Mike Conway: Wollen in Le Mans Vierfach-Stints fahren
Herr Conway, vor allem ihr Auftakt-Stint in Le Mans 2016 hat Ihnen großen Respekt in der Sportwagen-Gemeinde eingebracht. Da hatten Sie es richtig fliegen lassen und auch in brenzligen Situationen immer die Ruhe bewahrt. Denken Sie selbst auch noch ab und zu daran zurück?
«Sicherlich war es ein guter erster Stint für mich. Ich konnte locker mit den Porsche mithalten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir zusätzlich noch verschiedenste äußere Bedingungen vorgefunden, so dass es unmöglich war, den Ausgang des Rennens vorherzusehen. Aber was wir mit Bestimmtheit sagen konnten war, dass wir gut gegenhalten konnten. Als die Strecke dann wieder etwas trockener wurde, spielte es natürlich auch eine Rolle, wer zuerst in die Box kommen würde. Im Nachhinein denke ich, wir sind vielleicht eine Runde zu spät reingekommen. Doch auf der anderen Seite zog sich dieser Stint auch über einen langen Zeitraum hin, so dass da viel Raum für die jeweiligen fahrerischen Qualitäten geboten wurde. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, um die Führungspositionen zu kämpfen. Und ja, es ist ein gutes Gefühl, das erste Mal in Le Mans in Führung zu gehen.»
Glauben Sie, dass Sie mit der neuen 2017er Fahrzeug-Generation im Qualifying von Le Mans dieselben Rundenzeiten erreichen werden, wie letztes Jahr?
«Ja, das ist durchaus möglich. Mit der neuen vom Reglement vorgegebenen Aerodynamik wird das wohl ein wenig schwieriger werden. Aber generell denke ich schon, dass wir an die Rundenzeiten vom Vorjahr herankommen. Im Rennen spielt dann auch die Reifenabnutzung eine große Rolle. Da die Beanspruchung aufgrund der langen Geraden aber nicht so hoch ist als auf anderen Strecken, werden wir darauf hinarbeiten, Vierfach-Stints zu fahren. Wir wissen natürlich nicht, ob das klappt. Aber wir werden versuchen, mit den Reifen so schonend umzugehen, dass wir dahin kommen können. Das würde auf jeden Fall eine Menge Zeit sparen. Warten wir es ab, wie es ausgehen wird.»
Im 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps hatten Sie und ihr Teamkollege Kamui Kobayashi lange Zeit das Rennen angeführt. Am Ende reiches es jedoch nur für Platz zwei. Dennoch müsste die gezeigte Performance sie gutes Mutes hinsichtlich Le Mans stimmen?
«Unsere Crew kann alles in allem zufrieden sein. Wir hatten nochmals viele Daten sammeln können, was natürlich eine gute Vorbereitung für Le Mans ist. Dennoch überwiegt natürlich die Enttäuschung.»
Ihr Teamkollege José María López konnte in Spa-Francorchamps aufgrund des Unfalls von Silverstone nicht antreten. Wird er in Le Mans im Auto sitzen bzw. gibt es einen Plan B?
«Es wäre natürlich gut gewesen, wenn er in Spa gefahren wäre. Somit hätte er noch einmal einen Renneinsatz vor Le Mans gehabt. Auf der anderen Seite konnten sich Kamui und ich während der Trainings schneller durch die einzelnen Programme durcharbeiten. Für Le Mans wird José María aber fit sein. Da bin ich sicher. Die Zeit zwischen Silverstone und Spa war einfach zu kurz. Das waren lediglich drei Wochen und eigentlich bräuchte er sechs Wochen. Somit wird es bis Le Mans hin kein Problem sein.»
José María López hat ihren vorherigen Wagenpartner Stéphane Sarrazin ersetzt. Wie muss sich das Team dabei grundsätzlich umstellen?
«Es stimmt. Mit José María haben wir einen neuen guten Mann in unser Team bekommen. Wir müssen uns als Team jetzt einspielen, beispielsweise bei der Sitzposition. Denn die muss logischerweise angepasst werden. Normalerweise wird die Sitzposition vom größten Fahrer als Basis bestimmt, woran die beiden anderen Fahrer dann adaptiert werden. José und ich sind jetzt in etwas gleich groß - und deswegen müssen wir die perfekte Abstimmung noch herausfinden. Aber grundsätzlich gibt es keine großen Anpassungen. Wir haben auch alle in etwa das gleiche Gewicht.»
Und was ist Ihr Ziel für die Saison?
«Wir hatten ein gutes letztes Jahr. Zwar mit etwas Pech am Ende, aber im Ganzen gesehen, können wir nicht klagen. Natürlich möchte ich 2017 Le Mans gewinnen und es wäre auch super, wenn wir als Team die Meisterschaft einfahren könnten.»
Hier geht es zum ersten Teil des Interviews mit Mike Conway