Höhentraining für die Elektronik
Die dicht am Pistenrand lauernden Felsen sind nicht das einzige Problem, das die WP »El Condor« einzigartig macht
Knapp über 16 Kilometer Länge sind für eine Wertungsprüfung der Rallye Argentinien fast schon lächerlich. Tatsächlich sind nur die Super-Stages auf dem Rallycross-Gelände am Stadtrand von Carlos Paz noch kürzer. Trotzdem ist »El Condor« eine der anspruchsvollsten Prüfungen nicht nur in Argentinien, sondern des ganzen Jahres.
»El Condor« verzeiht Fahrfehler nur selten. Fast überall lauern massive Felsen als Streckenbegrenzung. An einigen Stellen geht es über schmale Holzbrücken, in die World Rally Cars einfädeln müssen wie in ein Nadelöhr.
Und dann ist da noch der Nebel. In rund 2.000 Meter Höhe ist eigentlich immer damit zu rechnen. »Zum Glück ist El Condor sehr kurvig. Das ist im Nebel einfacher, als wenn man ständig über längere Geraden fährt und Bremspunkte exakt treffenmuss«, beschreibt Rallye-Spitzenreiter Jari-Matti Latvala (VW).
Noch mehr Kopfzerbrechen bereitet »El Condor« den Ingenieuren. Der Start liegt auf über 2.000 Meter Höhe. Die Turbomotoren der World Rally Cars verlieren hier rund 20 Prozent Leistung. »Die größte Gefahr für die Technik ist, dass in der dünnen Luft die Turbinen im Turbolader schneller drehen als normalerweise«, beschreibt Citroën-Motoreningenieur Didier Clement.
Um Schäden zu vermeiden, wird die Motorelektronik entsprechend programmiert. »Außerdem werden Benzinfluss und Zündung angepasst«, ergänzt Ford-Motorenmann Tom Flynn. Die Ingenieure sprechen von unterschiedlichen »Mappings«.
Aber die noch anspruchsvollere Herausforderung für die ECU (Engine Control Unit) ist der enorme Höhenunterschied zwischen Start und Ziel von »El Condor« – rund 1.500 Meter. Während bei der Rallye Mexiko praktisch ständig in über 2.000 Meter Höhe mit mehr oder weniger unverändertem Mapping gefahren wird, ist diese Lösung in Argentinien nicht optimal. »Die Motorelektronik im DS3 WRC erkennt automatisch, auf welcher Höhe sich das Auto gerade befindet und passt das Mapping permanent an«,verrät Clement.
Am Leistungsverlust kann auch VW-Renningenieur Phil Barrett nichts ändern. »Meine Aufgabe ist es deswegen, die Motorelektronik so zu programmieren, dass zumindest Leistungsentfaltung und Ansprechverhalten für den Fahrer wie gewohnt ablaufen.«