Wild, wilder, Rallye Australien
«Newry», «Nambucca» und «Wedding Bells» – die Wertungsprüfungen von Australien bilden eine wahre Besonderheit in der Rallye-Weltmeisterschaft. «Von Natur aus wild» lautet der Wahlspruch, den die Veranstalter der zehnten Saison-Rallye gegeben haben. Deren Typus wechselt von weiten, flüssig zu fahrenden Highspeed-Passagen über offenes Gelände bis zu schmalen, verwundenen Abschnitten durch dichte Wälder. Auf dem harten Untergrund liegt zudem eine lose Schicht feinen Sandes. Gefragt ist deshalb eine Mischung der Fahrzeug-Abstimmungen aus Mexiko und Finnland.
Die Rallye Australien hat aber nicht nur deshalb einiges an Besonderheiten im Programm. Am Samstag bildet die Sonderprüfung «Valla» zum Abschluss des Tages eine Nachtprüfung von 7,94 Kilometern Länge – die live im TV und auf plus.wrc.com gezeigt wird. Auch «Wedding Bells» wird live gezeigt – sie bildet die abschließende Powerstage, die in der Entscheidung um die Fahrer- und Beifahrer-Titel eine mitentscheidende Rolle spielen könnte. 28,6 Prozent der Wertungsprüfungen sind 2015 Neuland für die Fahrer, die sich vor allem am Rallye-Freitag auf neue Strecken einstellen müssen: «Utungun», «Northbank» und «Bakers Creek».
Stimmen vor der Rallye Australien
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Ich liebe die Rallye Australien, sie ist etwas ganz Besonderes. Da es eine Übersee-Rallye ist, gibt es etwas weniger Trubel als beispielsweise zuletzt beim Heimspiel von Volkswagen in Deutschland. Es ist also ein bisschen intimer, und das gefällt mir. Außerdem sind die Wertungsprüfungen in Australien sehr schön zu fahren, ich habe dabei immer sehr viel Spaß im Auto. Im vergangenen Jahr war es ein toller Zweikampf zwischen Jari-Matti Latvala und mir, am Ende lagen wir lediglich 6,8 Sekunden auseinander. Auch in diesem Jahr erwarte ich packende Duelle mit meinen Teamkollegen. Und wir reisen mit einem perfekten Teamergebnis im Koffer nach Down Under. Die Rallye Deutschland war einfach fantastisch und definitiv ein Highlight der Saison. Nun wollen wir natürlich das nächste Highlight folgen lassen. Das große Saisonziel ist logischerweise die Titelverteidigung. In Australien haben wir einen weiteren Matchball. Neben der Hersteller-Wertung mit Volkswagen können wir auch die Fahrer- und Beifahrer-Meisterschaft vorzeitig für uns entscheiden. Wir werden alles dafür geben – im Optimalfall mit einem perfekten Teamergebnis.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Die Rallye Australien ist einzigartig. Die Wälder, der Hafen, einfach die ganze Atmosphäre. Diese erinnert eher an Urlaub, aber das wird es für das Team und mich natürlich nicht. Klar, vor der Rallye werden wir uns ein bisschen in Coffs Harbour und Umgebung akklimatisieren. Wenn es losgeht, müssen und werden wir aber hellwach und auf den Punkt konzentriert sein. Ich mag die schnellen und flüssig zu fahrenden Wertungsprüfungen in Australien. Vor allem die Kombination aus breiten und engen Straßen durch den Wald und auf freiem Gelände. Das ist ein bisschen wie bei der Rallye Finnland – und die liegt mir bekanntlich ganz gut. Dann geht es auf anderen Teilen mit Vollgas nah an großen Bäumen entlang, auch das gefällt mir sehr. Aber Vorsicht: Die Oberfläche ist anders als in den europäischen Wäldern. Das Auto muss optimal darauf eingestellt sein. In Australien ist eine Fahrzeugabstimmung zwischen Rallye Mexiko und Rallye Finnland gefragt. Wir haben dafür also gute Erfahrungswerte, die wir nutzen werden. Ich bin sehr zuversichtlich für Australien. Vergangenes Jahr war es knapp zwischen Sébastien Ogier und mir. Auch in diesem Jahr möchte ich um den Sieg kämpfen, das ist das Ziel.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Nach der erfolgreichen Rallye Deutschland sind wir mit dem Polo zurück auf Schotter – und darauf freue ich mich. Die Rallye Australien ist eine meiner Lieblingsrallyes. Ich mag die Wertungsprüfungen und die unterschiedlichen Herausforderungen. In den Wäldern sind beispielsweise viele blinde Einlenkpunkte dabei. Das erfordert zum einen viel Fahrgefühl und zum anderen eine ordentliche Portion Mut. Es ist alles andere als einfach und man kann sich mit einem noch so kleinen Fehler die ganze Rallye ruinieren. Vergangenes Jahr in Australien gab es den ersten Dreifach-Erfolg für Volkswagen. Das war ein großartiges Team-Ergebnis und hat gezeigt, wie konkurrenzfähig wir in Down Under sind. Mit dem dritten Platz war ich sehr zufrieden. Dazu haben Ola und ich sehr gute Zeiten hingelegt, ich bin also auf jeden Fall zuversichtlich. In Australien habe ich eine gute Chance, erstmals in der Rallye-WM einen Lauf zu gewinnen. Und das ist nach wie vor ein Ziel, das ich lieber heute als morgen erreichen möchte. Also: Auf geht’s!»
Neues aus dem Volkswagen Team
+++ Ein neuer Chefmechaniker für Andreas Mikkelsen und Ola Floene: Yari Mitschinelli übernimmt diesen Job für die derzeitigen WM-Dritten ab der Rallye Australien. Mitschinelli fungierte bereits in den vergangenen drei WM-Jahren als Mechaniker des Duos. Artur Wronski, der bisher der Chefmechaniker der Norweger war und bereits mit Volkswagen die Rallye Dakar gewann, übernimmt künftig die Leitung des Testteams. +++
+++ Lediglich einen einmaligen Tausch der Chefmechaniker stellt die Rallye Australien für Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila dar. Der Service an ihrem Polo R WRC wird nur in Down Under von oben genanntem Artur Wronski zusammen mit Latvalas und Anttilas Stammmechanikern übernommen. Jose Azevedo, der seit Jahren treu an der Seite von Latvala/Anttila steht und weiter stehen wird, ist aus gutem Grund verhindert. Als Pate ist er während der Rallye Australien in seiner Heimat Portugal bei der Taufe seines Neffen unabkömmlich. +++