24h Le Mans: So geht es heute beim Vortest ab
Zwischen den Streckenabschnitten 'Tertre Rouge' und den 'Porsche-Kurven' standen am gestrigen Samstag etliche Straßenschilder, die alle den selben Hinweis gaben: Ab Sonntagmorgen um 3:30 Uhr ist diese Landstraße bis abends 20:00 Uhr komplett gesperrt. Was für Teilnehmer des öffentlichen Straßenverkehrs der 140.000 Einwohner-Stadt Le Mans ein großen Ärgernis darstellt, ist für Sportwagen-Enthusiasten rund um den Globus das Ende einer langen Durststrecke. Endlich ist der 13,629 Kilometer lange 'Circuit de la Sarthe' wieder in Gänze befahrbar. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Denn nach knapp einem Jahr Pause geben am heutigen Sonntag (04. Juni) wieder LMP- und GT-Sportwagen im Herzen Frankreichs Vollgas. Beim altehrwürdig Vortest können sich Mensch und Maschine auf das anstehende 24-Stunden-Rennen in knapp zwei Wochen (17./18. Juni) einschießen.
Bereits seit Donnerstag wurden die 60 teilnehmenden Fahrzeuge von den technischen Kommissaren auf Reglementskonformität überprüft. Und auch im Cockpit wurden neben den Stammbesatzungen einige zusätzliche Fahrer für den Vortest nominiert. Somit steht einem Aufgalopp nichts mehr im Wege. «Wir werden beim Vortest sicherlich nicht auf die Rundenzeiten schauen, sondern unsere beiden Wagen für das Rennen optimal abstimmen», erklärt Porsche-Teamchef Andreas Seidl im lockern Plausch mit SPEEDWEEK.com.
Dafür hat nicht nur sein Porsche LMP Team insgesamt acht Stunden Zeit. Denn der Kurs ist von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr und von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr für den Motorsport scharf geschaltet. Für die 60 am Rennen teilnehmenden Fahrzeuge ist der Vortest inzwischen eine Pflichtveranstaltung. Das war in der Vergangenheit teilweise anders geregelt. Bis ins Jahr 1999 mussten sich die Rennwagen an diesem Tag beispielsweise sogar erst für das 24-Stunden-Rennen qualifizieren. Wer zu langsam war, konnte gleich wieder einpacken und nach Hause fahren. Heute ist das anders, da über den Start am Langstrecken-Klassiker im Winter ein Selektionskomitee entscheidet.
Anders sieht es bei den Piloten aus. Jeder, der seit dem Jahr 2012 nicht am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilgenommen hat (genauso wie Piloten, die von der FIA in den Bronze-Status eingestuft wurden und 2016 nicht mit dabei waren) muss während des Vortests zehn Runden auf der 13,629 Kilometer langen Strecke abspulen. Eine Ausnahmereglung gilt für Fahrer mit Platin-Status. Diese haben die Möglichkeit, die zehn Pflichtrunden während der Le-Mans-Rennwoche nachzuholen, falls Sie am Vortest verhindert sind. Ein Beispiel dafür ist Tony Kanaan, der an diesem Wochenende noch in Detroit im IndyCar-Cockpit sitzt.
Nach dem Vortest werden die meisten Fahrer dann wieder nach Hause reisen, um sich für die anstrengende Le-Mans-Speedweek (ab Sonntag, 11. Juni) zu erholen. Ein paar wenige Kutscher absolvieren am kommenden Dienstag noch einen kurzen Shakedown auf dem Bugatti-Circuit (der permanenten Rennstrecke von Le Mans).