Yamaha R6 Dunlop Cup: Lucy’s Tag
Lucy Glöckner: Platz Zwei auf dem Sachsenring.
Beim ersten Lauf am Samstag feierte Dominik Vincon (Knittlingen, Team Romero ADAC Nordbaden) seinen dritten Sieg in Folge, doch Lucy Glöckner (Krumhermersdorf, LG-Racing Team Hunger) schrieb Cup-Geschichte. Die 18 –jährige Dame stand nach einem grandiosen Rennen als Zweite auf dem Podest, das hatte zuletzt Elli Bindrum vor vierzehn Jahren geschafft. Allerdings nicht in ihrer ersten Cup-Saison!
Zuvor erlebten die begeisterten Zuschauer ein an Spannung nicht zu überbietendes Rennen. Ein Spitzenpulk von fünf Fahrern wechselte in jeder Runde die Positionen. Steffen Widmann (Unter-Flockenbach, WM Racing-Motorrad Hester) hatte zwar diesmal nicht den Start gewonnen, dafür ging er erstmals als Führender in die letzte Runde. Doch der greifbar nahe erste Sieg blieb ihm verwehrt. Nachdem sich Vincon bei der Karthalle vorbeigezwängt hatte, gingen die beiden Rad an Rad in die letzte Kurve. «Ich habe versucht mit mehr Schwung herauszukommen, doch dann hatte Dominik einen heftigen Slide. Ich touchierte in voller Schräglage mit dem Vorderrad seine Schwinge, dann stieg mein Bike in die Luft, mehr weiß ich nicht mehr», berichtete der Pechvogel später. Widmann wurde zum Röntgen ins Krankenhaus gebracht, wo ein Bänderriss in der rechten Schulter diagnostiziert wurde. Damit droht ihm eine längere Rennpause.
Die erste Aufregung hatte es bereits am Start gegeben, wo Tony Covena (NL-Den Haag, Lenferink Motorcycles) in der ersten Reihe stehen blieb. Glücklicherweise reagierten die nachfolgenden Fahrer grossartig, doch der junge Holländer kam erst als 19. aus der ersten Runde zurück. «Ich war als Erster aus der Warm up Runde gekommen, musste entsprechend lange warten, bis das Feld stand und habe dabei vergessen, den Gang einzulegen. Schade, denn ich hatte mir nach dem dritten Trainingsplatz viel ausgerechnet. Mein Rennen selbst war sehr gut, ich konnte mich bis auf Platz vier vorkämpfen und mit den Rundenzeiten hätte ein Podiumsplatz drin gelegen», ärgerte sich der 17-jährige.
Dominik Vincon war zunächst froh, die Aktion in der Schlussrunde gut überstanden zu haben. «Dass Tony am Start stehen geblieben war hatte ich gar nicht bemerkt. Ich konnte noch in der ersten Runde die Führung übernehmen und wollte das Rennen locker angehen. Mir wurde aber schnell klar, dass daraus nichts wird. Widdy und Ben haben sofort attackiert und wird hatten zahlreiche Ausbremsmanöver. In der letzten Runde konnte ich Widdy überholen, aber ich wusste, dass er in der letzten Kurve extrem spät auf der Bremse war. Deshalb fuhr ich Kampflinie und hatte beim Rausbeschleunigen einen wilden Slide. Als wir touchiert haben, hat's mich ordentlich verschüttelt und ich bin froh, dass ich im Sattel geblieben bin», verriet der Meisterschaftsleader.
Allergrössten Respekt zollten alle Fahrer der grandiosen Vorstellung von Lucy Glöckner. Die war selbst überrascht von ihrem zweiten Platz: «Ganz ehrlich, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war nach dem Training mit meinem Setup nicht richtig glücklich, aber das habe ich beim Rennen einfach ausgeblendet», verriet die sympathische Lucy: «In den letzten Jahren habe ich mich immer selbst unter Druck gesetzt. Das habe ich jetzt abgestellt und bin lockerer geworden. In der Senke war ich heute immer schneller als die anderen. Als ich dann an Flori vorbei war, dachte ich nur noch: Augen zu und durch. Natürlich habe ich durch den Sturz von Widdy noch einen Platz gewonnen und auch noch Glück gehabt weil ich unmittelbar hinter ihm war.» Dass sie dabei auch noch mit einer Fabelzeit die schnellste Rennrunde gedreht hat, nahm sie erste später mit Erstaunen zur Kenntnis.
Florian Bauer (Markgröningen, Motorrad Noller/ADAC Württemberg) erkämpfte wie am Nürburgring Platz drei. «Ich habe im zweiten Qualy erst ganz zum Schluss eine frei Runde erwischt, die mich auf Platz zwei brachte. Nach dem Start war ich sogar vorne, das war cool. Das Rennen war dann der Hammer, es ging hin und her. Lucy hat gegengehalten, dass ich dachte, ich fall' vom Glauben ab. In der vorletzten Runde ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, ich sah das Podest schon schwinden, habe dann durch den Sturz von Widdy profitiert. Zweites Podest in Folge, Zweiter in der Meisterschaft. Da kann man nicht meckern», freute sich der Student.
Marcel Bach (King-Bikes Racing Team) konnte als Fünfter seine guten Trainingsleistungen endlich auch im Rennen umsetzen: «Mein Start war gut, Mitte des Rennens habe ich dann etwas zurückgesteckt. Ich hatte meinen unnötigen Sturz vom Nürburgring noch im Hinterkopf und wollte das Ding heute unbedingt heile nach Hause bringen», erklärte der 19-jährige Solinger. Ein guter Start war auch die Basis für den sechsten Platz von Stefan Ströhlein (Wittelshofen, ADAC Nordbayern e.V./Deutschmann): «Anfangs versuchte ich an der Spitzengruppe dranzubleiben, dann kam Lucy angerauscht. Respekt! Ich merkte, dass ich das Tempo nicht ganz mitgehen konnte, zudem habe ich mich einmal verschaltet. Wichtig war, wieder ins Ziel zu kommen und wichtige Punkte in der Meisterschaft zu sammeln.»
Über die freute sich auch Helmut Liendl (A-Wolfsberg, Franz Racing Team): «Ich war schon mit meiner zehnten Trainingsposition sehr zufrieden. Das Rennergebnis ist sicher durch die Ausfälle etwas besser geworden, aber es geht wieder bergauf und deshalb bin ich zufrieden und zuversichtlich, denn in zwei Wochen kommt mein Heimrennen in Salzburg», erklärte der einzige Österreicher im Feld. Sein bis dahin bestes Cup-Resultat durfte Gabriel Läuger (Warngau, MMCR Yamaha Niggl) feiern: «Ich kam ganz gut weg und konnte lange an Heli dran bleiben. Dann ist eine kleine Lücke entstanden, als ich mich verbremst hatte. Dadurch kam der Kasi vorbei und ich wollte schon wieder kontern, dann er sich nach dem Omega abgelegt. Damit hatte sich die Aktion erledigt und ich wollte nichts mehr riskieren und den achten Platz sicher nach Hause bringen.»
Er profitierte natürlich von den Ausfällen. Christian Güthlein, Christian (Bamberg, Motoradcenter Bauer Racing) verschenkte durch eine Sturz in der letzten Runde Platz sechs und auch Ben Gädke (Oelsnitz/Neuwürschnitz, motorradtke), der lange Zeit im Führungsquintett mitgemischt hatte, musste nach einen Ausritt die berechtigten Hoffnungen, nur wenige Kilometer von seinem Heimatort entfernt auf dem Podest zu stehen, ad acta legen. Er konnte zwar weiterfahren, aber mehr als der neunte Platz war nicht mehr drin. Den letzten Top Ten-Platz sicherte sich Nico Hüssner (Freirachdorf, Yamaha Voiges ADAC Mittelrhein): «Ich habe das ganze Rennen in der Verfolgergruppe gekämpft und konnte mich in der letzten Runde durchsetzen. Nach dem Sturz vor drei Wochen am Nürburgring war ich damit voll zufrieden», erklärte der 15-jährige Schüler.