titelrivalen und ihre Chancen

Von Toni Hoffmann
Thierry Neuville, Sébastien Ogier, Ott Tänak (vlnr)

Thierry Neuville, Sébastien Ogier, Ott Tänak (vlnr)

Die Rallye-Weltmeisterschaft dürfte am Wochenende in Australien ein spannendes Finale erleben, mit den drei Titelanwärtern Sébastien Ogier, Thierry Neuville und Ott Tänak.

Wer macht Down Under das Titelrennen? Eine kleine Analyse. Hinsichtlich der beiden engsten Kandidaten Ogier und Neuville gilt die einfache Regel, ohne Rechenschieber, wer siegt, ist Weltmeister. Tänak kann es aus eigener Kraft nicht schaffen und ist auf das Pech seiner Konkurrenten angewiesen.

Titelanwärter Nr. 1: Sébastien Ogier

Sébastien Ogier reist als Tabellenführer zum Saisonausklang in Australien und möchte sich in Coffs Harbour nach zwei Jahren M-Sport Ford als sechster Weltmeister Richtung Citroën verlassen. Er führt nach zwölf Läufen nur drei Punkte vor dem Hyundai-Piloten Thierry Neuville, der über eine längere Zeit bis Spanien die Gesamtwertung anführte.

Für Ogier spricht seine aktuelle Tabellensituation als Gesamtführender. Von den drei Kandidaten ist er der einzige. der bereits die Weltmeisterschaft gewonnen hat, und das schon fünfmal. Er ist abgeklärt und kennt daher auch den Druck, der in einer solchen Situation herrscht. Er kann damit umgehen.

Doch er startet auf der anderen Seite der Erdkugel mit der Bürde des Tabellenführers. Er muss bei seiner letzten Dienstfahrt im Ford Fiesta WRC auf der ersten Etappe als erstes Fahrzeug auf die acht Schotterpisten und, auch wenn sehr oft gewohnt, wieder einmal den Straßenfeger auf dem im Australien ziemlich losen Schotterbelag spielen. Im letzten Jahr verlor am ersten Tag 47,9 Sekunden auf den Etappensieger Andreas Mikkelsen und 27,8 Sekunden auf den später siegreichen Neuville. Dieser Rückstand ist auf den restlichen 16 Prüfungen schwer aufzuholen. Das Ergebnis nach der ersten Etappe könnte somit fast schon über dien Titelvergabe entscheiden.

Titelanwärter Nr. 2: Thierry Neuville

Der dreimalige Vizechampion war noch nie so nahe am seinem ersten WM-Titel wie in diesem Jahr. Er liegt vor dem Finale nur drei Punkte hinter dem WM-Leader Ogier. Neuville hat in diesem Jahr mehrmals gezeigt, dass er gerade am letzten Tag sehr stark ist und gewinnen kann. Er muss in seinem Hyundai i20 Coupé WRC als zweites Fahrzeug auf den australischen Schotter, den sein vor ihm fahrender Titelrivale Ogier schon etwas gesäubert haben dürfte.

Im letzten Jahr hat Neuville bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, einen anfänglichen Rückstand in einen Vorsprung zum Sieg umwandeln zu können. Er ist in diesem Jahr etwas ruhiger und besonnener geworden und könnte in Coffs Harbour am Sonntag ein historisches Ergebnis schaffen.

Allerdings hat Neuville bei den letzten Läufen in Wales und in Spanien durch technisches Pech und eigene Schuld Federn lassen müssen. Sein Vorsprung von 23 Punkten auf Ogier wurde in Spanien in einen Rückstand von drei Zählern umgewandelt. Neuville hat in Australien mehr Druck als Ogier. Er muss vor Ogier ins Ziel kommen und das mit einem Vorsprung von vier Punkten, ohne den Rechenschieber bemühen zu müssen.

Titelanwärter Nr. 3: Ott Tänak

Ott Tänak bestimmte zur Saisonmitte und zu Beginn der zweiten Saisonhälfte mit einer starken Leistung und mit vier Siegen, zudem auf Schotter und Asphalt erzielt, das WM-Geschehen. Nach seinem vierten Sieg beim zehnten Lauf in der Türkei lag er sieben Punkte hinter dem damaligen Tabellenführer Neuville und zehn Zähler vor Ogier. Dann brach er allerdings durch technisches Pech und Eigenverschulden in Wales und Spanien ein. Er liegt vor dem Finale 23 Punkte hinter Ogier und 20 Zähler hinter Neuville.

Für seinen ersten Titel hat er nur noch theoretische Chancen und muss dabei auf das Pech seiner Konkurrenten hoffen. Die letzten 30 Punkte (Sieg und Gewinn der Power Stage) stehen zur Disposition. Tänak hat seine starke Performance gezeigt. Dennoch, auch bei einer noch so starken Leistung von Tänak, der zudem Toyota den vierten WM-Titel sichern soll, liegt sein Schicksal in den Händen seiner Rivalen, insbesondere in denen von Ogier, dem ihm gegenüber ein sechster Platz für seinen sechsten Titelgewinn reicht.

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