Dakar: HS RallyeTeam kämpft sich durch die Fluten
Matthias Kahle/Dr. Thomas Schünemann
Die Fiambalá-Etappe war für fast alle Autos schon zu Ende, bevor sie die gefürchteten weissen Dünen so richtig erreicht hatten. Zwei reissende Flüsse machten eine Weiterfahrt unmöglich. Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann aus dem HS RallyeTeam überstanden auch diese Herausforderung – allerdings mit leichten Blessuren am SAM.
Regen in der Wüste: Zum zweiten Mal im Laufe der Rallye Dakar 2013 musste eine Etappe wegen starker Niederschläge in den Ausläufern der Anden vorzeitig abgebrochen werden. Auf der Speziale in den weissen Dünen von Fiambalá entwickelten sich bei Kilometer 69 und 85 zwei sonst eher harmlose oder sogar komplett ausgetrocknete Bachläufe zu reissenden Flüssen, weswegen der Veranstalter die Speziale bei Checkpoint 1 beendete. Selbst erfahrene Piloten wie Leonid Novitskyi (Mini All4 Racing) und Pascal Thomasse (MD Buggy) hatten Probleme bei den Wasserdurchfahrten und erreichten das Ziel mit mehrstündiger Verspätung. Ihr Glück im Unglück: Sie bekamen die Zeit des letzten Fahrzeugs, das die Prüfung regulär absolviert hat, zugesprochen und verlieren nur 23 Minuten.
Das HS RallyeTeam nahm die ersten Kilometer der Wertungsprüfung sehr vorsichtig in Angriff, um die Reifen und Aufhängungen des SAM 30D CC nicht an einem der grossen Felsbrocken zu beschädigen, die auf den ausgewaschenen Strassen zum Vorschein kamen. Zudem beschlossen Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann an einer der Flussdurchfahrten kein Risiko einzugehen. Die Deutschen nahmen einen Umweg von mehreren Minuten in Kauf, um sich eine geeignetere Stelle zur Überquerung der Fluten zu suchen. Bei der Wasserdurchfahrt beschädigten Kahle/Schünemann zwar den Unterboden des SAM 30D CC an einem grossen Stein, konnten die Fahrt aber fortsetzen. Im Biwak wird die Mannschaft von SAM den Allrad-Prototypen wieder auf Vordermann bringen.
Das HS RallyeTeam erreichte Checkpoint 1 letztlich auf Platz 19 mit einem Rückstand von 20 Minuten auf Etappensieger Robby Gordon (Hummer H3). Im Gesamtklassement behaupten Kahle/Schünemann die 13. Position. Der Abstand zu Geoffrey Olholm (Toyota Hilux Pickup, Platz 11) und Boris Garafulic (Mini All4 Racing, Platz 12) ist zwar leicht angewachsen, beide liegen mit einem Vorsprung von weniger als 20 Minuten vor den drei abschliessenden Prüfungen in Chile aber weiterhin in Schlagdistanz.
Matthias Kahle: «Wir sind heute sehr vorsichtig gefahren, weil wir das Auto einfach nur heil ins Etappenziel bringen wollten. Die ersten Kilometer waren extrem hart, überall lagen riesige Steine auf der Fahrbahn. Der Abbruch der Prüfung war eine vernünftige Entscheidung. Bei solchen Bedingungen kann man nicht Rallye fahren. Obwohl wir so vorsichtig waren, haben wir den Unterboden an einem Stein beschädigt, den man im Wasser nicht sehen konnte. Wir haben den SAM-Mechanikern also leider ein bisschen Arbeit mitgebracht, aber das bekommen die über Nacht wieder hin.»
Dr. Thomas M. Schünemann: «Der Anfang war wirklich unglaublich steinig und schwierig. Bei den Wasserdurchfahrten haben wir uns dann dazu entschlossen, lieber einen sicheren Weg auf die andere Seite zu suchen. Also sind wir eine ganze Weile den Fluss entlang gefahren, das hat natürlich viel Zeit gekostet. Aber wir haben es geschafft. Jetzt liegen noch drei harte Etappen vor uns, die wir hochkonzentriert angehen werden.»
So geht’s weiter: Etappe 12, Fiambalá-Copiapó, Gesamt: 715 km, Speziale: 319 km. Die elfte Dakar-Etappe beginnt mit der zweiten Überquerung der Anden über den Paso San Francisco. Mit der Rückkehr in die chilenische Atacama-Wüste biegt die härteste Rallye der Welt so langsam auf die Zielgerade ein. Die 319 Kilometer lange Speziale auf dem Weg nach Copiapó wartet mit allen Schwierigkeiten auf, die der Marathonrallyesport zu bieten hat inklusive gewaltiger Dünenzüge und steiniger Offroadpisten.