Katar-GP: Sprint-Quali bei 40 Grad – kein F1-Rekord
Es wird heiss in Katar
Der Grosse Preis von Katar ist als Nacht-GP ausgelegt, das bedeutet: GP-Qualifikation, Sprint und WM-Lauf in der Nacht, aber das erste freie Training vom Freitag und die Sprint-Quali finden am Nachmittag statt.
Für Fahrer und Techniker stellt sich damit eine knifflige Aufgabe: Sie müssen am Freitag ihr Auto bei über 40 Grad abstimmen für Verhältnisse, die am Abend zehn Grad weniger warm sein werden.
Motorsport bei mehr als 40 Grad sind in der Königsklasse selten, aber nicht ungewöhnlich.
Die ganzen Hitze-GP aus 73 Jahren Königsklasse einzuordnen, ist nicht ganz einfach – weil zu Beginn der Formel-1-Geschichte selten genaue Messungen vorgenommen wurden.
Das Paradebeispiel dafür ist der Argentinien-GP vom Januar 1955: Die meisten Berichterstatter sprachen damals von 40 Grad im Schatten, anderen Berichten zufolge lag die Temperatur bei 37 Grad. Die Pistentemperatur betrug 52 Grad. Fakt jedoch ist: In Zeiten, als Fahrerwechsel noch erlaubt waren, wurden zahlreiche Fahrzeuge von mehreren Piloten bewegt – nur die beiden Argentinier Juan Manuel Fangio (Sieger) und Roberto Mieres (Rang 5) kamen ohne Ablöse ins Ziel! Die Hälfte des Feldes kämpfte mit Dehydrierung und Hitzeschlag-Symptomen.
Das französische Reims galt als Garantie für einen Hitze-GP. Im Juli 1959 wurde auch hier die 40-Grad-Marke gekitzelt. Es war so heiss, dass der Pistenbelag zu schmelzen begann – ein Effekt, den ich Ende der 1980er Jahre selber in Phoenix (Arizona) beobachten konnte. Dort müsste eigentlich noch heute ein Turnschuh-Abdruck von mir verewigt sein ...
In Reims 1959 jedenfalls erlitt der US-Amerikaner Masten Gregory einen Hitzschlag, anschliessend traf ihn ein Stein, der vom Rad eines Konkurrenten aufgewirbelt worden war! Tony Brooks siegte im Ferrari.
Wir wissen nicht, wer die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Dallas (Texas) auszurücken. Wir wissen nur, dass sich auch dort 1984 bei Temperaturen um die 40 Grad die Piste aufzulösen begann. Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur prüften – 66 Grad! Keke Rosberg trotzte der Hitze am besten und gewann.
Jahrelang feierte sich der Malaysia-GP als «heissester Grand Prix des Jahres», aber dort verfälschte die hohe Luftfeuchtigkeit den Eindruck. Singapur gilt als mindestens so anstrengend, auch wenn dort in der Nacht gefahren wird.
Der Rekord geht letztlich wohl an Bahrain 2005: Die Temperatur sank während des gesamten Rennens nie unter 41,9 Grad! Fernando Alonso gewann im Renault, bei einer Pistentemperatur von 56 Grad.
Mal sehen, wie heiss der neue Asphalt auf dem Losail International Circuit wird.