Thomas Preining: Geld für die Formel-3-EM fehlt
Der 18-jährige Linzer Thomas «Tommy» Preining gewann 2014 die Rotax-Junior-Kart-Europameisterschaft (mit dem 125-ccm-Zweitakter) und wollte dann 2015 die Formel 4-Meisterschaft mit den 1,6-Liter-Motoren im Mücke Team bestreiten.
Doch Sponsor GOOIX zahlte die versprochene Mitgift von 300.000 Euro nicht, deshalb war nach zwei Rennen wieder Schluss. So lösten sich die Formel-4-Pläne 2015 vorerst in Luft auf. «Es ist nie Geld geflossen», erzählte Vater Andreas «Andy» Preining. «Die restlichen Sponsoren haben mich kontaktiert und bedauert, dass Tommy die Saison 2015 nicht weiterfahren konnte, denn er war gleich im ersten Rennen auf dem Podest. Er hat sich gut zurechtgefunden, leider musste er die F4-Saison im Vorjahr sehr früh wieder beenden.»
Um in Form zu bleiben, fuhr Preining für den Rest der Jahres in erster Linie hobby-mässig wieder ein Schalt-Kart, also in der KZ-Klasse.
?Vater Andreas Preining bestritt früher die 250er-Motorrad-WM auf Aprilia, er lag 1991 zeitweise auf dem sechsten WM-Rang und beendete die Saison damals als einer der besten Privatfahrer als Gesamtelfter. Nach der Saison 1994 hörte er auf. «Ich habe seither keinen Grand Prix mehr besucht», sagt er.
In der Saison 2016 bestritt Tommy Preining die internationale ADAC-Formel-4-Meisterschaft im Lechner-Team, er schloss diese weltweit stärkste F4-Serie nach zwei Laufsiegen als Gesamtvierter ab, Mick Schumacher landete auf dem zweiten Gesamtrang.
Jetzt würde Preining gerne in die Formel 3-EM aufsteigen, das ist auch die Empfehlung des zehnfachen Formel-1-GP-Siegers Gerhard Berger.
?Aber dazu wäre ein Budget von mindestens 1 Million Euro nötig, so eine Summe lässt sich in Österreich nicht auftreiben. «In Deutschland ist es etwas leichter, da kriegen die Talente auch bei der ADAC Stiftung Sport finanzielle Unterstützung», sagt Tommy Preining, der im Frühjahr neben der Rennfahrerlaufbahn noch die Matura bestanden hat. «Viel Zeit zum Lernen habe ich nicht gehabt. Ich war beim Rennen in Oschersleben, am nächsten Tag habe ich schon die Mathematik-Matura gehabt. Mein Plan war immer, neben dem Rennfahren auch die Matura abzuschliessen. Wenn aus der Rennkarriere nichts wird, kann ich mit 20 Jahren oder später studieren. Es gibt eine Fachhochschule in Wiener Neustadt, da geht es in erster Linie um Sport-Management und Sport-Marketing. Das würde mir voll taugen. Aber da ich noch nicht weiss, welche Serie ich nächstes Jahr fahre, warte ich noch ab. Ich weiß nicht, ob ich 2017 genug Zeit für so ein Studium habe.»
?Kommt vom österreichischen Verband keine Unterstützung? Andy Preining: «Von der OSK kriegen wir einmal im Jahr einen Brief, da steckt die Rechnung für die Lizenz drinnen. Das ist alles.»
?«Es gibt nach der Formel 4 zwei Schienen, entweder fährt man weiter im Formel-Sport, oder man wechselt in die GT-Serie. Ich war jetzt von Porsche zur Junioren-Sichtung eingeladen. Da ist es gut gelaufen. Von 100 Kandidaten aus der ganzen Welt wurden zuerst sechs Piloten ausgewählt, da war ich dabei. Nachher durften vier Fahrer die Porsche GT3 auf dem Eurospeedway Lausitz fahren, denn es wird von Porsche jedes Jahr ein Junior-Platz besetzt. Da waren Formel-3 und GP3-Fahrer dabei, aber ich war schnell unterwegs», erzählt Tommy Preining. «Demnächst wird entschieden, wer ausgewählt wird. Ich war der einzige, der noch nie mit so viel PS unterwegs war.»
Der neue Porsche-Junior fährt üblicherweise im Porsche Carrera-Cup Deutschland. Und wenn er genug Geld auftreibt, kann er auch noch den Porsche Supercup bestreiten. Andy Preining: «Da brauchst du aber für eine komplette Saison rund 450.000 Euro.»
?Tommy Preining sass auch schon einmal in einem Formel-3-Rennwagen. Er gewann im September 2014 die Rotax-Junior-Kart-Europameisterschaft und wurde dann von Red Bull zu einem Test nach England eingeladen. Tommy rechnete mit einer Probefahrt in einem Formel Renault, er durfte aber überraschenderweise gleich in einen Formel-3-Monoposto einsteigen.
«Ich war 16 Jahre alt und auf die Formel 3 nicht vorbereitet, der Sprung vom Kart in die Formel Renault wäre machbar gewesen. Für die Formel 3-Probefahrt in Banbury hätte ich mich vorbereiten müssen», sagt Preining. «Ich war dann 0,8 Sekunden langsamer als Jake Dennis, der damals schon eine ganze Formel-3-EM-Saison absolviert und als WM-Neunter abgeschnitten hatte. 2015 wurde er dann F3-EM-Dritter. Damit war ich nicht schnell genug, um für das Junioren-Team bei Red Bull in Frage zu kommen. Ich war unvorbereitet und musste mich mit einem Fahrer vergleichen, der schon ein Jahr F3-EM-Erfahrung hatte. Ich konnte am ersten Tag im Formel 3 nicht so schnell sein wie Jake Dennis, das geht einfach nicht.»
«Ich bin von Red Bull einige Jahre mit einer Sponsorship gefördert worden», schildert der 179 Zentimeter grosse Tommy Preining. «Aber leider habe ich nie den Sprung ins Junioren-Team geschafft. In der Kart-Meisterschaft und in der Formel 4 war es noch zu früh dafür...»
Warum trat Tommy Preining eigentlich nicht in die Fussstapfen des Vaters, der auf zwei Rädern Weltklasse war? Andy Preining: «Als Tommy so ein kleiner Stoppel war, ungefähr vier oder fünf Jahre alt, habe ich ihm eine kleine Motocross-Maschine gekauft. Die ist ein oder zwei Jahre in der Garage gestanden, er hat sie keines Blickes gewürdigt. Dann sind wir im Urlaub auf Mallorca zufällig bei einer Kartbahn vorbei gekommen. Ich sagte: 'Da schauen wir jetzt hin, was dort los ist.' Dann ist es losgegangen... Da war Tommy sechs oder sieben Jahre alt.»
Vor vier Wochen sass Tommy Preining gemeinsam mit Gerhard Berger in der Servus-TV-Sendung «Sport und Talk im Hangar-7». Berger bemüht sich momentan, seinen Neffen Lucas Auer von der DTM in die Formel 1 zu bringen.
?Gerhard Berger hat einst bei der FIA in der «Single Seater Commission» mitgeholfen, die Formel 4 als neue Nachwuchsserie aus der Taufe zu heben. Welchen Ratschlag hat er jetzt für Tommy Preining?
Berger: «Die Formel 4 ist nicht die direkte Vorstufe zur Formel 1. Als ich bei der FIA für den Single-Seater-Motorsport zuständig war, hat's zwischen dem Kartsport und der Formel 3 noch eine Lücke gegeben, die man schliessen musste, um die durchgängige Pyramide zur Spitze zu bekommen, von der neuen Formel 4 über die Formel 3 bis zur Formel 1. Die Formel 4 ist erst die Anfangsklasse. Wir haben damals das Reglement entworfen, in der Zwischenzeit fahren 400 von diesen Autos weltweit, diese Serie ist also ein Riesenerfolg. Die Formel 4 ist eine sehr gute Schule, aber sie ist nur der erste Schritt in den Single-Seater-Sport. Der Thomas ist jetzt 18. Da gibt’s jetzt nicht viel zu überlegen, er soll nächstes Jahr Formel 3 fahren. Ganz klar. Wenn er in der Formel 3 ein Überflieger ist und sein Potenzial so zeigt, wie es ein Max Verstappen gezeigt hat, dann kann man von dort in die Formel 1 springen. Das passiert selten, das schaffen nur die Überflieger. Aber die Formel 3 ist eine Meisterschaft, die dich ausbildet für die Formel 1.»
«Wir sind jetzt dabei, die Saison 2016 zu analysieren und müssen überlegen, welche Serie für uns für 2017 die geschickteste wäre, wir müssen sie aber auch finanzieren können», sagt Tommy Preining.
Und mit Blick auf den Power-Unterschied zwischen dem 160 PS starken Formel-4-Renner und den rund 240 PS starken Formel-3-Boliden gesteht er: «Natürlich hätte ich gegen etwas mehr Power als in der Formel 4 nichts einzuwenden... Ich hatte 2016 bei Lechner ein Super-Team, bei dem alles super organisiert war. Eine weitere Zusammenarbeit wäre wünschenswert, aber für die Formel 3-EM fehlt das Geld...»
War Mick Schumacher ein starker Gegner? «Mick ist ein Gegner wie jeder andere. Die Stoppuhr kennt sowieso keine Namen», sagt der Oberösterreicher. «Man muss auf der Strecke mit ihm genau so umgehen wie mit jedem anderen Gegner, in voller Härte. Man muss schauen, dass man ihn hinter sich lässt – wie jeden anderen auch.»