MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Adieu, Tony Brooks: Der älteste GP-Sieger ist tot

Von Mathias Brunner
Im Alter von 90 Jahren ist Tony Brooks gestorben, der älteste lebende Formel-1-GP-Sieger. Der Engländer war einer der wenigen Piloten, die den grossen Stirling Moss in Bedrängnis bringen konnten.

Der sechsfache Grand-Prix-Sieger Charles Anthony Standish «Tony» Brooks ist tot: Der WM-Zweite von 1959 starb im Alter von 90 Jahren, er war damit der älteste noch lebende F1-WM-Laufsieger und auch der letzte noch lebende Rennheld, der in den 1950er Jahren einen Grand Prix gewonnen hatte.

Brooks war Sohn eines Zahnarztes, und natürlich erwartete Papa, dass sein Sprössling die gleiche Laufbahn einschlagen würde. Aber auf den Zahn gefühlt hat Brooks dann in anderer Form – nämlich der Konkurrenz auf der Rennstrecke.

Noch während seines Studiums bestritt Brooks seine ersten Rennen, mit einem Sportwagen des Typs Healey. Tony machte sich schnell einen Namen als schneller, zuverlässiger Fahrer. Sein Durchbruch national: Als er sich in Crystal Palace (London) bei einem Formel-2-Rennen nur von drei F1-Rennwagen schlagen liess, und die waren hochkarätig besetzt – Mike Hawthorn, Harry Schell, Roy Salvadori.

Der internationale Durchbruch liess nicht lange auf sich warten: Er gewann 1955 den nicht zur WM zählenden Formel-1-Lauf von Sirakusa (Sizilien). Jahre später nahm sich Brooks selber auf die Schippe: «Sie fanden wohl keinen Gescheiteren. Jedenfalls hatte ich noch nie einen Meter in einem Formel-1-Auto zurückgelegt. Als der Anruf kam, sagte ich wie benommen ja, und das war es.»

Favoriten waren (in Abwesenheit von Ferrari) die Maserati von Luigi Musso, Harry Schell und Luigi Villoresi. Weil der Alta-Motor im Connaught-Chassis schon ziemlich Kilometer auf dem Tacho hatte, wurde Brooks im Training gebeten, doch bitte nicht so viele Kilometer zu fahren.

Mit ganzen 15 Formel-1-Runden ging Brooks ins Rennen, überholte in Runde 11 den führenden Musso und wurde nie wieder gesehen – der erste Sieg eines englischen Piloten in einem englischen Wagen bei einem Formel-1-Rennen in Europa.

Brooks schloss sein Studium ab, so wie er es seinen Eltern versprochen hatte, aber er war dem Rennsport längst verfallen. Die Liebe wurde 1956 nicht erwidert: Sein BRM war zu anfällig, ein schwerer Unfall in Silverstone wegen Getriebedefekts bedeutete einen gebrochenen Kiefer und einen irreparablen Vertrauensschaden.

Da kam das Angebot von Tony Vanderwell gerade richtig, um einen der Vanwall-Renner zu fahren. 1957 mischte Brooks in der Weltspitze mit – Zweiter in Monaco, Sieger in Aintree, in einem Rennen, in welchem er seinen Wagen an Team-Leader Stirling Moss abgeben musste, dessen eigener Renner liegengeblieben war.

Auch in diesem Jahr ein schwerer Unfall: In Le Mans wurde er aus seinem Aston Martin geschleudert und konnte von Glück reden, mit Hüftverletzungen und schweren Hautabschürfungen davongekommen zu sein.

1958 hatte Teambesitzer Vanderwell sein Ziel erreicht: Der Vanwall war das schnellste Auto, aber es blieb auch anfällig. So gewann Brooks die Grossen Preise von Belgien, Deutschland und Italien, in der WM reichte das aber nur zu Rang 3. Als Vanderwell dem Sport Adieu sagte, weil sein Pilot Stuart Lewis-Evans ums Leben gekommen war und der Unternehmer mit dem Team alle Ziele erreicht hatte, holte Enzo Ferrari Tony Brooks nach Italien.

Der Engländer bedankte sich mit WM-Rang 2 hinter Jack Brabham, er gewann in Frankreich und in Deutschland. Und er lag vor seinem Rivalen und Freund Moss.

Letztlich hat sich jedoch Brooks mit seinen Landsleuten immer am wohlsten gefühlt, er ging zum Yeoman Cooper-Team, aber er konnte weder 1960 noch 1961 mit BRM an seine früheren Erfolge anschliessen. «Ich wollte eigentlich schon Ende 1959 aufhören, ich hatte zu viele Freunde sterben sehen.»

Brooks war nicht nur sauschnell, er war auch eine ehrliche Haut, Mätzchen am Lenkrad waren ihm zuwider, Fairness war für ihn kein leeres Wort.

Tony Brooks blieb dem Sport verbunden – als Restaurateur alter Rennwagen und als Gast bei zahlreichen Veranstaltungen mit historischen Rennfahrzeugen.

Das vielleicht schönste Kompliment erhielt er von Stirling Moss. Auf die Frage, wen er, Moss, in seine Autos setzen würde, wäre er Teamchef, antwortete er: «Jim Clark und Tony Brooks.»


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