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Super, Seb! Volkswagen siegt beim WM-Heimspiel

Von Toni Hoffmann
Sébastien Ogier/Julien Ingrassia wiederholen Sieg bei der Rallye Deutschland und bauen WM-Führung aus, Packendes Finale, 81 Podiumsplätze, davon 39 Siege: Volkswagen bereitet Jost Capito siegreichen Abschied.

Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) sind zurück auf der Siegerstraße, und sie ist asphaltiert: Zum zweiten Mal in Folge ging der Sieg bei der Rallye Deutschland an Volkswagen. Ogier/Ingrassia gewannen wie im Vorjahr den neunten Saisonlauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) mit dem Polo R WRC und nutzten dabei den leichten Vorteil, beim ersten wahren Asphalt-Lauf des Jahres die Strecke zu eröffnen. Extrem schwierige Streckenbedingungen, die zwischen trockenem Asphalt und nassem Beton alle Abstufungen bereithielten, machten die Reifenwahl am gesamten Wochenende zu einer wahren Herausforderung. Mit einer weltmeisterlichen Leistung bauten Ogier/Ingrassia ihren Vorsprung in der Fahrer- und Beifahrer-Weltmeisterschaft um 14 auf 59 Punkte aus. Ihre ärgsten Verfolger, Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) mussten sich in einem packenden Finale im Kampf um Platz zwei knapp geschlagen geben und erreichten als Vierte das Ziel. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) sicherten sich im dritten Polo R WRC trotz eines Getriebeschadens am Freitag zwei Extra-Punkte auf der abschließenden Powerstage und trugen mit Platz acht in der Herstellerwertung zu einem wichtigen Schritt für Volkswagen in Richtung Titelverteidigung bei.

Packendes Finale um Rang zwei – Mikkelsen/Jæger als Vierte knapp geschlagen

Spannend bis zum Zielstrich: Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) fanden sich am Finaltag der Rallye Deutschland mitten in einem packenden Dreikampf um die zweite Position wieder. Sie entschieden sich, angesichts drohenden Regens, drei weiche und drei harte Michelin-Wettbewerbsreifen in den Showdown der abschließenden drei Wertungsprüfungen mitzunehmen. Und damit einen Ersatzreifen mehr als die Konkurrenz von Hyundai – dafür mit der Option, bei Feuchtigkeit mehr weiche Pneus dabei zu haben. Der Regen kam nicht, Mikkelsen/Jæger versuchten dennoch alles, um Rang zwei zu erobern, mussten jedoch dem Extra-Gewicht von rund 20 Kilogramm und überhitzenden Bremsen Tribut zollen: Rang vier, trotz enorm starker Leistung an allen Rallye-Tagen.

Am Freitag und Samstag hatten sich die WM-Zweiten ein packendes Duell mit ihren Volkswagen Teamkollegen Ogier/Ingrassia um die Führung geliefert, das auf der legendären «Panzerplatte» zugunsten der dreimaligen Weltmeister entschieden wurde.

Großartige Atmosphäre beim ersten Asphalt-Lauf des Jahres

Zigtausende Fans auf der «Panzerplatte» und entlang der Wertungsprüfungen in den Weinbergen: Der erste Asphalt-Lauf des Jahres bot nicht nur eine große fahrerische und technische Herausforderung, sondern auch eine mitreißende Atmosphäre. Drei Wertungstage absolvierte die Rallye-WM rund um Trier, dreimal stand ein völlig unterschiedlicher Charakter an Asphalt-Prüfungen auf dem Programm. Die Vorentscheidung zugunsten von Sébastien Ogier/Julien Ingrassia fiel auf der „Panzerplatte“, die mit breiten Streckenabschnitten auf Beton, begrenzt von den sogenannten Hinkelsteinen, den Charakter des Rallye-Samstags bildete. Am Freitag hatte sich auf schmalen Asphalt-Routen in den Weinbergen ein packender Kampf um die Führung zwischen Mikkelsen/Jæger und Ogier/Ingrassia entwickelt. Am Sonntag sorgten die Prüfungen «Drohntal» und «Sauertal», die erstmals als Powerstage ausgetragen wurde, mit einem Mix aus schnellen Abschnitten und Serpentinen in den Weinbergen für spektakuläre Rallye-Action.

WM-Führung ausgebaut: Ogier/Ingrassia 59 Punkte vor Mikkelsen/Jæger

Ein wichtiger Schritt in der Weltmeisterschaft für Sébastien Ogier/Julien Ingrassia in der Fahrer- und Beifahrerwertung sowie für Volkswagen in der Herstellerwertung: Mit dem fünften Saisonsieg der Marke, dem dritten für Ogier/Ingrassia ist die Titelverteidigung in alle drei Wertungen ein Stück näher gerückt. Ogier/Ingrassia haben nun 169 Punkte auf dem Konto, 59 mehr als Mikkelsen/Jæger auf der zweiten Position der Gesamtwertung. Latvala/Anttila folgen auf Rang fünf mit 80 Zählern Rückstand. In der Herstellerwertung verteidigte Volkswagen einen Vorsprung von 55 Zählern. Ogier und Ingrassia könnten somit schon beim kommenden Lauf, der Rallye Frankreich auf Korsika, mit einem Sieg frühzeitig die erfolgreiche Titelverteidigung in der Fahrer- und Beifahrer-Wertung feiern.

Powerstage: zwei Extra-Zähler für Latvala, einer für Ogier

Ein versöhnliches Ende nahm die Rallye Deutschland für Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila. Sie mussten bereits am Freitag nach wenigen Kilometern ihren Polo R WRC mit einem Getriebeschaden abstellen, kehrten am Samstag und Sonntag jedoch unter Rallye-2-Reglement stark zurück und sicherten sich mit der zweitbesten Zeit zwei Extra-Punkte. Denkbar knapp ging der letzte Punkt in der Powerstage an Ogier/Ingrassia, die Dani Sordo/Marc Martí (E/E, Hyundai) um eine Tausendstelsekunde verwiesen. Das entspricht drei Zentimetern.

Stimmen, Tag 03 Rallye Deutschland

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1

«Ein fantastisches Gefühl, nach dieser langen Durststrecke wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen. Ich bin einfach überglücklich, den Vorjahreserfolg bei der Rallye Deutschland wiederholt zu haben. Für unser Team ist der Heimsieg enorm wichtig, in der WM-Wertung haben Julien und ich einen großen Schritt in Richtung Titel unternommen – und natürlich sind wir stolz, unserem Boss Jost Capito ein würdiges Abschiedsgeschenk mitzugeben. Es war eine tolle Zeit mit ihm als Teamchef und ich wünsche ihm den gleichen Erfolg in der Formel 1 wie mit Volkswagen in der Rallye-WM. Das Wochenende war nicht einfach für mich, denn ich wollte den Sieg hier unbedingt und dann kann es leicht passieren, dass man etwas übermotiviert ins Rennen geht. Dazu kam das Wetter, das sich ständig geändert hat und extrem schwer vorhersagbar war. Am Ende habe ich geduldig auf meine Chance gewartet und vor allem mit den Zeiten auf der Panzerplatte den entscheidenden Vorsprung auf die Konkurrenz herausgefahren.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2

«Glückwunsch an meinen Teamkollegen Sébastien Ogier. Er hat für Volkswagen «dieses Wochenende wichtige Punkte in der Meisterschaft geholt. Für Miikka Anttila und mich war die Rallye leider viel zu schnell vorbei. Nach dem Getriebeschaden am Freitag war mehr als Platz acht in der Herstellerwertung nicht drin. Zwei Punkte in der Powerstage waren am Ende nur eine kleine Genugtuung, aber immerhin. Natürlich bin ich enttäuscht, wir hatten uns definitiv mehr vorgenommen, aber so ist der Motorsport manchmal. Als Nächstes steht die Rallye Frankreich auf dem Terminkalender. Dort haben wir letztes Jahr gewonnen und wir werden versuchen, dort wieder auf dem Podium zu stehen.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9

«Alles in allem bin ich hochzufrieden mit unserer Leistung, das Ergebnis hätte mit etwas mehr Glück aber besser ausfallen können. Das gesamte Wochenende stand unter dem Zeichen der schwierigen Reifenwahl und eigentlich jeder Service endete mit einer Entscheidung in letzter Sekunde. Wir haben mehrfach auf eine völlig andere Strategie gesetzt – das hat es interessant gemacht, war aber nicht immer richtig. Am Sonntag sind wir nochmal voll auf Angriff gefahren, denn im Dreikampf um Platz zwei hatten wir es mit zwei wirklich schnellen Hyundai zu tun. Wir wollten Jost Capito noch ein letztes Mal eine möglichst erfolgreiche Rallye schenken. Er wird Ende August das Team verlassen – und in den vergangenen Jahren hatten wir eine herausragende Zeit. Anders und ich haben Jost eine Menge zu verdanken. Keine Frage, dass wir noch einmal alles reingeworfen haben. Leider haben dabei die Bremsen überhitzt und ich hatte keine Chance mehr. Schade, aber Rang vier ist im Hinblick auf die Meisterschaft ein kleines Trostpflaster.»

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor

«Ein sehr emotionaler Moment für mich. Heute war mein letzter Einsatz für Volkswagen an der Rallye-Strecke, bevor ich ab September eine neue Aufgabe übernehme. Umso schöner, dass wir mit dem Sieg von Sébastien Ogier und Julien Ingrassia etwas zu feiern haben. Sie haben eine großartige Rallye gefahren und ich freue mich besonders für die beiden, weil sie nach einer Durststrecke wieder ganz oben auf dem Podest stehen. So sehr sie unter den Regeln zu leiden hatten, auf Schotterstrecken die Route eröffnen zu müssen und damit keine Siegchance zu haben, haben sie den leichten Vorteil hier genutzt, den diese Startreihenfolge auf Asphalt bietet. Leicht war es hier aber nicht: Wechselnde Bedingungen haben die Reifenwahl knifflig gemacht und keinen Raum für Fehler gelassen. Ebenso stolz bin ich aber auf die Leistung von Andreas Mikkelsen und Anders Jæger, die sich zu Beginn der Rallye als ebenbürtige Gegner gezeigt haben. Leider hat es am Ende nicht ganz zum zweiten Platz gereicht, obwohl die beiden alles investiert haben, was möglich war. Jari-Matti Latvala hatte diesmal leider Pech, sein Getriebeschaden hat ihm die Chance genommen, hier zu zeigen, was er draufhat. Ich denke, dass er bei der Rallye Frankreich umso stärker zurückkehren wird. Das werde ich dann aber schon aus der Ferne beobachten.»

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