Neue Nordschleifen-Sicherheitsregeln präzisiert
Das 24h Qualifikationsrennen ist die Feuertaufe für die neuen Sicherheitsregeln auf der Nordschleife
Ab dem ADAC Qualifikationsrennen 24h-Rennen gelten zusätzliche Sicherheitsbestimmungen für den Rennbetrieb auf der Nürburgring Nordschleife. Seit dem entsprechenden Beschluss durch das DMSB-Präsidium am Dienstag vor dem Event wird nun intensiv an der praktischen Umsetzung gearbeitet. Die Organisatoren des 24h-Qualirennens arbeiten mit den Experten von DMSB, Nürburgring und VLN an den Details. Fairer und attraktiver Motorsport sowie die Sicherheit von Aktiven und Zuschauern stehen dabei im Fokus und sollen bei der Premiere der Regelungen ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen.
„Wenn wir sicheren und fairen Motorsport ermöglichen, hat die Nordschleife nach wie vor eine gute Zukunft“, ist sich Walter Hornung, Sportleiter des ADAC Nordrhein und Rennleiter des Qualifikationsrennens, sicher. Ihm und seinem Organisationsteam obliegt es, die neuen Sicherheitsbestimmungen erstmals umzusetzen, die der DMSB in der vergangenen Woche erließ. Aus der Sicht des Rennleiters ist eine technische Maßnahme relativ einfach umzusetzen. „Die Ausführung der fünfprozentigen Leistungsminderung wird in der Regel durch Restriktoren mit kleinerem Durchmesser erreicht. Für die seriennahen Fahrzeuge hat unser Technikausschuss bereits eine neue Tabelle veröffentlicht. Letztlich obliegt es aber den Teams, dies umzusetzen. Da wir die Telemetriedaten aller Fahrzeuge per Data Logger auslesen können und durchgängig über die Werte der Vergangenheit verfügen, haben wir durch simple Vorher-Nachher- Vergleiche eine perfekte Kontrollmöglichkeit.“
Anspruchsvoller ist da die Umsetzung des Speedlimits, das bis auf weiteres in zwei Bereichen auf der Nordschleife gilt: Vom Bereich Hocheichen / Quiddelbacher Höhe?(200 km/h) bis in den Abschnitt Schwedenkreuz sowie auf der Döttinger Höhe (jeweils 250 km/h). Hier arbeiten die Organisatoren mit den Teams zusammen. Hornung: „Nach dem kurvenreichen Bereich Hatzenbach beschleunigen die Fahrzeuge auch weiterhin im Abschnitt Hocheichen. An der Stelle, an der die schnellsten Fahrzeuge Tempo 200 erreichen, beginnt das Tempolimit.“ Um diesen Punkt an der Strecke zu bestimmen, sammeln die Verantwortlichen derzeit Informationen von Teamseite. „Wir provozieren auf diese Weise keine Bremsvorgänge“, erklärt Hornung. „Stattdessen kappen wir einfach die Spitze des Beschleunigungsvorgangs ab.“ Fahrzeuge, die am Beginn der Tempolimit- zone noch nicht bei 200 km/h liegen, können also weiter beschleunigen, langsame Fahrzeuge können überholt werden – in den eigentlichen Rennbetrieb wird nicht eingegriffen. „Es handelt sich ja nicht um eine Gelbphase, auch Überholen ist natürlich in vollem Umfang möglich“, präzisiert der Rennleiter. Ab dem Streckenabschnitt Flugplatz kann dann weiter bis auf 250 km/h beschleunigt werden. Analog gilt die Regelung für den Bereich Döttinger Höhe: Hier wird das Limit an der Stelle beginnen, an der die schnellsten Fahrzeuge Tempo 250 erreichen. Aufgehoben wird das Speedlimit an der Brücke an der Antoniusbuche, nach der der Anbremsvorgang für die Hohenrain-Schikane beginnt. Für den Beginn und das Ende der jeweiligen Zonen werden eindeutige Signale eingesetzt. Ein weiß blinkendes „Flagmaster“-Signal mit einem Tempolimitschild markiert den Beginn, ein grünes Signal mit Aufhebungs-Schild das Ende der Zone.
Eine Temporegelung ohne Kontrolle wäre unwirksam – deshalb wurden auch die entsprechenden Kontrollmechanismen ausgearbeitet. Überwacht wird das Tempolimit per GPS-Signal und „GPS-Auge“. Ein System, das sich bewährt hat: „Die übermittelten Daten sind absolut präzise“, weiß Hornung. Für Irritationen sorgen dabei die Daten, die eine für Fans und Teams konzipierte App-Version des GPS-Auges zuweilen anzeigt. Hornung: „Wenn der Datentransfer über Mobilfunk abreißt – und das ist in der Eifel nun mal immer wieder der Fall – dann kann es sein, dass Fahrzeuge mit falschem Tempo angezeigt werden.“ Die Rennleitung trifft ihre Entscheidungen allerdings erst, wenn die Daten vollständig vorliegen. Die GPS-Messgeräte sind so programmiert, dass sie bei Störungen in der Übertragung die Werte abspeichern und dann gebündelt übermitteln. Auf diese Weise kann die Rennleitung absolut genau ermitteln, zu welchem Zeitpunkt ein Fahrzeug an welcher Stelle in welchem Tempo unterwegs war. Naturgemäß benötigen alle Beteiligten dabei Zeit, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. „Das Rennwochenende beim 24h-Qualirennen gibt uns dazu reichlich Gelegenheit“, weiß Walter Hornung. „Uns ist daran gelegen, praktikable, sichere und faire Lösungen zu finden. Daran werden wir gemeinsam mit den Teams und unseren Partnern von DMSB, VLN und Technikausschuss – die alle vor Ort vertreten sind – intensiv arbeiten.“ Weitere neue Sicherheitsmaßnahmen betreffen zum Beispiel das Geschehen in der Boxengasse: Hier wurde das Maximaltempo von bislang 60 km/h auf 30 km/h gesenkt.
Eine gute Nachricht für Fans: Sie können auch künftig an praktisch allen bekannten Stellen der Nordschleife Motorsport genießen. Allerdings wurden einige Bereiche an den Streckenabschnitten Flugplatz, Schwedenkreuz, Metzgesfeld und Pflanzgarten zu Sicherheitszonen erklärt und können bis auf weiteres von Besuchern nicht mehr oder nur eingeschränkt genutzt werden. Im einzelnen bedeutet dies, dass am Flugplatz eine Sperrzone im Abstand von 15 Metern zum FIA-Zaun eingerichtet wird. Der Bereich Schwedenkreuz ist dagegen ab sofort und bis auf weiteres für Besucher vollständig gesperrt. Am Abschnitt Metzgesfeld ist der Aufenthalt von Zuschauern nur im Waldbereich zulässig. Eine für Zuschauer gesperrte Sicherheitszone gibt es außerdem auf der Anfahrt zum Schwalbenschwanz („Pflanzgarten II“). Alle anderen Bereiche sind von den Maßnahmen nicht betroffen. Der Nürburgring wird beim Qualifikationsrennen 24h-Rennen an den gesperrten Bereichen Ordnungspersonal einsetzen, das Fans einweist und gegebenenfalls zum Verlassen von Sperrzonen auffordert. „Wir appellieren gemeinsam mit dem Nürburgring an die Vernunft der Besucher: Helfen Sie mit und befolgen Sie die Anweisungen der Ordner“, sagt Walter Hornung. „Damit leisten Sie alle einen aktiven Beitrag zu Erhaltung der Nordschleife.“