24h Le Mans: Den offiziellen Testtag näher erklärt
Die lange Hunaudières-Gerade in Le Mans
Es kann losgehen: Die diesjährigen 24 Stunden von Le Mans gehen nun in die heiße Phase über. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Landstraßen zwischen dem so legendären Streckenabschnitt «Tertre Rouge» und den «Porsche-Kurven» für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Dieser aus gut neun Kilometern bestehende Teil des Straßennetzes der französischen Kleinstadt ist Teil des 13,626 Kilometer langen «Circuit de la Sarthe». Der Mythos-Kurs ist dann wieder in seiner gänzlichen Länge für Rennwagen befahrbar. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Denn am morgigen Sonntag (9. Juni 2024) werden wieder Prototypen (Hypercars und LMP2) sowie LMGT3-Sportwagen im Herzen Frankreichs Vollgas geben. Beim altehrwürdigen Vortest können sich Mensch und Maschine auf das anstehende 24-Stunden-Rennen (15./16. Juni 2024) einschießen.
Da die angesprochenen circa zwei Drittel der Strecke in Le Mans unterjährig nicht für Testfahrten zur Verfügung stehen, haben die teilnehmenden Teams einzig und allein den Testtag zur Verfügung, um im Vorfeld der direkt danach anstehenden Rennwoche an der Abstimmung der Boliden zu arbeiten. Dafür sind insgesamt sechs Stunden an Zeit im Terminplan vorgesehen: Von 10:00 bis 13:00 Uhr bzw. von 15:30 bis 18:30 Uhr. Wichtige Themen bei der Abstimmungsarbeit sind das Einstellen der Aufhängung, der Dämpfer- und Federelemente, des Stabilisators und des Sturzes. Auch die Bremsen bzw. die Bremsbalance stehen im Fokus, ebenso wie das Probieren der verschiedenen Reifenmischungen - oder auch die Aerodynamik.
Insbesondere in der ersten der beiden Trainingssessions sollten noch keine Top-Zeiten möglich sein. Das liegt größtenteils an den noch sehr verschmutzten Streckenabschnitten in den Bereichen der öffentlichen Landstraßen. Absolute Rekorde dürfen auch nicht in der zweiten Session erwartet werden. Das hat zwei Gründe. Erstens: Erst im Dauerbetrieb der anstehenden Rennwoche wird ein adäquates Grip-Niveau rund um den Kurs erreicht. Und außerdem wollen die Teams nicht noch eine schlechte Einstufung bei der BoP aufgedrückt bekommen. Lediglich die LMP2-Klasse wird ja aktuell noch von ständigen Änderungen der Einstufung verschont.
Für die 62 am Rennen teilnehmenden Fahrzeuge ist der Vortest inzwischen eine Pflichtveranstaltung. Das war in der Vergangenheit teilweise anders geregelt. Bis ins Jahr 1999 mussten sich die Rennwagen an diesem Tag beispielsweise sogar erst für das 24-Stunden-Rennen qualifizieren. Wer zu langsam war, konnte gleich wieder einpacken und nach Hause fahren. Heute ist das nicht mehr so, da ein Selektionskomitee bereits im Winter über den Start beim Langstrecken-Klassiker entscheidet.
Auch die Piloten werden am Testtag in die Pflicht genommen. Denn die Teilnahme ist grundsätzlich erstmal erforderlich. Dazu kommt: Jeder, der nicht mindestens an einer der letzten fünf Ausgaben des 24-Stunden-Rennens von Le Mans teilgenommen hat, muss während des Vortests zehn Runden auf der 13,626 Kilometer langen Strecke drehen - mindestens fünfmal muss dabei die Start/Ziel-Linie auf der Strecke überquert werden. Für Platin-Piloten, die bei keiner der letzten fünf Ausgaben dabei waren, gibt es aber Ausnahmeregelungen - falls sie am morgigen Sonntag verhindert sind. Sie müssen die fünf Runden (mit Überquerung der Start/Ziel-Linie) dann aber im ersten freien Training am Mittwoch abspulen.
Eine Art Luftbrücke gibt es für jene DTM-Piloten, die am Wochenende in Zandvoort Gas geben und zusätzlich auch den Le Mans-Vortest bestreiten wollen. Dazu zählen Kelvin van der Linde, Jack Aitken, Mirko Bortolotti, Marco Wittmann, Sheldon van der Linde und René Rast. Sie reisen nach dem DTM-Rennen am Samstagabend direkt von Zandvoort nach Le Mans an und nehmen am Sonntagmorgen dann an der ersten Session des Vortests teil. Das DTM-Sonntagsrennen wurde auf 16:30 Uhr nach hinten verlegt, sodass die Fahrer (wenn alles klappt) dann wieder in Zandvoort fahren können.