MotoGP: Bittere Pille für Stefan Bradl

Elfyn Evans glänzt auf portugiesischem Schotter

Von Toni Hoffmann
Die Schmach von Kroatien ist getilgt, Elfyn Evans hat bei der Rallye Portugal, der vierten Station der Weltmeisterschaft, endlich seinen auf dem Balkan ganz knapp verpassten vierten Triumph erzielt.

Sollte es so etwas im Rallyesport wie verzeihende Güte geben, so war in Portugal beim ersten Schotterevent des Jahres der 32-jährige Waliser Elfyn Evans der Empfänger. Beim vorherigen Lauf in Kroatien schnappte ihm sein Toyota-Teamkollege Sébastien Ogier auf den letzten Metern den so nahen vierten Sieg weg, in Portugal wurde sein Ego wieder aufgerichtet. Nach 20 Prüfungen vollbrachte er das, was eigentlich in Kroatien hätte geschehen müssen, er siegte im Toyota Yaris WRC 28,3 Sekunden vor Dani Sordo (Hyundai i20 WRC) und 1:23,6 Minuten vor Ogier.

«Das war wirklich eine tolle Rallye, eine tolle Atmosphäre. Wir hatten hier eine gute Pace. Es fühlt sich einfach gut an», freute sich der Vizechampion Evans, der sich in der Fahrerwertung nun zwei Punkte hinter dem weiterhin führenden Ogier einordnete. Der Titelverteidiger Ogier erkämpfte sich eben diese zwei wichtigen Zähler mehr auf der Power Stage mit Rang drei. Mit toller Atmosphäre meinte Evans sicher auch die vielen Zuschauer, die an den Pisten standen, fast wie in alten Zeiten. Die berühmte «Fafe»-Prüfung war wie früher von Zuschauertrauben gesäumt, weil Portugal Zuschauer gestattete.

«Ich habe zum Schluss nichts mehr riskiert. Die Punkte für das Team waren einfach zu wichtig. Gegen Evans hatte ich ohnehin keine Chance», sagte Sordo, der bei 13 Starts fünf Mal auf dem Podium stand.

«Ich habe immer das Maximum gesucht, allerdings ohne Risiko. Es war ein gutes Wochenende nach einem schwierigen Start. Für mich waren die Punkte sehr wichtig», meinte der fünffache Portugal-Sieger Ogier und zu seinem wahrscheinlich letzten Auftritt dort.

Toyota mit etwas Schatten

So ganz zufrieden konnte der Teamchef Jari-Matti Latvala mit der Performance des neuen Motors im Toyota Yaris WRC nicht sein. Eine wirklich erkennbare Leistungssteigerung, wie angekündigt, gab es in Portugal nicht. Der einzige, der das zu Anfang starke Tempo von Hyundai einigermaßen mitgehen konnte, war der spätere Sieger Elfyn Evans. Der fünffache Portugal-Sieger Ogier ließ den Glanz der Vergangenheit missen. Er büsste zwar als Straßenkehrer am Freitag auf den Schotterpisten wie erwartet Zeit ein, doch Glanzlichter blieben danach aus. Nur eine Bestzeit, die er sich zudem auf der siebten Entscheidung mit Evans teilte, konnte er verbuchen, keine Meisterleistung für einen siebenfachen Champion mit 51 Siegen. Er musste sich gerade am Samstag mit seinem immer stärker werdenden japanischen Kollegen Takamoto Katsuta auseinandersetzen. Katsuta war am Samstag bis auf 1,5 Sekunden an Ogier herangekommen. Am Sonntag verlegte sich Katsuta mehr auf eine sichere Ankunft, um sein bestes Ergebnis mit Rang vier (+ 2:28,4) ins Ziel zu bringen.

Schlappe für Hyundai-Piloten

Hyundai Motorsport aus dem unterfränkischen Alzenau musste nach dem anfänglichen Hoch mit einer Dreifachführung später eine schmerzliche Schlappe einstecken. Es lag nicht an der Performance der i20 WRC. Diese wurde als Sorgenbereiter für den Rivalen Toyota aussagekräftig mit 13 Bestzeiten unter Beweis gestellt. Es lag in Portugal vielmehr an den Fehlern der Stammpiloten, die wohl ihre eigenen Leistungen überschätzten und für ein abruptes Ende am Freitag und am Samstag sorgten. Am Freitagmorgen musste bereits Pierre-Louis Loubet mit dem Kunden-i20 WRC aussteigen.

Nach eigenen Aussagen war der Aufschrieb von Thierry Neuville auf der vorletzten Prüfung am Freitag zu schnell ausgelegt. Der Tabellendritte überschlug sich und riss dabei das rechte Hinterrad ab, und Neuville musste auf den abschließenden Parcours auf der Rallycross-Strecke verzichten. Nach seiner Aufgabe am Samstagmittag stieg er am Sonntag wieder ein, um noch vier Punkte in der Power Stage zu retten.

Am Samstagnachmittag sorgte dann der lange Zeit führende Ott Tänak für die nächste Unruhe im Hyundai-Lager. Beim zweiten Durchgang der mit 37,92 km längsten Prüfung riss er auch er das rechte Hinterrad ab. Am Ende lieferte er noch 13 Punkte (inklusive der fünf Zähler für den Gewinn der Power Stage) für die Herstellerwertung ab. Nur der Teilzeitarbeiter Dani Sordo sorgte mit dem Ehrenrang für ein wenig Trost im Hyundai-Team.

Die beiden Piloten von M-Sport Ford bescherten in den zwei Ford Fiesta WRC mit den Plätzen fünf und sechs dem Team aus dem britischen Cumbria das beste Saisonergebnis. Die Zusammenarbeit mit dem irischen Routinier Chris Patterson als Beifahrer bei Gus Greensmith trägt allmählich Früchte. Der von seinem Vater geförderte Vollzeitpilot erzielte mit Rang fünf (+ :52,7) sein bislang bestes Resultat, nur 10,7 Sekunden vor dem WRC-Teilzeitfahrer Adrien Fauxmaux.

In der WRC2-Wertung scherte sich Esapekka Lappi im VW Polo GTi R5 1:42,8 Minuten vor seinem letztjährigen M-Sport-Kollegen Teemu Suninen (Ford Fiesta MKII) und 2:24,3 Minuten vor Mads Östberg (Citroën C3 Rally2) seinen zweiten Saisonsieg. Der Tabellenführer Andreas Mikkelsen musste wegen einer COVID-19-Infektion auf Portugal verzichten.

 

Endstand nach 20 Prüfungen (337,51 km)

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Zeit/Differenz

1

Evans/Martin (GB), Toyota

3:38:26,2

2

Sordo/Rozada (E), Hyundai

+ 28,3

3

Ogier/Ingrassia (F), Toyota

+ 1:23,6

4

Katsuta/Barritt (JP/GB), Toyota

+ 2.28,4

5

Greensmith/Patterson (GB/IRL), Ford

+ 4.52,7

6

Fourmaux/Jamoul (F/B), Ford

+ 5:03,4

7

Lappi/Ferm (FIN), VW R5

+ 9:37,2

8

Suninen/Markkula (FIN), Ford MKII

+ 11:20,0

9

Östberg/Eriksen (N), Citroën R5

+ 12:01,5

10

Gryazin/Aleksandrov (RUS), VW R5

+ 12:35,8

                                                    

 

Fahrer-WM nach 4 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Sébastien Ogier (F), Toyota

79

2

Elfyn Evans (GB), Toyota

77

2

Thierry Neuville (B), Hyundai

57

4

Ott Tänak (EE), Hyundai

45

5

Kalle Rovanperä (FIN), Toyota

41

6

Takamoto Katsuta (JP), Toyota

36

7

Dani Sordo (E), Hyundai

29

8

Craig Breen (IRL), Hyundai

24

9

Gus Greensmith (GB), Ford

22

10

Adrien Fourmaux (F), Ford

20

 

Hersteller-WM nach 4 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Toyota Gazoo Racing WRT

183

2

Hyundai Shell Mobis WRT

146

3

M-Sport Ford WRT

64

4

Hyundai 2C Competition

28

Siehe auch

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