So geht Rahel Frey in die diesjährigen 24h Le Mans
Im Motorsport gibt es glücklicherweise immer mehr Frauen. Doch viele kommen und verschwinden auch schnell wieder. Nur eine Handvoll Damen hat es geschafft, sich in der internationalen Weltelite nachhaltigen Respekt zu verschaffen. Dazu zählt zweifelsohne Rahel Frey. Die 36-jährige Schweizerin gilt als eine der schnellsten Pilotinnen der Welt. Am kommenden Wochenende bestreitet sie zum fünften Mal die 24 Stunden von Le Mans. Frey teilt sich einen Ferrari 488 GTE Evo von Iron Dames mit Michelle Gatting aus Dänemark und der Belgierin Sarah Bovy. «Nach einem Auftritt 2010 in einem Ford GT ist es für mich nun der vierte Start in Le Mans mit dem Iron Dames-Projekt. Wir kamen dreimal hintereinander auf Platz neun. Dieses Mal soll es auf jeden Fall noch weiter nach vorne gehen», blickt Frey auf die 90. Ausgabe des legendären Langstrecken-Klassikers, der am 11./12. Juni 2022 ausgetragen wird.
Dass der Iron Dames-Ferrari zu den Top-Autos der GTE-Am-Kategorie gehört, hat bereits der Vortest am vergangenen Sonntag gezeigt. In der mit 23 Fahrzeugen stark besetzten Klasse lagen Frey/Gatting/Bovy final auf Platz sechs. Auf die Spitze fehlten nur rund acht Zehntelsekunden, was auf einer 13,626 Kilometer langen Strecke nicht mehr als ein kurzer Wimpernschlag ist. «Man sollte jedoch nicht zu viel in die Testzeiten hineindeuten», stellt Frey klar. «Es geht beim Vortest hauptsächlich darum, ein Gefühl für das Auto zu bekommen und darum, die Arbeit zu erledigen, die getan werden muss. Wir Fahrer gehen beim Test nicht ans allerletzte Limit. Grundsätzlich sind wir mit dem Vortest richtig zufrieden. Unser Team ist sehr routiniert. Jetzt kann das Rennen kommen.»
Eine besondere Renntaktik wird sich das Iron Dames-Team bis zum Start am Samstag um 16 Uhr natürlich noch detailliert überlegen. «Wir sind dieses Jahr in der sehr glücklichen Lage, dass alle drei Pilotinnen genügend Erfahrung haben. Sarah Bovy hat beispielsweise schon sechsmal die 24h von Spa-Francorchamps bestritten. Sie fährt sehr gerne in der Nacht. Michelle Gatting ist auch in jeder Situation schnell. Kurz gesagt, wir können auf alles, was im Rennen passiert, sofort reagieren. Das ist eine echte Luxus-Situation.»
Das erste Ausrufezeichen soll bereits in der Qualifikation am Mittwoch gesetzt werden. Da gilt es, in die Top Sechs der Klasse zu fahren. Denn somit würde sich der Iron Dames-Ferrari für die sogenannte Hyperpole am Donnerstag qualifizieren. Die Hyperpole wurde 2020 in Le Mans eingeführt und ermöglicht es den Teilnehmern, bei einer einigermaßen freien Strecke um die Pole-Position zu kämpfen. «Schon letztes Jahr hatten wir den Speed für den Einzug in die Hyperpole. Doch eine rote Flagge zum falschen Zeitpunkt machte uns einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht ist dieses Mal das Glück mehr auf unserer Seite», schmunzelt Frey.
Im unter italienischer Flagge startenden Iron Dames-Team fühlt sich die Schweizerin aus der Nähe von Bern auf jeden Fall richtig wohl. «Wir kennen uns alle mittlerweile schon richtig lange, kennen unsere Stärken/Schwächen und funktionieren als Mannschaft super», erläutert sie. «Alleine 2022 fahren wir in der FIA WEC, der ELMS und der GT World Challenge insgesamt 17 Rennen. So ein Programm zu haben, ist sehr beeindruckend - darüber dürfen wir uns sehr glücklich schätzen. Ich habe hier auf und neben der Strecke ein tolles Zuhause gefunden.»