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M-Sport Ford setzt in Portugal auf ein Trio

Von Toni Hoffmann
M-Sport Ford schickt zum siebten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft in Portugal drei Ford Fiesta WRC, Gus Greensmith gibt bei der ersten Schotterrallye auf europäischem Boden sein WRC-Debüt.

Nach zwei Gastspielen in Südamerika innerhalb von kaum mehr als zwei Wochen eröffnet die Rallye-Weltmeisterschaft am kommenden Wochenende in Portugal ihre europäische Schottersaison. M-Sport Ford schickt drei der rund 380 PS starken Fiesta WRC ins Rennen: Neben den Werksfahrern Elfyn Evans/Scott Martin und Teemu Suninen/Marko Salminen greift erstmals der junge Brite Gus Greensmith ins Lenkrad eines modernen World Rally Cars, begleitet von Beifahrer Elliott Edmondson. Das Team hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Im Vorjahr gelang sowohl Evans als auch Suninen mit dem Turbo-Allradler, der auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagen basiert, der Sprung aufs Podium dieses Klassikers. Mit einem viertägigen Test haben sie sich bereits gezielt auf die speziellen Bedingungen des portugiesischen WM-Laufs vorbereitet, der mit seinen frenetischen Fans alljährlich zu den Höhepunkten zählt.

Allerdings haben es auch die 20 Wertungsprüfungen (WP) rund um das Rallye-Zentrum in Matosinos am nördlichen Rand der Atlantik-Metropole Porto in sich: Die anspruchsvollen, insgesamt 306,97 Kilometer langen Schotterpisten zeichnen sich durch eine sandige und staubige Oberfläche aus, die bei der ersten Schleife insbesondere die frühen Starter vor besondere Aufgaben stellt. Für die zweite Passage hat sich ihr Gesicht dann oftmals gewandelt. Dann prägen Spurrillen das Bild, in denen sich spitze Steine verstecken können, die den Reifen nach dem Leben trachten. Zur Charakteristik dieses WM-Laufs gehören auch die vielen Kurven, die «blind» über Kuppen führen - grenzenloses Vertrauen in die Ansagen des Copiloten zählt für die Fahrer somit ebenso zur Grundvoraussetzung wie großartige Fahrzeugbeherrschung und eine gewisse Portion Mut.

Los geht es bereits am Donnerstagabend mit der Startzeremonie, die in diesem Jahr im historischen Stadtzentrum von Coimbra stattfindet. Am Freitag stehen WP auf dem Programm, die in dieser Form seit 2001 nicht mehr gefahren wurden - darunter Klassiker wie die berühmte «Arganil» und «Lousa». Ein besonderes Spektakel bietet am Abend ab 19.03 Uhr wieder die 3,36 Kilometer lange Zuschauerprüfung auf der Rallycross-Strecke von Lousada. Am Samstag folgen besser bekannte Pisten rund um die Cabreira-Berge inklusive der 37,6 Kilometer langen «Amarante». Der Sonntag schließlich endet mit einem weiteren Highlight, der «Fafe»-Prüfung als so genannte Power Stage inklusive der tausendfach fotografierten Sprungkuppe. Hier ist der Start des ersten Fahrzeugs für 11.18 Uhr MESZ vorgesehe

Ziel ist wieder das Podium

«Für unsere Rückkehr nach Europa haben wir uns vorgenommen, wieder um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen», erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener. «Unsere Rallyes in Argentinien und Chile liefen eigentlich gar nicht so schlecht, aber wir hatten uns mehr vorgenommen - vor allem, wenn wir die starken Resultate zu Saisonbeginn berücksichtigen. An dieser Frühform wollen wir jetzt wieder anknüpfen, dafür haben wir in den vergangenen Wochen hart gearbeitet. Während das Einsatzteam nach dem Stress der beiden Südamerika-Veranstaltungen ein paar Tage zum Durchschaufen frei hatte, übernahm die Testabteilung mit viertägigen Versuchsfahrten zur bestmöglichen Vorbereitung auf die bevorstehende Rallye Portugal. Wir setzen uns ehrgeizige Ziele. Elfyn Evans und Teemu Suninen standen im Vorjahr bei diesem Schotter-Event beide auf dem Treppchen. Beide haben die Erfahrung und das Talent, dies auch in dieser Saison wiederholen zu können. Wir müssen unsere Möglichkeiten nur nutzen. Für Gus Greensmith sieht die Ausgangslage anders aus: Er blickt bei seinem ersten Start in einem World Rally Car der neuen Generation einem besonderen Moment seiner noch jungen Karriere entgegen. Ich weiß, wie sehr er diesem Erlebnis entgegenfiebert. Wir freuen uns, ihn dabei begleiten zu dürfen. Wichtig ist nur, dass er sich nicht zu sehr unter Erfolgsdruck setzt, denn der Wechsel von einem R5-Auto in ein WRC ist schwierig.»

Nach seinem zweiten Rang im Vorjahr will Elfyn Evans auch in dieser Saison auf dem portugiesischen Schottergeläuf wieder mit einem Topresultat glänzen. Sieben Mal ist der 30-jährige Waliser bei diesem WM-Klassiker schon an den Start gegangen - damit bringt er genügend Erfahrung und auch den entsprechenden Speed mit, um erneut für eine Überraschung zu sorgen.

«Die Rallye Portugal zählt zu den Legenden unseres Sports», betont Evans. «Die meisten Fahrer haben eine Menge Erfahrung mit diesem WM-Lauf, jeder wird für ein Spitzenergebnis hart kämpfen - ebenso wie wir natürlich. Die portugiesischen Fans bringen enorm viel Begeisterung mit, vor diesem Publikum gibt jeder sein Bestes. In der Vergangenheit waren wir bei dieser Schotter-Rallye oft sehr schnell unterwegs. Das ganze Team hat sich enorm engagiert, damit wir dies wiederholen können. Unser 1,5-tägiger Test lief sehr gut. Wenn alles zusammenpasst, sehe ich keinen Grund, warum wir trotz der immens starken Konkurrenz nicht wieder ganz weit vorne mitspielen sollen.»

Die Erinnerungen von Teemu Suninen an die Rallye Portugal sind noch frisch und überaus erfreulich: 2018 gelang dem 25-Jährigen bei diesem Event erstmals der Sprung unter die besten Drei. Daran und auch an seine starke Form zu Saisonbeginn will der Finne gemeinsam mit seinem Beifahrer Marko Salminen am kommenden Wochenende natürlich anknüpfen: Bei der Rallye Schweden hatte Suninen erstmals einen WM-Lauf angeführt.

«In Portugal bin ich bereits vier Mal gestartet - dies bedeutet, dass ich nur mit meinem Heimspiel in Finnland besser vertraut bin», so das Talent aus Tuusula. «Nach dem Podestergebnis des Vorjahres wollen wir jetzt natürlich wieder ein Topresultat erzielen. Ich bin ganz optimistisch, dass uns dies auch gelingen wird. Am Freitag wird es für uns am schwierigsten, dann stehen eine ganze Reihe neuer Wertungsprüfungen auf dem Programm, die über harten Untergrund führen und die Reifen sehr strapazieren. Je nachdem wie stark unsere Vorderleute den rutschigen Staub von der Strecke gefegt haben, müssen wir unsere Chance bestmöglich nutzen. Der Konkurrenzkampf ist viel zu groß, um leichtfertig Zeit liegen zu lassen.»

Das kommende Wochenende wird der talentierte Brite sicherlich für lange Zeit nicht mehr vergessen: Dann gibt Gus Greensmith sein Debüt am Steuer eines World Rally Cars der neuen Generation. Gemeinsam mit Beifahrer Elliott Edmondson wird er eine ganze Menge lernen müssen. Dabei sollten beide aber nicht vergessen, diesen besonderen Moment in ihrer Rallye-Karriere auch zu genießen.

«Die vergangenen zehn Jahre meiner Rallye-Laufbahn habe ich auf genau diesen Moment hingearbeitet - und jetzt fühle ich mich bereit, auch diesen Berg zu erklimmen!», freut sich Greensmith. «Aber es geht dabei gar nicht so sehr um mich allein. Unheimlich viele Menschen haben gemeinsam sehr hart daran gearbeitet, mein Debüt in einem modernen World Rally Car zu ermöglichen. Dafür werde ich mich noch bei jedem einzelnen bedanken. Aktuell aber konzentriere ich mich nurm auf die bevorstehende Aufgabe. Für uns kommt es darauf an, dieses Erlebnis zu genießen - viel größere Ziele setze ich mir derzeit gar nicht. Nur wenigen Fahrern ist es vergönnt, eines dieser unglaublichen Autos im Wettbewerb bewegen zu dürfen. Egal was passiert: Ich werde ein Lachen im Gesicht haben. Hinzu kommt, dass ich Portugal und die Region um Porto sehr liebe und mich dort fast schon zu Hause fühle. Die Wertungsprüfungen sind fantastisch, aber ich freue mich auch auf das Land, seine Einwohner und die portugiesische Leichtigkeit des Lebens.»

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