Dominik Kraihamer: «Im Auto verdrängst du den Tod»
Dominic Kraihamer mit seinem prominenten Zaungast, FC Bayern-München-Kicker David Alaba
Es war auch für einen jungen Rennfahrer wie Dominik Kraihamer ein Schock: Der tödliche Unfall von Allan Simonsen ereignete sich schon nach zehn Minuten des 24-Stunden-Rennens. «Wir kannten uns nur flüchtig, aber er war ein netter Kerl», sagt der Salzburger, der wie fast alle Nachwuchspiloten in einer Zeit fährt, in der fatale Unfälle zumindest verdrängt sind. «Doch jetzt haben auch wir gesehen, dass unser Sport gefährlich ist. Aber dessen bin ich mir bewusst», erklärt der 23-Jährige. Der auch beim dritten Antreten in Le Mans ausschied: «Und wieder in den Morgenstunden wie üblich», meint er fast sarkastisch.
Kraihamer war in der Box (den Startabschnitt fuhr der deutsche Lotus-Praga-Teamkollege Thomas Holzer), als er von seiner Mutter über den schlimmen Ausgang von Simonsens Crash erfuhr. «Da macht man sich natürlich Gedanken. Wenn du eben nicht fährst und Zeit zum Nachdenken hast. Im Auto dann verdrängst du es, da bist du auf dich, das Auto, die Strecke und die Gegner fokussiert.»
Kraihamer: «Der schlimme Ausgang hat sich abgezeichnet»
Aber dem Mattseer gingen auch viele Gedanken durch den Kopf: «Ich fragte mich, warum über so ein Ereignis so drübergefahren wird. Alles lief normal weiter als wäre nichts passiert. Andrerseits: alles abbrechen wäre auch nicht richtig gewesen. Es war für mich eine völlig neue Situation. Und man kann nichts mehr rückgängig machen.»
Was Kraihamer auch bewegt: «Unser LMP2-Auto ist ja noch viel schneller dort in Tertre Rouge als der Aston Martin GT von Simonsen. Bei diesem Aufprallwinkel hatte er wohl überhaupt keine Chance. Und es hätte jedem passieren können.» Dann wundert sich der Salzburger auch: „«Ich habe in den beiden vergangenen Jahren hier einige schwere Unfälle erlebt, die wie durch ein Wunder glimpflich ausgingen. Der schlimme Ausgang bei Simonsen hat sich abgezeichnet.»
David Alaba: Prominenter Daumendrücker
Noch bevor das Rennen Sonntag zu Ende war, trat Kraihamer die Heimreise an. Denn nach soliden Rundenzeiten am Samstag und in der Nacht (er lag meist um Platz 20 gesamt, war Zehnter der kleineren Prototypen) begann die Kupplung Probleme zu machen. Am frühen Morgen rutschte Kraihamer einmal in Mulsanne ins Kiesbett, wurde geborgen und konnte weiterfahren. Holzer schied wenig später endgültig aus, weil der Wagen nicht mehr zu starten war. «Also bleibt einmal ins Ziel zu kommen weiter mein Ziel in Le Mans.» Nachsatz: «Aber dazu brauche ich einmal ein Auto, das hält.» Trotz allem hatte Kraihamer viel Lob für sein Team übrig: «Dass sie unser Auto nach meinem Testunfall hier vor zwei Wochen überhaupt rennfertig machen konnten, war großartig.»
Und das Daumendrücken eines prominenten Freundes half Kraihamer auch nicht viel. David Alaba, Champions League-Gewinner mit dem FC Bayern, war Samstag für einen Sprung nach Le Mans gekommen, um Dominik die Daumen zu drücken, «so wie ich es in Wembley für ihn im Champions League-Finale tat.» Alabas Bemühungen waren diesmal noch zu wenig.