Jerez: Bridgestone wehrt sich gegen Kritik Rossis
Thomas Scholz mit vier Sätzen Regenreifen
Der Deutsche Thomas Scholz, Chief Coordinator beim Bridgestone Motorsport, musste am ersten Testtag in Jerez viel Kritik einstecken, weil der japanische Einheitsreifen-Ausrüster für drei komplette Testtage für jeden Fahrer nur je vier Sätze Regenreifen bereitstellte. «Wir sind für diese Kritik der falsche Ansprechpartner», stellte Scholz fest. «Wir befolgen das Reglement. Und darin steht, bei einem Drei-Tages-Test müssen wir pro Fahrer vier Sets Regenreifen ausliefern. Mehr könnten wir hier nicht verteilen. Denn wir haben 23 Fahrer hier, mehr Regenreifen haben wir nicht eingeladen. 110 Reifen, genau gesagt, da ist etwas Reserve dabei. Klar, am Donnerstag haben wir die Wetterprognose gesehen und festgestellt, dass an jedem tag mit Regen gerechnet werden muss. Aber da war der Lkw längst unterwegs. Der ist ja von Speyer bis Jerez drei Tage unterwegs.»
Hätte man am Freitag in Deutschland nicht einen flotten 3,5-Tonner mit 100 weiteren Reifen in Marsch setzen können? Scholz: «Ja, eine berechtigte Frage. Da hätten wir 100 weitere Regenreifen verladen können, also vier für jeden Teilnehmer. Aber es hat niemand erwartet, dass es hier drei Tage durchregnen würde.»
Scholz spielt den Schwarzen Peter weiter. «Wenn die Fahrer das Reglement ändern lassen wollen, müssen sie sich an die Dorna, an die Grand Prix Commission und den Safety Officer wenden», sagt er. «Gut, wir könnten aus Goodwill mehr Reifen ausliefern, als vom Reglement vorgeschrieben wird. Aber das ist auch eine Kostenfrage... Ausserdem könnten die Piloten mit den vier Sätzen Regenreifen mindestens 80 Runden fahren. Brauchen sie wirklich mehr als 80 Runden im Nassen? Den ganzen Tag im Regen rumzufahren bringt doch auch nichts.»
Aber Scholz versteht den Ärger der Teams und Fahrer. «Wenn es tatsächlich drei Tage lang wie aus Eimern geschüttet hätte, wäre es eine unbefriedigende Situation gewesen. Es tut uns ja auch leid. Eine wichtige Geschichte ist ja jetzt, dass wir uns jetzt die Zuteilung der Regenreifen für den Jerez-GP genau anschauen. Wir brauchen für ein etwaiges 27-Runden-Regenrennen hier eine härtere Mischung als die jetzige, um gefahrlos über die Renndistanz zu kommen. »
«Wir müssen also in Japan in grosser Eile 100 neue Sätze Regenreifen mit härterer Lauffläche produzieren. Die jetzige harte Regenmischung nützt sich beim Beschleunigen, wenn die Motorräder aufgerichtet sind, zu schnell ab. Wir müssten die Lauffläche langlebiger gestalten. In Sepang war diese Regenmischung ausreichend. Aber hier ist der Asphalt aggressiver, ausserdem gibt es mehr langsame Kurven, aus denen in niedrigen Gängen sehr heftig rausbeschleunigt wird. Für diese 100 härteren Reifen müssen wir zuerst noch ein Produktionsfenster finden», erläutert Scholz. «Und da die Zeit bis zum Grand Prix für eine Seefracht nicht ausreicht, müssen wir die Reifen einfliegen lassen. Das wird einen Haufen Geld kosten.»
Die Rechnung ist einfach. 100 Reifen haben in einem Schiffs-Container Platz, die Fracht würde auf dem Seeweg aus Japan 4000 Euro kosten. Die Luftfracht kostet uns für 100 Reifen rund 50.000 Euro. Denn ein Hinterreifen wiegt 8 kg. Pro kg werden 7 Euro verrechnet. Die Logistikkosten erhöhen sich also um das Zwölffache.
Übrigens: Bei trockenem Wetter gibt es am ersten Tag vier Sätze Slicks, für den zweiten und dritten Tag jeweils drei Sätze. Das reicht üblicherweise, weil jeder Slick bis zu 30 Runden durchsteht.
MotoGP-Test Jerez/E, erster Tag (23. März, Samstag/Regen)
1. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, 1:47,423
2. Dani Pedrosa (E), Honda, 1:48,474
3. Marc Márquez (E), Honda, 1:48,524
4. Andrea Iannone (I), Ducati, 1:48,984
5. Michele Pirro (I), Ducati, 1:292
6. Valentino Rossi (I), Yamaha, 1:49,443
7. Nicky Hayden (USA), Ducati, 1:49,643
8. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, 1:49,692
9. Stefan Bradl (D), Honda, 1:49,790
10. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 1:50,266
11. Ben Spies (USA), Ducati, 1:50,957
12. Yonny Hernández (CO)*, ART-Aprilia, 1:51,269
13. Alvaro Bautista (E), Honda, 1:51,277
14. Karel Abraham (CZ)*, ART-Aprilia, 1:51,333
15. Claudio Corti (I)*, FTR-Kawasaki, 1:52,034
16. Bradley Smith (GB), Yamaha, 1:52,047
17. Danilo Petrucci (I)*, Ioda-Suter, 1:52,180
18. Héctor Barberá(E)*, FTR-Kawasaki, 1:52,291
19. Hiroshi Aoyama (J)*, FTR-Kawasaki, 1:52,676
20. Colin Edwards (USA)*, FTR-Kawasaki, 1:53,992
21. Bryan Staring (AUS)*, FTR-Honda, 1:56,119
22. Lukas Pesek (CZ)*, Ioda-Suter, 1:56,413
23. Michael Laverty (GB)*, PBM-Aprilia, 1:56,931
* = Claiming-Rule-Fahrer
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