Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Stefan Bradl (Honda): Neues Bike, erste Fortschritte

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl musste am Schluss eine 3-sec Strafe hinnehmen

Stefan Bradl musste am Schluss eine 3-sec Strafe hinnehmen

Stefan Bradl wäre im Misano-Sprint ohne die 3-sec-Strafe wieder zweitbester Honda-Fahrer gewesen. Aber er war mit seiner Leistung nicht zufrieden, obwohl das neue Chassis offenbar Potenzial hat.

Stefan Bradl (33) kassierte wie seine Kollegen Mir, Augusto Fernández, Pol Espargaró und Morbidelli wegen ihrer Track-Limits-Vergehen einen Long-Lap-Penalty. Er spulte ihn aber nicht ab und bekam deshalb zu seiner Fahrzeit 3 sec addiert, wodurch er vom 20. auf den 22. Platz zurückfiel. Auch die erwähnten Straftäter bekamen 3 sec aufgebrummt, Zarco wurde um einen Platz nach hinten versetzt, weil er die «track limits» in der letzten Runde überfahren hatte.

Bradl tauchte in der ersten Runde zuerst als 15. auf, hielt also seine Startposition. «Aber das dauerte nur ungefähr bis zur ersten Kurve. Dann war ich schon auf Platz 16. Im Rückblick muss ich sagen, es war kein gutes Rennen von meiner Seite, das muss ich ehrlich zugeben, weil ich ein bisschen verkrampft war und dadurch zu viele Fehler eingebaut habe. Dazu kommt, dass sich das neue Motorrad ein bisschen anders verhalten hat als üblich. Ich bin ja erstmals mit dem neuen Chassis in ein Rennen reingegangen. Ich habe es vorher nur eineinhalb Tage in Motegi und eineinhalb Tage hier getestet. Dafür habe ich ein bisschen einen Preis zahlen müssen. Ich bin nicht so sauber und präzise gefahren und habe die Linie nicht so sauber getroffen wie sonst. Das ist passiert, weil ich eben verkrampft war und weil sich das Motorradl anders verhalten hat. Wir haben neues Material, doch das ist ein Prozess, der noch eine Weile dauert. Verkrampft war ich vielleicht, weil ich bisher nur drei Grand Prix in diesem Jahr bestritten habe.»

«In so einem Fall denkt man sich vor dem Start manchmal, das wird ein brutal hartes Rennen. Denn mit der Honda tun wir uns sowieso alle nicht leicht. Mit der Honda kannst du dir nicht zwischendurch einmal zwei Runden zum Durchschnaufen gönnen. Du hast keine Pace, die du gut managen kannst. Du stehst mit diesem Bike immer so unter Stress und bist so angespannt, weil du permanent Angst hast Fehler zu machen. Das raubt dir unnötig so viel Energie, die du für etwas anderes viel besser brauchen könntest.»

Denn die Honda-Fahrer müssen wegen der unberechenbaren und unerwarteten Vorderrad-Rutscher immer auf die Hut sein – und mit Stürzen rechnen.

Joan Mir, vor drei Jahren auf der Suzuki noch MotoGP-Weltmeister, ist deshalb inzwischen völlig zermürbt. Er verlor in 13 Runden nicht weniger als 32,955 Sekunden auf Sieger Jorge Martin – und wurde auf der Repsol-Honda 23. und Letzter.

«In einem Rennen fährst du nicht von A bis Z bei 100 Prozent, aber bei Honda sind wir immer so bei 95 Prozent. Die anderen Teams fahren zu Beginn des Rennens mit 85 Prozent und managen dann die Reifen und ihre Situation. Das geht bei uns nicht. Auch mit dem neuen Motorrad nicht, weil wir noch nicht viel Erfahrung damit haben. Da haben wir einen anderen Rahmen, eine veränderte Sitzposition, eine neue Aerodynamik am Heck. Dieses Bike ist ein Schritt nach vorne. Auf eine einzelne Runde war es nicht so schlecht, finde ich. Aber ich habe im Qualifying-1 auch einen guten Zug erwischt, so dass es gepasst hat und ich vom 15. Startplatz wegfahren konnte», ergänzte Bradl.

Ergebnisse MotoGP-Sprint, Misano (9. September):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:58,785 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,445 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 4,582
4. Pedrosa, KTM, + 4,772
5. Binder, KTM, + 4,931
6. Viñales, Aprilia, + 6,062
7. Marini, Ducati, + 6,519
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 7,893
9. Alex Márquez, Ducati, + 9,264
10. Marc Márquez, Honda, + 11,318
11. Raúl Fernández, Aprilia, + 13,365
12. Oliveira, Aprilia, + 13,788
13. Quartararo, Yamaha, + 14,243
14. Zarco*, Ducati, + 14,154
15. Miller, KTM, + 17,421
16. Pol Espargaró**, KTM, + 17,451
17. Di Giannantonio, Ducati, + 18,133
18. Morbidelli**, Yamaha, + 19,749
19. Augusto Fernández, KTM, + 20,403
20. Pirro, Ducati, + 21,454
21. Nakagami, Honda, + 21,962
22. Bradl**, Honda, + 23,672
23. Mir**, Honda, + 36,100

*= ein Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (statt Long-Lap am Rennende wegen «track limits»-Vergehen)

WM-Stand nach 23 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 267 Punkte. 2. Martin 222. 3. Bezzecchi 198. 4. Binder 171. 5. Aleix Espargaró 156. 6. Zarco 141. 7. Marini 128. 8. Viñales 117. 9. Miller 104. 10. Alex Márquez 103. 11. Quartararo 82. 12. Morbidelli 67. 13. Augusto Fernández 58. 14. Oliveira 55. 15. Rins 47. 16. Di Giannantonio 43. 17. Nakagami 35. 18. Bastianini 25. 19. Marc Márquez 22. 20. Pedrosa 19. 21. Raúl Fernández 14. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Stefan Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 391 Punkte. 2. KTM 221. 3. Aprilia 207. 4. Yamaha 102. 5. Honda 96.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 363 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 326. 3. Ducati Lenovo Team 302. 4. Red Bull KTM Factory Racing 275. 5. Aprilia Racing 273. 6. Monster Energy Yamaha 149. 7. Gresini Racing 146. 8. LCR Honda 85. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 75. 10. CryptoDATA RNF 73. 11. Repsol Honda 27.

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