24h Le Mans: Blick auf die GTE-Klasse beim Klassiker
Der Porsche 911 RSR kommt mit einer Lackierung zu den 24h Le Mans, die an den Gesamtsieg 1970 erinnert
Ähnlich wie die LMP1-Klasse (hier unsere Vorschau) tritt auch die GTE-Pro-Kategorie mit einem recht dünnen Feld bei der diesjährigen 88. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans an. Das liegt zum einen daran, dass sich Ford zum Ende der letzten Saison verabschiedet hat und BMW mit dem M8 GTE nur noch in der IMSA-Serie unterwegs ist. In Folge die Coronakrise kommt diesmal auch Corvette (erstmals seit dem Jahr 2000) nicht nach Le Mans. Zudem wurden die beiden Werks-Porsche, die sonst im IMSA-Einsatz sind, im Vorfeld des Klassikers ebenfalls zurückgezogen.
Somit besteht das Feld in der Pro-Wertung aus nur noch acht Fahrzeugen (in den Vorjahren waren hier noch 17 GTE-Pro-Renner am Start). Als WEC-Tabellenführer tritt Aston Martin an die Sarthe auf. Der britische Hersteller setzt auf die Trios Marco Sørensen, Nicki Thiim und Richard Westbrook sowie Alex Lynn, Maxime Martin und Harry Tincknell. Westbrook und Tincknell sind neu im Team. Sie waren 2019 noch für Ford in Le Mans unterwegs.
Porsche vertraut auf die Trios Gianmaria Bruni, Richard Lietz und Frédéric Makowiecki sowie Michael Christensen, Kévin Estre und Laurens Vanthoor. Erstmals in Le Mans am Start ist dieses Jahr auch die 2019er Version des 911 RSR. Die Werks-Porsche haben jedoch eine neue Lackierung bekommen. Hintergrund ist eine Hommage an den ersten Porsche-Gesamtsieg in Le Mans vor 50 Jahren. Den 917, der 1970 unter der Nennung der Porsche KG Salzburg antrat, zierten damals die Nationalfarben Österreichs. Genau dieses Rot und Weiß kommt auch beim Porsche 911 RSR der Nummer 91 zum Einsatz. Am Schwesterauto #92 ist Rot durch Schwarz ausgetauscht worden.
Auf vier Pro-Fahrzeuge kommt das Ferrari-Kontingent: AF Corse entsendet zwei 488 GTE Evo für die Werksfahrer James Calado, Alessandro Pier Guidi und Daniel Serra sowie Miguel Molina, Davide Rigon und Sam Bird. Dazu kommen noch zwei Teams aus den USA: WeatherTech Racing (dahinter steckt Scuderia Corsa aus Las Vegas) vertraut auf Cooper MacNeil, Jeff Segal und Toni Vilander. Risi Competizione aus Houston setzt auf die drei französischen Piloten Sébastien Bourdais, Olivier Pla und Jules Gounon. Bourdais und Pla waren 2019 ebenfalls noch mit dem Ford GT in Le Mans am Start.
Die Favoriten sind natürlich die beiden Werksautos von Aston Martin und Porsche sowie die AF-Corse-Ferrari. Aufgrund der Balance of Performance werden die Fahrzeuge in der Klasse jedoch allesamt sehr eng beieinander liegen. Am Ende der 24h-Distanz wird sicherlich eine Kleinigkeit den Ausschlag für den Klassensieg geben. Insbesondere die Strategie und die perfekte Arbeit am Kommandostand kommen hier zum Tragen. Ein Reifenwechsel zum richtigen Moment, das Erwischen des richtigen Safety-Cars oder auch Glück bei einer Slow-Zone könnte schon den Unterschied gegenüber der Konkurrenz ausmachen.
Dazu gibt es 2020 auch eine neue Regel für das Nachtanken. Diese ist kompliziert beschrieben, aber einfach erklärt: Die Tankzeit ist nun reglementiert und bezieht sich auf die Anzahl der zuvor im Stint gefahrenen Runden. Pro Runde seit dem letzten Tankstopp werden 2,5 Sekunden genommen. Beispiel: Kommt ein Fahrzeug nach zehn Runden wieder zum Service, so muss der Tankvorgang mindestens 25 Sekunden dauern. Bei 14 absolvierten Runden (so lange dürfte eine volle Tankfüllung in Le Mans reichen) sind es folglich 35 Sekunden. Ausnahmen gelten bei Full Course Yellow und beim letzten Stopp vor der schwarzweiß karierten Flagge.
Zu den acht Pro-Autos gesellen sich noch satte 22 Boliden in der GTE-Am-Klasse. Auch hier sind lediglich die Marken Aston Martin, Ferrari und Porsche vertreten. Hier nochmals ein Blick auf die Entrylist für die 24h Le Mans. Die Regelung für die Tankzeiten findet auch in der GTE Am Anwendung. Der Faktor liegt jedoch bei drei (anstatt 2,5) Sekunden.