Zukunft von Kiefer Racing: Entscheidung diese Woche?
Dieses Plakat spricht den deutschen Rennsportfans aus dem Herzen
Der erfolgreiche und renommierte deutsche Rennstall Kiefer Racing wollte 2020 mit Lukas Tulovic und Thomas Gradinger in die Supersport-WM einsteigen, die Yamaha R6 waren bei YART bestellt. Doch plötzlich klaffte ein Loch von rund 300.000 Euro im 1-Million-Euro-Budget.
Mitte Januar wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet, doch trotz viel Interesse, Sympathie und Spendenbereitschaft konnte die Finanzierungslücke nicht geschlossen werden. Am 24. Januar 2020 wurde das Projekt Supersport-WM für gescheitert erklärt.
Kiefer Racing startete daraufhin mit Tulovic in der Moto2-Europameisterschaft, dieses Betätigungsfeld sieht Teamchef Jochen Kiefer auch für 2021. «Ich habe zwei Fahrer, es geht aber noch um die Finanzierung», erzählte er SPEEDWEEK.com. «Das ist alles noch nicht spruchreif, sie wollen sich diese Woche melden. Dann sehen wir, ob wir miteinander weiterkommen. Es wird Zeit, wir müssen uns im Januar anmelden.»
Die Moto2-Klasse bietet Kiefer einen Riesenvorteil: Er hat das gesamte Material bereits und muss nichts kaufen. «Ich brauche nur Reifen und Verschleißteile und muss nichts investieren», erklärte der Rheinland-Pfälzer. «Ich habe komplettes Honda-Material und auch alles von Triumph, falls es 2021 mit Triumph weitergeht.»
Wie lässt sich die Europameisterschaft in Spanien einem deutschen Sponsor verkaufen? «Gar nicht», hielt Kiefer fest. «In diesem Fall habe ich keine Sponsoren, nur das, was der Fahrer mitbringt.»
Kiefer würde als reiner Dienstleister fungieren und den Fahrern die Infrastruktur sowie das Material stellen.
«Das ist natürlich unbefriedigend», unterstrich der Teamchef. «Ich habe einiges versucht. Nichts hat geklappt, also muss ich kleinere Brötchen backen. Ich habe mit einigen Herstellern für verschiedene Meisterschaften gesprochen und hatte ein gutes Konzept, aber keiner springt auf. Das liegt auch an der jetzigen Zeit, wegen Corona sind nicht viele da, die in etwas investieren.»
Wobei es der Branche gut geht. «Es boomt, das merke ich auch bei mir in der Werkstatt», bemerkte Kiefer. «Die Leute haben Motorräder und Geld und wollen ihr Hobby, weil reisen können sie zurzeit nicht. Aber die Hersteller nehmen Corona als Ausrede – in der Motorradbranche ist Corona aber keine Ausrede.»
«Es könnte auch sein, dass ich dieses Jahr rennsportmäßig nicht viel mache», überlegte Kiefer. «Ich habe eine freie Werkstatt aufgemacht, mit der ich ganz gut zu tun habe.»
Kiefer Racing ist der erfolgreichste deutsche Rennstall seit über 40 Jahren. Denn seit dem Dieter Braun Racing Team (125 ccm/1970 und 250 ccm/1973), Toni Mang (5 WM-Titel) und Krauser Racing (vier WM-Titel mit Stefan Dörflinger) hat kein deutsches GP-Team zwei Weltmeistertitel gewonnen.
Das Team Kiefer Racing ist mit dem deutschen 250-ccm-Meister Christian Gemmel 2003 in die Weltmeisterschaft eingestiegen. 2011 gewannen sie mit Stefan Bradl und Kalex die Moto2-WM, 2015 den Moto3-Titel mit Honda und Danny Kent. Nach der Saison 2019 erfolgte der Rückzug aus dem GP-Sport, weil Kiefer von der Teamvereinigung IRTA keinen Startplatz mehr bekam.