MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Vor 30 Jahren: Ayrton Senna testet Penske-IndyCar

Von Mathias Brunner
​Ende 1992 herrschte Ungewissheit, ob McLaren-Star Ayrton Senna auch 1993 noch Formel 1 fahren würde. Sennas Alternative: IndyCar. Er testete einen Penske und war sofort schneller als Emerson Fittipaldi.

Der 20. Dezember 1992 war kein Tag wie jeder andere. Es war der Tag, an dem aus Formel-1-Superstar Ayrton Senna ein IndyCar-Fahrer wurde. Der Brasilianer zankte sich damals mit McLaren-Teamchef Ron Dennis ums Gehalt für 1993, zudem machte sich Senna grosse Sorgen über den kommenden Motorwechsel der Briten von Honda zu Ford. Senna ahnte: Williams, 1991 stark, 1992 krass überlegen, würde auf Jahre hinaus stark bleiben.

Senna wusste ebenfalls: Die Formel 1 hatte Nigel Mansell an den IndyCar-Sport verloren (der Engländer fuhr ab 1993 für Newman/Haas und wurde in der ersten Saison prompt Meister), weder McLaren noch FIA konnten es sich leisten, dass sich auch Ayrton sich Richtung Amerika verabschiedet.

Das war Senna herzlich egal. Ayrton reiste nach Amerika, um auf dem «Firebird International Raceway» ausserhalb von Phoenix (Arizona) den IndyCar-Penske seines Freundes Emerson Fittipaldi zu testen. Die Weichen dazu hatte Marlboro gestellt, Sponsor von McLaren und auch von Penske. «Die Piste fühlte sich an wie eine Go-Kart-Strecke», sagte Fittipaldi später.

Senna schlüpfte also in den Penske PC21-Chevy, jenes Fahrzeug, mit dem Emerson Fittipaldi 1992 Gesamtvierter der IndyCar-Serie geworden war und vier Rennen gewonnen hatte.

Senna sagte beim brasilianischen TV-Sender Bandeirantes TV: «Die Strecke ist sehr langsam, und das Auto ist ganz anders als ein Formel-1-Renner, aber das Fahrgefühl ist prima. Eines Tages werde ich in den USA Rennen fahren, es ist nur eine Frage der Zeit.»

Am Ende fuhr Senna eine Bestzeit von 49,09 Sekunden, knapps sechs Zehntel schneller als Stammfahrer Fittipaldi.

Zum 25jährigen Jubiläum von Sennas Test in Amerika hat IndyCar diesen Dokumentarfilm hergestellt. Regisseur Travis Long und der langjähriger Rennreporter Marshall Pruett liessen dabei Zeitzeugen zu Worte kommen – wie Teamchef Roger Penske und die Fahrer Rick Mears und Paul Tracy.

Rick Mears: «Senna brauchte nicht lange, um zu beweisen, was für ein fabelhafter Racer er war. Ayrton hatte sichtlich Spass am Fahren. Er meinte im Hinblick auf die vielen Fahrhilfen im Grand-Prix-Renner: ‘In der Formel 1 fahren schon fast die Computer für uns. Das hier ist wieder echtes Fahren!’»

Der Kanadier Paul Tracy erinnert sich: «Als Ayrton einstieg, dachte ich mir – oh-oh, aus meinem Engagement bei Penske wird wohl nichts. Senna hatte einen ganz anderen Fahrstil als Emerson oder Rick. Er nahm viel mehr Schwung in eine Kurve mit hinein.»

Roger Penske: «An sich hatten wir mit Fittipaldi und Tracy unsere Fahrer für 1993. Aber wenn Ayrton unbedingt hätte Rennen fahren wollen, dann hätten wir schon eine Lösung gefunden. Die Gespräche wurden jedoch nie ernsthaft. Vielleicht hat er uns ein wenig als Druckmittel gegen McLaren ausgenutzt. Aber Senna war auch ein guter Freund von Emerson, und mit Marlboro hatten wir einen gemeinsamen Sponsor. Senna im IndyCar war ein Gefallen, den wir gerne machten.»

Senna schaffte es nie in die USA: Er kehrte zwar für eine weitere Saison zu McLaren zurück, aber Ende 1993 war klar, dass er 1994 in einem Williams setzen würde. Am 1. Mai 1994 kam er beim Grossen Preis von Imola als Führender von der Strecke ab und zog sich tödliche Kopfverletzungen zu.

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