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M-Sport Ford mit geändertem Kader in Finnland

Von Toni Hoffmann
M-Sport Ford tritt beim neunten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft am ersten August-Wochenende mit drei Ford Fiesta WRC und einem geänderten Kader an.

Sie freuen sich, dass es nach den großen Ferien endlich wieder losgeht: Die Stars der Rallye-Weltmeisterschaft brennen auf den ersten WM-Lauf seit sechs Wochen, denn vom 2. bis 4. August erwartet sie die Rallye Finnland. Der legendäre Event im Tempel des Rallye-Sports, wegen den superschnellen

Durchschnittsgeschwindigkeiten auch «Großer Preis von Finnland» genannt, gilt als eine jener Rallyes, die jeder Profi einmal in seinem Leben gewinnen möchte. Die «fliegenden Finnen» wie Fiesta WRC-Pilot Teemu Suninen werfen dabei viel "Sisu" in die Waagschale - also Mut, Entschlossenheit und Kampfgeist. Mut ist auf jeden Fall gefragt, denn auf den Schotterstraßen durch die finnischen Wälder geht es oft jenseits der 200 km/h zur Sache. Neun der zehn schnellsten Wertungsprüfungen in der Geschichte der Rallye-WM führten über diese Pisten. Ebenso irrwitzig wie das hohe Tempo erscheinen die Sprungkuppen, auf denen die Topautos kurzfristig zu Flugobjekten werden. Hier sind außer viel «Sisu» auch Konzentration und Präzision der Fahrer aufs Extremste gefragt.

Das M-Sport Ford World Rally Team greift im hohen Norden gleich mit drei Ford Fiesta WRC an. Besonders große Sprünge plant der finnische Aufsteiger Teemu Suninen, der nach seinem zweiten Platz bei der Rallye Italien-Sardinien vor sechs Wochen jetzt umso mehr in seiner Heimat brillieren will. Im zweiten Fiesta WRC darf Gus Greensmith sein Talent beweisen. Der 22-jährige Brite, ansonsten im Fiesta R5 von M-Sport in der WRC2 Pro-Weltmeisterschaft am Start und dort aktuell Tabellendritter, vertritt Stammpilot Elfyn Evans. Nach einer heftigen Landung während der Rallye Estland benötigt der Waliser noch Zeit, um seine Rückenverletzung vollständig auszukurieren. Den dritten Fiesta WRC steuert der Neuseeländer Hayden Paddon, der vor sechs Jahren exakt bei M-Sport Ford erstmals ein World Rally Car pilotierte.Für Suninen organisierte der Rennstall zur Vorbereitung auf Finnland einen zweitägigen Test. Greensmith nutzte einen Tag, um sichwieder auf die WRC-Version des Fiesta einzuschießen, die er schon in Portugal pilotieren durfte. Am Montag vor der Rallye lernt dann Hayden Paddon erstmals die Power und Performance des Top Fiesta kennen.

«Das Team geht maximal motiviert in die zweite Saisonhälfte», versichert Teamchef Richard Millener. «Dass wir schnell sind, haben wir bereits beweisen. Jetzt möchten wir alle unsere Qualitäten auf den Punkt bringen, mehr Podestplätze holen – und möglichst auch den ersehnten ersten Saisonsieg. Wir haben die Pause im Kalender mit Tests in Finnland und dem Start bei der Rallye Estland sehr gut genutzt und fühlen uns bestens vorbereitet. Uns sind einige schöne Fortschritte gelungen, etwa mit eigens für Finnland neu entwickelten Dämpfern. Ich bin sicher, dass wir die Chance auf ein Topresultat haben», erklärt der 35-Jährige. «Es ist natürlich sehr schade, dass wir auf Elfyn Evans und Scott Martin verzichten müssen, denn Elfyn fuhr in Finnland schon hervorragende Rallyes. Trotzdem reisen wir mit drei viel versprechenden Crews an. Wir wollen so stark auftreten wie möglich, daher das Dreier-Aufgebot. Für Teemu Suninen dauerte die Sommerpause wahrscheinlich viel zu lang, denn er ist total heiß auf seine Heim-Rallye und möchte unbedingt wieder ins Cockpit steigen. Genau wie viele Fans bin ich extrem gespannt, was er ausrichten kann - erst recht mit dem Rückenwind seines bisher besten WM-Resultats auf Sardinien. Dass wir Gus Greensmith einen weiteren Event im World Rally Car ermöglichen, war länger geplant. Wir sind gespannt, wie sich seine Pace entwickelt. Über die Zusage von Hayden Paddon freuen wir uns sehr, denn er bringt massig Erfahrung, hohes Tempo und viel Entschlossenheit mit.»

Wie es sich für ein ehemaliges Mitglied der Fördertruppe «Flying Finn Future Star» gehört, läuft Teemu Suninen auf heimischem Geläuf immer zu besonders großer Form auf. Und er darf auf die Ansagen eines früheren Finnland-Siegers vertrauen: Copilot Jarmo Lehtinen gewann den Event 2009 an der Seite von Mikko Hirvonen im Ford Focus RS WRC.

«Für mich hätte die Sommerpause früher enden dürfen», schmunzelt der 24-Jährige. «Ich will unbedingt zurück ans Steuer und bei meiner Heim-Rallye eine gute Vorstellung abliefern. Meine Pace liegt höher als voriges Jahr und ich besitze jetzt genug Erfahrung, um ernsthaft an Topergebnisse zu denken. Nach dem erfolgreichen Test bin ich sicher, dass unser Auto im Vergleich zu Gegnern schneller ist als noch vor zwölf Monaten.»

Nachdem M-Sport dem Nachwuchs-Duo in Portugal erstmals einen Fiesta WRC anvertraut hatte, kommen Gus Greensmith und Beifahrer Elliott Edmondson früher als gedacht zum zweiten Einsatz in einem World Rally Car: Sie vertreten die von einer Rückenverletzung außer Gefecht gesetzten Paarung Elfyn Evans/Scott Martin. Nur 33 Stunden nach seiner Berufung driftete Greensmith bereits in dem gut 380 PS  starken Turbo-Allradler durch den finnischen Forst.

«Vor allem wünsche ich Elfyn schnelle und vollständige Genesung», betont der frühere Fußball-Torwart. «Wir wollten natürlich nicht unter solchen Umständen ins Cockpit eines World Rally Car zurückkehren, aber gleichzeitig sind wir stolz, dass M-Sport und Ford uns als die geeignete Crew für diese Aufgabe gewählt haben. Die Rallye Finnland gibt dir als Fahrer so viel - ich will gar nicht mir ausmalen, wie es sich im Fiesta WRC anfühlen wird. Dieser WM-Lauf und dieses Auto machen mich jedes Mal sprachlos! Schnelle Rallyes liegen mir. Wenn uns gegenüber Portugal ein Schritt nach vorn gelingt, bin ich zufrieden. Andererseits konnte ich mich sechs Monate auf Portugal vorbereiten und auf Finnland gefühlte sechs Stunden. Deshalb ist mir  klar, wie viel ich noch zu lernen habe, bevor ich auch nur ans Podium denken darf.»

Hayden Paddon und John Kennard dürfen als Vorjahresvierte bei ihrem zehnten Start in Finnland durchaus als Spezialisten für das schnelle Weitsprungfestival gelten. Ihr WM-Comeback geben sie in dem Team, das ihnen vor sechs Jahren erstmals ein World Rally Car anvertraute.

«Wir haben eine Zeitlang pausiert und freuen uns riesig, wieder in einem Topauto zu sitzen. Ich bin sicher, dass wir die Rallye genießen werden. Aber wir wollen nicht bloß mitfahren, sondern das Beste aus dieser Gelegenheit machen», gibt der Mann aus dem neuseeländischen Geraldine die Losung aus. «Nach acht Monaten Pause darf niemand Wunderdinge von uns erwarten. Im Lauf der Rallye wollen wir unser Tempo finden, und wenn das Feeling stimmt, bringen John und ich genug Erfahrung und Selbstvertrauen für einen Kampf um vordere Plätze mit.»

Julius Tannert und Nico Knacker mit ihren Fiesta R2T in Junior-WM am Start

Auch die Nachwuchspiloten im Fiesta R2T haben das Vergnügen bei der Rallye Finnland. Sie gehört als vierter von fünf Läufen zu Junioren-Weltmeisterschaft, in der zwei Deutsche heftig Gas geben.

Der Niedersachse Nico Knacker bestreitet rund ums Rallye-Zentrum Jyväskylä seine erste «Finnland» und seine erst zweite Schotter-Rallye überhaupt. Gemeinsam mit Beifahrer Michael Wenzel möchte er die bei der Rallye Sardinien gesammelten Erfahrungen auf dem neuen Untergrund festigen und weiter ausbauen. «Die ersten Kilometer auf Schotter in Sardinien waren schon sehr lehrreich, aber Finnland hat einen ganz anderen Charakter: breite, schnelle Straßen, aber auch technisch anspruchsvolle, enge Passagen gepaart mit teilweise hartem Schotter und unzähligen Sprüngen», schildert Knacker seine Erwartungen. Den Aufschrieb liest ihm Beifahrer Michael Wenzel vor, der bereits zwei Mal am Start dieses WM-Laufs stand.

Im Vergleich zu Nico Knacker ist Julius Tannert mit zwei Finnland-Teilnahmen ein zumindest älterer Hase. Für seinen dritten Auftritt setzt sich der schnelle Sachse eine klare Zielvorgabe: «Wir wollen unsere Erfahrung aus dem vergangenen Jahren nutzen, aufs Podest fahren und unsere Position in der Meisterschaft verbessern.»

Aktuell belegen Tannert und Copilot Jürgen Heigl Rang vier in der Junioren-WM. «Ich halte die Rallye Finnland für die anspruchsvollste Veranstaltung im Kalender», findet der 29-Jährige. «Mit ihren ultraschnellen Sprüngen bleibt sie einzigartig.»

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