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Sébastien Loeb am Pikes Peak: «Keine Fehler erlaubt»

Von Werner Jessner
Der neunfache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb will in Pikes Peak den Streckenrekord knacken. Im exklusiven SPEEDWEEK.COM-Interview spricht er über das Risiko, den unliebsamen Regen und eine allfällige Rückkehr 2014.
Sébastien Loeb, ist Pikes Peak mehr Rallye oder mehr Racing?

Die Straße ist eher Rallye, das könnte auch eine Sonderprüfung auf Asphalt sein. Aber das Auto ist völlig anders, hat viel mehr Power und verlangt einen differenten Fahrstil.

Kann man hier 100% Speed gehen?

(zögert) Sagen wir: 99%.

Wie genau kennst du die Strecke?

Bevor ich zum ersten Mal hierher gekommen bin, noch vor dem ersten Test, habe ich sie komplett auswendig gekannt.

Wir starten sehr früh am Morgen. Ist die tiefstehende Sonne ein Problem?

Im Rennen am Sonntag sollte es zeitlich bereits okay sein. Im Training bin ich Kurven gegen die aufgehende Sonne allerdings hie und da absolut blind gefahren. Nicht schön.

Wie musstest du den Fahrstil vom Citroën DS3 WRC kommend umstellen?

Zuerst musste ich Vertrauen zum Peugeot aufbauen, ich musste herausfinden, wie nervös das Auto ist und was ich mit ihm machen kann. Bei einem Test in Frankreich haben wir die größten Probleme aussortiert – Übersetzung zu lang, Federung zu hart, Lenkung zu direkt – und beim ersten Lauf hier in Amerika hat das Auto bereits das gemacht, was ich von ihm wollte.

Kann man den Peugeot 208 T16 mit einem Gruppe-B-Auto der 1980er vergleichen?

Wir haben Bremsen und Downforce, nicht nur Motorleistung! Ich schätze, dass wir noch schneller beschleunigen. Ich weiß nicht, wie sich die Gruppe B angefühlt hat, aber dieses Auto hier ist schon verrückt schnell.

Hast du dieses Rennen in deiner Jugend verfolgt?

Ja, meine Freunde und ich haben diese Videos damals natürlich gesehen, es war beeindruckend. In Europa haben Vatanen und Peugeot diesen Berg bekannt gemacht. Später war Marcus Grönholm hier, Petter Solberg wollte starten, und plötzlich tat sich für mich die Gelegenheit auf, es zu versuchen. Und zwar richtig, mit einem professionellen Team und höchstem Anspruch, genau so, wie ich all meine Projekte angehe. Ich wollte es nicht nur gaudihalber machen.

Wärst du auch auf Schotter gefahren?

Auf Schotter wäre es sogar leichter. Normale Menschen können das vielleicht nicht verstehen, aber auf Schotter kannst du mit dem Auto viel mehr arbeiten. Auf Asphalt lenkst du mit einem so starken Auto einmal eine Nuance falsch ein, und du bist weg. Du musst unglaublich präzise sein.

Das Ziel liegt auf 4300 Metern über dem Meer. Spürst du die Höhe körperlich?

Im Rennen werde ich Sauerstoff im Cockpit verwenden. Wir haben es getestet, es funktioniert. Der erste Streckenteil ist körperlich sehr anstrengend zu fahren, danach wird es ein wenig einfacher, allerdings befinden wir uns da schon jenseits der 3000 Meter Seehöhe.

Jetlag, Tagwache um 3 Uhr, wenig Sauerstoff, kaum Leitschienen: Harte Voraussetzungen für eine fehlerfreie Performance…

…und mehr Leistung als du eigentlich brauchen kannst.

Kommen einem da seltsame Gedanken unterwegs?

Nein. Ich kenne das Risiko dieses Rennens. Ich weiß, dass ich mir keinen Fehler erlauben kann, keinen einzigen. Darum war mir wichtig, dass ich mich im Auto wohlfühle, obwohl ich es kaum testen konnte. Das Feeling ist okay, ich weiß, was es tut, was ich zu tun habe.

Die Wetterprognose spricht von 30% Regenwahrscheinlichkeit am Sonntag. Wäre Regen ein Problem?

Oh ja. Ich bin das Auto ein paar Kilometer im Regen gefahren, und das war wirklich, wirklich schwierig.

Hypothetische Frage: Wenn der Rekord – warum auch immer – heuer nicht fällt, kommst du im nächsten Jahr zurück?

Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.

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