Max Verstappen: «Marc Marquez ist der Beste»

Duval-Ersatz Gené: Plötzlich im LMP1-Audi

Von Oliver Runschke
Am Mittwoch interessierte noch niemand im Fahrerlager für Marc Gené. 24 Stunden später ist der Spanier der gefragteste Mann im Fahrerlager.

Gestern ging es für Marc Gené «nur» um den Sieg in der LMP2-Klasse, ab heute macht der Spanier jagt auf seinen zweiten Le-Mans-Sieg nach 2008 und ersetzt Loic Duval, der nach seinem Unfall im freien Training am Mittwoch vom Rennarzt keine Freigabe erhalten hat, in Le Mans zu starten. Die letzten 24-Stunden waren für Gené, der als offizieller Audi Test- und Reservefahrer bis gestern an die LMP2-Mannschaft von Jota ausgeliehen war, ziemlich wild. «Bis zum Ende des Trainings gestern habe ich mich ganz auf meine Arbeit mit Jota konzentriert. Das Team hat mich nach dem Unfall von Duval auf dem Laufenden gehalten, was passiert. Ich hatte aber Jota sehr viel zu tun. Das war gut, daher hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken, nun den Audi im Rennen zu fahren. Um Mitternacht bin ich dann ins Hotel gefahren und mich auf den aktuellen Stand bei Audi gebracht. Bis dahin habe ich mich nicht mit Audi beschädigt, denn solange der Arzt keine Entscheidung gefällt hatte, konnte alles passieren.»

Gené kommt nicht unvorbereitet in seine neue Rolle. «Marc war immer Teil unseres zehnköpfigen Fahrerkaders, er hat an den Tests teilgenommen und wir haben sogar für ihn einen Platz in einem LMP2 gefunden, damit ich sich mit der Strecke vertraut machen kann», erklärt Audi-LMP1-Projektleiter Chris Reinke.

Das Reglement lässt einen Fahrerwechsel nach der technischen Abnahme nicht mehr zu, aber Audi plädierte beim Le-Mans-Veranstalter ACO auf höhere Gewalt, der Veranstalter gab dem Antrag statt. Reinke: «Theoretisch wäre es auch möglich im Rennen mit zwei Fahrern zu fahren, doch das wäre ein Sicherheitsrisiko.» Den Platz von Gené übernimmt Oliver Turvey, der am Donnerstagmorgen mit einem Privatjet von Jota-Besitzer Simon Dolan aus England nach Le Mans geflogen wurde.

Im zweiten Qualifying sitzt Gené erstmals im neu aufgebauten R18 e-tron quattro. Joest Racing hat die Startnummer #1 über Nacht in zwölf Stunden mit neun Mechanikern neu aufgebaut, schon am Donnerstagvormittag stand der auf einem Ersatzmonocoque aufgebaute R18 fertig in der Box. Gené «Im Qualifying muss ich mich in den ersten Runden auf den LMP1 einstellen, denn im Kopf sitze ich noch im LMP2. Ich muss mich mit den Funktionen im Auto vertraut machen. Vom Fahren unterscheiden sich LMP1 und LMP2 nicht so sehr. Der Kurvenspeed ist ähnlich, aber mit dem LMP1 fährt man die Kurven natürlich schneller an».

Gené ist nicht neu im R18, er war als Ersatzfahrer auch in das Testprogramm involviert und ist den Audi bereits bei Tests in Le Castellet und Aragon gefahren. «Ich hatte im Frühjahr vier Testtage, bin bei den Tests sehr gut klar gekommen und ich glaube nicht, dass ich sehr lange brauche, um mich auf das Auto einzustellen. Ich habe mit Lucas Di Grassi und Tom Kristensen die beiden besten Teamkollegen, die ich mir vorstellen kann. Sie haben mit gut willkommen geheissen

«Die Idee von Audi, mich als Ersatzfahrer hier und auch beim Rennen zuvor in Spa im LMP2 fahren zu lassen, war sehr gut. Denn damit habe ich fit gehalten und das hilft mir in der aktuellen Situation und macht es für mich nun einfacher in den LMP1 zu steigen.»

Warum Duval am Donnerstag abgeflogen ist, ist noch unklar. «Loic hat die Kontrolle über das Auto verloren, einen technischen Defekt können wir ausschliessen, ansonsten hätten wir die beiden anderen Autos auch sofort an die Box geholt», so Reinke. «Was genau passiert ist, untersuchen wir nun gemeinsam mit der FIA, aber es wird einige Wochen dauern.»

Die Ereignisse vom Donnerstag haben das Programm von Audi durcheinander gewirbelt. Reinke: «Wir fahren nun am Donnerstagabend komplett andere Strategien und Programme. Wir müssen nun Kompromisse machen, denn durch die Zeit, die wir am Donnerstag verloren haben, können wir nicht unser geplantes Programm abarbeiten. Im Qualifying werden wir uns nur das Rennen vorbereiten, wir sind hier um das Rennen zu gewinnen, nicht das Qualifying.»

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