Mateschitz sieht Potenzial in der Rallye-WM
Dietrich Mateschitz glaubt an das Produkt Rallye-WM
In der ersten Ausgabe der Publikation «Auto», ein neues internationales Journal des Automobil-Weltverbandes FIA, äussert sich Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz unter anderem zu seinen Beweggründen, ab 2013 über die Tochterfirma Red Bull Media House die Promotion der Rallye-WM zu übernehmen. Folgend die interessantesten Aussagen des 68-jährigen Österreichers.
Mateschitz stellt klar, dass das Red-Bull-Engagement in der Rallye-WM nicht (nur) auf seine persönliche Motorsport-Leidenschaft zurückzuführen ist: «Das hat nichts mit Leidenschaft oder Spass zu tun. Alle unsere Engagements müssen direkten Nutzen für Red Bull beziehungsweise für das Red Bull Media House mit sich bringen. Wenn gewisse Engagements genauso viel Spass wie für unsere Firma Sinn machen, was manchmal der Fall ist, dann ist das grossartig – spielt aber keine entscheidende Rolle.»
Die Rallye-Szene stellt für Red Bull keineswegs Neuland dar: «Wir verfolgen den Rallyesport wie alle grossen Motorsportserien seit vielen Jahren. In Österreich waren wir während über 20 Jahren Teil der nationalen Rallyeszene, Raimund Baumschlager (zehnfacher österreichischer Rallyemeister, Red.) war seit der Red-Bull-Gründung einer unserer Athleten. In den jüngeren Jahren haben wir unseren Fokus auf Sébastien Loeb sowie die Rallye Dakar, wo wir mit Volkswagen involviert waren, gelegt.» In dieser Zeit holte man mit Loeb beziehungsweise dem Citroën-Team jeweils vier Rallye-Weltmeistertitel in der Fahrer- sowie Markenmeisterschaft (2009–2012) und triumphierte drei Mal mit VW bei der Rallye Dakar (Giniel de Villiers 2009, Carlos Sainz 2010, Nasser Al-Attiyah 2011).
Ab 2013 wird Red Bull neu Sponsorenpartner des Volkswagen-Rallyeteams sein. Interessenskonflikte sieht Mateschitz darin keine: «Unsere Entscheidung, als Promoter der Rallye-WM aufzutreten, gründete vor allem auf den Interessen des Red Bull Media House. Dies primär hinsichtlich der Verwertung dieser Serie über unsere eigenen Medienkanäle wie Servus TV oder Red Bull TV, sekundär bezüglich der Verteilung der globalen Rechte. Das Engagement von Red Bull mit diversen Fahrern und Teams ist davon unabhängig, somit können auch keine Interessenskonflikte entstehen.»
Mateschitz weiss, dass die Rallye-WM in den vergangenen Jahren an Attraktivität eingebüsst und ihre Stellung in der Motorsportszene gelitten hat. Ob man diese Talfahrt mit der Reaktivierung spektakulärer Events wie beispielsweise der Safari-Rallye wieder in bessere Bahnen lenken könnte, vermag der Red-Bull-Chef noch nicht zu sagen. «Es ist wahr, dass wir davon überzeugt sind, dass das Potenzial der Rallye-WM grösser ist, als dies in den letzten Jahren in den Medien den Anschein hatte. Wir versuchen, dieses Potenzial aufzudecken und anzuzapfen. Erst die Zeit wird jedoch zeigen, wie sich dies in der Praxis entwickelt und wie erfolgreich unsere Anstrengungen sein werden. Wir sind noch nicht in der Position, irgendwelche Aussagen zu eventuellen neuen Events zu machen.»
Einer Wiederauflebung der alten Gruppe-B-Zeiten mit den damaligen, äusserst schnellen – aber auch gefährlichen – Rennwagen steht Mateschitz eher skeptisch gegenüber: «Ich denke nicht, dass es Sinn macht, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Der Rallyesport sollte definitiv nicht noch gefährlicher werden, als er bereits ist.» Viel wichtiger seien grosse Fahrerpersönlichkeiten, wie sie es zu jener Zeit gab: «Grosse Persönlichkeiten als Piloten sind in jeder Motorsportserie sehr wichtig. Solche Fahrerprofile lassen sich bestens in den Medien vermarkten, und man kann dementsprechend die Prioritäten setzen.»
Zur Promoter-Partnerschaft mit dem relativ kleinen und unbekannten Unternehmen Sportsman Group meint Mateschitz: «Die Sportsman Group ist nicht eine der grössten Agenturen, aber sie haben einige gute Leute sowie in einigen Bereichen mehr Erfahrung und Know-how als wir bei Red Bull – und umgekehrt. Ich bin davon überzeugt, dass diese Partnerschaft bestens funktionieren wird.»
Angesichts des werksseitigen Rückzugs von Ford und Mini auf die Saison 2013 kommt die Sprache natürlich auch darauf, wie man bei Red Bull die Werke wieder für die Rallye-WM gewinnen will. Mateschitz: «Natürlich ist eine grosse Bandbreite an Marken wichtig für die Rallye-WM. Es spielt gar keine grosse Rolle, ob es sich dabei um Werksteams oder Privatteams mit Werkssupport handelt. Wichtig ist, dass die Teams und die Fahrer gut auftreten, wettbewerbsfähig und für eine gute Show besorgt sind.»