Formel 1: FIA spricht Urteil

Bei der Dakar 2023 wird die Navigation noch wichtiger

Von Kay Hettich
Die Rallye Dakar 2023 gewinnt der Fahrer, der die 14 Etappen und über 8500 km mit der schnellsten Zeit zurücklegt. Aber die ohnehin schon schwierige Navigation in der Wüste wird durch neue Regeln noch wichtiger.

Betrachtet man die Abstände des Dakar-Siegers zum jeweils Zweitplatzierten bei den vergangenen Ausgaben, möchte man nicht glauben, dass die Piloten zwölf Etappen und um 8000 km durch schwieriges Terrain hinter sich haben. 2022 trennten Sam Sunderland (GASGAS) und Pablo Quintanilla (Honda) lediglich 3:27 min, 2021 lagen zwischen Kevin Benavides und Ricky Brabec (beide Honda) auch nur 4:56 min und selbst jene 16:26 min zwischen Brabec und Toby Price (Red Bull KTM) im ersten Dakar-Jahr in Saudi-Arabien sind angesichts der Distanz tatsächlich eine Winzigkeit.

Es spricht einiges dafür, dass die Abstände zwischen den Top-Piloten bei der 45. Dakar-Ausgabe aufgrund Regeländerungen größer sein werden.

Denn es wurde ein Kompensationssystem für die ersten drei Piloten eingeführt, die eine Etappe bis zum ersten Tankstopp eröffnen – also in der Regel die Top-3 des Vortages. Anhand der Durchfahrtszeiten an den Wegpunkten erhalten diese Zeitgutschriften: Der Erste am Wegpunkt erhält 1,5 sec pro Kilometer, der Zweite 1 sec und der Dritte 0,5 sec. Wenn der Etappensieger vom Vortag also die Wegpunkte bis zum Tankstopp immer als Erster erreicht, erhält er einen Bonus von 300 sec, umgerechnet fünf Minuten. Dies minimiert den Zeitverlust, der durch den erhöhten Navigationsaufwand entsteht.

Generell soll die Navigation einen größeren Anteil am Erfolg oder Misserfolg bekommen. Damit das einfache Hinterherfahren der Spuren der vorderen Starter erschwert wird, wird es bei der Dakar 2023 erstmals alternative Routen geben, die zufällig an die Fahrer vergeben werden. Das eine Roadbook führt die Fahrer beispielsweise rechts um einen Berg herum, das andere Roadbook linksherum. Wenn ein später Starter dadurch zwangsläufig zwei Spuren vor sich sieht, weiß er nicht, ob es sich um die A- und B-Routen handelt oder möglicherweise um verirrte Fahrer und muss sich selbst stärker der Navigation widmen.

Das Roadbook der RallyGP-Kategorie ist übrigens nach wie vor auf Papier (ab 2024 digital), die übrigens Klassen können wählen oder bekommen automatisch ein digitales.

Das neue und per GPS überwachte Speed-Limit von 160 km/h wird dagegen keinen großen Einfluss auf die Abstände zwischen den Fahrer haben, allenfalls durch Zeitstrafen bei Verstößen.

Neu bei der Dakar 2023 außerdem: Piloten der RallyGP werden disqualifiziert, sobald sie eine Etappe nicht beenden (Motorschaden o. ä.) oder eine Etappe nicht starten. Bisher durften sie die Rallye mit einer Zeitstrafe und damit außer Konkurrenz fortsetzen, aber sie konnten ihren Teamkollegen helfen.


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