MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

USA-GP in Austin (Texas): Gruss der 77-Meter-Schlange

Kolumne von Mathias Brunner
Der Grosse Preis der USA ausserhalb von Austin (Texas) ist kein Rennen wie jedes andere. Hier einige Fakten zum USA-GP, zur Strecke Circuit of the Americas (COTA), zu Austin und zu Texas.

Der erste Mann, der eine Runde auf dem Circuit of the Americas fuhr, war die US-amerikanische Rennlegende Mario Andretti. Passend nun wird der Formel-1-Champion von 1978 geehrt: Die Linkskurve vor Start und Ziel wird seinen Namen tragen – als einzige Kurve der Strecke, denn die anderen Bögen sind lediglich durchnummeriert.

Der «Circuit of the Americas» (COTA) ist die erste US-Rennstrecke, die eigens für die Formel 1 gebaut worden ist – für angeblich rund 300 Millionen Dollar.

Zuvor war der US-amerikanische WM-Lauf ein richtiger Wandervogel. Die Formel 1 gastierte vor Austin an neun verschiedenen Orten: Indianapolis Motor Speedway (1950–1960 und später von 2000–2007), Sebring (1959), Riverside (1960), Watkins Glen (1961–1980), Long Beach (1976–1983), Las Vegas (1981–1982), Detroit (1982–1988), Dallas (1984) sowie Phoenix (1989–1991), dann wie erwähnt nochmals Indy. Kein Grosser Preis im Rahmen der Formel-1-WM hat eine solche Irrfahrt hinter sich.

Damit ist auch klar: Austin ist nach Dallas der zweite Grand Prix im US-Bundesstaat Texas. Und wo wir gerade dabei sind: Texas leitet sich ab von «tejas». Die ersten spanischen Siedler fanden die einheimischen Caddo-Indianer so umgänglich, dass sie sie Tejas nannten (Freunde).

Ein Wahrzeichen von COTA: Der 77 Meter hohe Aussichtsturm (mit Glasboden) aus der Feder des Architekten Miró Rivera. Achten Sie mal darauf – von der Seite betrachtet, sieht der Turm wie eine Schlange auf, die sich aufbäumt.

Das GP-Wochenende ist restlos ausverkauft: Aufgrund von mehr Tribünen als 2021 dürfte der letztjährige Rekord von 400.000 Besuchern geknackt werden.

Die Farben von Texas leiten sich so ab: Weiss steht für Reinheit, Blau für Loyalität, Rot für Mut. Der «Lone Star» (der einsame Stern) auf der linken Seite der Flagge geht auf die ursprüngliche Flagge der Republik Texas zurück, auf der so genannten «Burnet Flag» (von 1836 bis 1839). Der Einzelstern als Symbol steht für die Unabhängigkeit von Texas von Mexiko sowie als Zeichen der Einigkeit für Gott, Staat und Vaterland.

Fast würden wir heute vom Waterloo-GP sprechen, gar nicht von Austin: Erste Siedler liessen sich in Austin 1835 nieder, aber die Stadt wurde erst 1839 offiziell gegründet – und hiess nicht Austin, sondern Waterloo!

Der Stadtname Austin geht auf den ersten Staatssekretär zurück, Stephen F. Austin (1793–1836).

Eine Eigenheit der COTA-Rennstrecke: Gewisse Abschnitte erinnern an europäische Traditionspisten. Die Bergaufpassage zur ersten Kurve an den früheren Österreichring, die schnellen Richtungswechsel in den Kurven 4 bis 6 ähneln dem Maggots-Becketts-Komplex in Silverstone. Der dritte Sektor ist ein eher technischer Abschnitt, ähnlich dem Motodrom in Hockenheim, und es gibt eine Passage wie das Senna-S in Interlagos.

Kein US-amerikanischer Rennfahrer hat je den Grossen Preis der USA gewinnen können.

Austin ist nicht nur das Heim des USA-GP sondern auch von einer der grössten Fledermaus-Kolonien der Welt. Jeden Abend schwärmen 1,5 Millionen mexikanischer Fledermäuse aus, die unter der «Congress Avenue Bridge» wohnen. Ein Spektakel, das jedes Jahr von unzähligen Touristen verfolgt wird.

Austin (Motto: «Keep Austin Weird» – bewahrt Austin merkwürdig) ist eine junge Stadt, mit 60.000 Studenten und 250 Live-Musikklubs. Jedes Jahr finden in Austin mehrere Musikfestivals aller Art statt. Die Stadt selber nennt sich unbescheiden «Livemusik-Hauptstadt der Welt». Das Festival South by Southwest (SXSW) im Frühling zieht eine Viertelmillion Fans an.

Alle Formel-1-Sieger auf dem COTA sind aus der ersten Startreihe losgefahren.

Bei bisher allen Grands Prix auf der texanischen Rennstrecke stand der Mann von Pole-Position später auf dem Siegerpodest.

Die grösste Aufholjagd auf dem COTA zeigte 2018 Max Verstappen: Vom 18. Platz losgeprescht, wurde der Niederländer toller Zweiter.

Nur 2015 wurde das Rennen von Regen beeinträchtigt.

Zwei Mal fiel die Fahrer-WM-Entscheidung auf dem Circuit of the Americas – 2015 und 2019, jeweils zu Gunsten von Lewis Hamilton.

In ganz Austin stehen noch immer 17 Mondlicht-Türme aus den 1890ern, 50 Meter hoch. Die anfangs 31 Lichtspender wurden nicht nach einer Serie von Morden aufgestellt (das ist ein Ammenmärchen), sondern einfach um die Stadt zu erhellen. Die Türme sind denkmalgeschützt. Austin ist die einzige Stadt weltweit, in welcher noch solche Türme stehen.

Wäre Texas ein Land, wäre es die neuntgrösste Wirtschaftsmacht der Welt. Das kann nur Kalifornien besser (fünftgrösster Wirtschaftsmotor weltweit).

Das Texas State Capitol in Austin ist grösser als jenes von Washington.

Zehn Prozent der Einwohner von Austin sind deutscher Abstammung.

Circuit of the Americas: Die GP-Sieger

2012: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2013: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing
2014: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2015: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2016: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2017: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2018: Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari
2019: Valtteri Bottas (FIN), Mercedes
2020: kein Rennen
2021: Max Verstappen (NL), Red Bull Racing

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