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Einblicke in Timo Bernhards Le-Mans-Vorbereitung T2

Von Martina Müller
Exklusiv für die Leser von SPEEDWEEK.com stellt Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard seine persönliche Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans vor. Dies ist der zweite Part der dreiteiligen Serie mit dem LMP1-Piloten.
Herr Bernhard, in Le Mans wird bekanntlich auch nachts Gas gegeben. Wie kann man das Fahren bei Dunkelheit trainieren oder das Auge dafür schulen?

«In der Tat gibt es Übungen für die Augen, die das Sichtfeld erweitern und auch die Konzentration erhöhen können. Das habe ich auch schon gemacht. Generell ist es jedoch unheimlich schwer, etwas für das Fahren bei Nacht zu machen. Da zählt einfach auch die Rennerfahrung und die persönliche Fitness an sich. Es wundert mich eigentlich immer wieder: Wir haben die ganze Woche so viel Stress und am Renntag in der Nacht maximal eine Stunde Schlaf - wenn man davon überhaupt reden kann. Und am nächsten Tag, also im zweiten Teil des 24-Stunden-Rennens werden, wenn die Bedingungen es zulassen, die gleichen Zeiten wie vorher gefahren. Dass der Körper den Stress aushalten kann ist einfach unglaublich. Ein oder zwei Tage danach merke ich es aber schon. Dann bin ich mental blank.»

Arbeiten Sie im Bezug auf die Konzentration auch mit einem Mental-Trainer, mit dem Sie entspannen oder meditieren?

«Nein. Meditation in der Form mache ich nicht. Aber ich habe schon die eine oder andere Anlaufstelle, durch die ich mich mental besser in Stimmung bringen kann. Da mache ich dann eine Übung, um den Fokus aufzubauen. Letztendlich geht es dabei darum, die Sachen um mich herum auszublenden. Zusammen mit Brendon Hartley und meinem ehemaligen Teamkollegen Mark Webber haben wir immer gesagt: Le Mans ist eigentlich wie ein 30-Stunden-Test im MotorLand Aragon - nur eben mit Zuschauern. Das ist genau die Mentalität, die ein Rennfahrer haben muss. Alles Andere drumherum muss ausgeschaltet werden. Und je besser das gelingt, desto besser ist die Leistung. So magisch, wie das Rennen in Le Mans auch ist, umso mehr muss man es eigentlich ausblenden.»

«Hierzu eine kurze Anekdote: Beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dürfen auch Leute bis in die Box rein, da diese nicht so abgeschirmt sind. Da hatte ich persönliche Bekannte einfach nicht erkannt. Die haben gesagt: 'Du bist durch uns durchgelaufen.' Und das war auch wirklich so. Das war direkt nach einem Nacht-Stint. Man zieht den Helm aus und bist im Prinzip noch gar nicht richtig da. Aber das ist die Art der Konzentration, die ich aufbauen muss.»

Wie sieht denn in Le Mans die Schlafperiode zwischen den Nacht-Stints aus?

«Wir Fahrer des Porsche LMP Teams sind da sehr gut versorgt. Wir haben sogenannte Schlaf-Container, in denen zwei Betten und ein Badezimmer mit Dusche drin sind. Außerdem liegen dort mehrere Sätze der Rennkleidung parat. Letztes Jahr war es so, dass sich zwei Piloten einen Container geteilt haben. Der Ablauf ist für mich immer so: Nach dem Fahren aussteigen, den Helm ausziehen und alles zum Trocknen geben. Dann gehe ich erst einmal zu den Fahrzeug-Ingenieuren um ein Feedback zu geben. Im Anschluß laufe ich hoch in den Container, um mich umzuziehen. Als Nächstes esse ich etwas. Wir haben sogar in der Box die Möglichkeit dazu und müssen nicht in die große Hospitality. Es folgte eine Massage.»

«Danach ist der Zeitraum, in dem ich eigentlich ungefähr dreieinhalb Stunden habe, bis ich wieder Standby sein muss. Um richtig zu schlafen, ist das eigentlich zu wenig Zeit. Aber auch zu viel, um die ganze Zeit in der Box zu stehen. Somit versuche ich schon, mich hinzulegen. Und es gibt tatsächlich auch Jahre, in denen ich mal eine Stunde schlafe. Aber wenn man gedanklich im Rennen drin ist, ist es schwer runterzufahren. Obwohl ich das Auto nicht selbst fahre, bin ich doch immer ein Teil des Ganzen. Das ist schwierig zu beschreiben. Man ist mit dem Team und dem Auto verbunden. Und fühlt auch mit, wenn ein Teamkollege draußen ist. Ich leide genauso mit, als wenn ich selbst im Auto sitzen würde.»

Wie und wo wohnen Sie während der 24 Stunden von Le Mans?

«Beim Vortest schlafen wir in einem Hotel vor Ort – genauso wie am eigentlichen Rennwochenende. Wir pendeln immer von der Rennstrecke zum Hotel. In Le Mans ist das aber teilweise problematisch. Die Trainings gehen ja bis um Mitternacht und danach folgt noch ein kurzes Debriefing. Beim Verlassen der Strecke stauen sich die PKWs aber alle. Wir brauchen nachts um ein Uhr zum Teil noch eine dreiviertel Stunde, um überhaupt aus der Strecke rauszukommen. Somit sind wir erst gegen um zwei Uhr im Hotel. Le Mans ist also eigentlich wie Jetlag.»

Bleiben Sie zwischen dem Vortest und der Rennwoche in Le Mans vor Ort?

«Nein, ich fahre zwischen den zwei Wochenenden immer nach Hause. Bei mir klappt das gut, da ich an der französischen Grenze wohne. Das sind ungefähr 650 Kilometer, die auch noch gut zu fahren sind. Sonntagabend nach dem Vortest geht es direkt los. Somit habe ich dann noch eine Woche für leichtes Training und kann noch einmal ein paar Sachen durchlesen. Ich glaube, wenn ich wirklich drei Wochen im Hotel bliebe, wird das irgendwann extrem. Ich will ja auch nicht schon vor dem Rennen platt sein. Da ist es gut, zu Hause noch einmal aufzuladen.»

Hier geht es zum ersten Teil der Timo-Bernhard-Serie

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