Ruhetag: 38. Rallye Dakar fest in den «Löwenkrallen»
2015 kehrte Peugeot nach 25 Jahren Abstinenz wieder zur Rallye Dakar zurück. Den damals so siegreichen «Löwen», vier Sieg von 1987 bis 1990, wurden aber in Südamerika gehörig die Krallen gestutzt. Carlos Sainz verabschiedete sich 2015 auf der vierten Prüfung mit einem Unfall. Cyril Despres, fünfmaliger Motorrad-Sieger, erlebte bei seiner Vierrad-Premiere im heckgetriebenen Peugeot 2008 DKR ein Desaster nach dem anderen und kam auf Gesamtrang 24 ins Ziel. Auch der elffache Rekordsieger Stéphane Peterhansel wurde vor einem Jahr arg gebeutelt und schaffte nach diversen Problemen am Ende den elften Rang. Peugeot brachte kein Auto unter die Top 10.
Das hat sich aber in diesem Jahr gravierend verändert. Peugeot hat seine Hausaufgaben bestens zu Lasten der Konkurrenz erledigt und den 2008 DKR mit vielen Verbesserungen generalüberholt. Seit der ersten Dakar in Südamerika 2009 bestimmten die Allradler das Geschehen an der Spitze, zuerst Volkswagen bis 2011 mit dem Touareg, dann folgten bis 2015 vier Mal die Mini des deutschen X-raid-Teams als Sieger. Die «Dakar» war in Südamerika bis 2015 fest in der Hand von deutschen Teams. In diesem Jahr aber trat Peugeot auf den Plan und lag zur Halbzeit mit drei heckgetriebenen 2008 DKR unter Sébastien Loeb, Stéphane Peterhansel und Carlos Sainz vorne. Jeder von ihnen gewann mindestens eine Tageswertung.
Keine Peugeot-Konkurrenz
Bislang gab es bei der Allrad-Konkurrenz von Mini und Toyota Hilux noch keine Löwenbändiger. Bester aus dieser Gilde war der Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah auf dem vierten Platz im Mini vor seinem Teamkollegen und Neueinsteiger Mikko Hirvonen und Giniel de Villiers mit seinem deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz, 2015 noch Zweiter, im Toyota Hilux. 83 von 111 gestarteten Auto-Teams erreichten das argentinische Salta, dem Ort des Ruhetags am Sonntag.
Die Überraschung bei der 38. Rallye Dakar dürfte wohl das «Greenhorn» Sébastien Loeb geliefert haben. Er setzte sich im 350 PS starken Peugeot 2008 DKR auf der ersten gezeiteten Prüfung am Montag gleich an die Spitze und verteidigte diese mit drei Tagessiegen bis zum Freitag. In Bolivien warfen ihn zwei Reifenschäden und Probleme mit dem Gaspedal knapp hinter den Freitag-Sieger Stéphane Peterhansel zurück. Am Samstag, auf dem Weg von Bolivien wieder zurück nach Argentinien, erzielte Sainz seinen ersten Tagessieger, blieb aber wegen seiner Probleme am ersten Tag noch auf dem dritten Gesamtrang. Loeb eroberte mit dem zweiten Etappenplatz wieder die Führung vor Peterhansel und Sainz zurück. Al-Attiyah beendete die erste Dakar-Woche auf dem vierten Platz.
Gemeinsamkeit von Sainz und Loeb
Sainz und Loeb verbindet in Argentinien eine Gemeinsamkeit. Sowohl Sainz und Loeb erzielten in Argentinien ihren letzten Sieg in der regulären Rallye-Weltmeisterschaft. 2004 feierte Sainz im Citroën Xsara in Villa Carlos seinen letzten und 26. WM-Sieg. 2013 war es an gleicher Stelle der neunfache Rekord-Champion Loeb, der dort im Citroën DS3 WRC seine einmalige Bilanz auf 78 WM-Siege hochschraubte.
Bruno Famin, Direktor von Peugeot Sport, zog eine Zwischenbilanz: «Dieses starke Ergebnis ist sehr erfreulich, aber es gibt trotzdem kleine Defekte. Wie an den Tagen zuvor traten kleine Probleme an den Sensoren im Motor auf, die sich auf die Turbosteuerung auswirkten.»
«Ich habe niemals erwartet, hier zu führen», merkte der «Dakar»-Debütant Loeb an. «Wir haben hier unser Bestes gegeben. Wir werden aber auf den nächsten Prüfungen hart arbeiten müssen. Wir müssen aufpassen. Dort lauern einige Fallen. Unsere einzige Strategie ist, weiter zu attackieren und gute Zeiten zu erzielen.»
«Meine Konkurrenz ist mein eigenes Team», meinte der zweifache Tagessieger Peterhansel. «Die erste Woche war gut, gerade für unser Team. Es hätte aber für uns etwas besser sein können. Wenn wir etwas dichter an denen vor uns wären, wäre das besser. Ich denke, die zweite Woche dürfte mehr den Veteranen entgegenkommen, aber es kann immer etwas passieren.»
Nasser Al-Attiyah war mit seiner Performance nicht zufrieden: «Ich hätte mir ein besseres Ergebnis gewünscht. Uns fehlt einfach der Speed zu Peugeot. Ich versuche meine vierte Gesamtposition zu halten und dann werden wir sehen, was wir kommende Woche noch erreichen können.»
Schatten über der «Dakar»
Die erste Dakar-Hälfe sorgte aber, fast schon gewohnt, für negative Schlagzeilen. Beim Auftakt auf dem 11 km langen Prolog auf der Etappe von Buenos Aires nach Rosario verlor die Chinesin Guo Meiling die Kontrolle über ihren Mini und raste in eine Zuschauergruppe. Zehn Zuschauer wurden verletzt, davon vier schwer. Inzwischen hat sich die Situation der Schwerletzten stabilisiert. Der Sainz-Sieg am Samstag wurde allerdings vom Tod eines Zuschauers überschattet. Auf dem ersten Abschnitt der zweigeteilten Prüfung in Bolivien erfasste der Franzose Lionel Baud bei km 82 mit seinem Mitsubishi einen an der Piste alleine stehenden Zuschauer. Der 63-jährige Zuschauer wurde dabei getötet. Trotz schnell herbeigeeilter medizinischer Hilfe konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Die Gesamtzahl der Toten dürfte bei der 38. Rallye Dakar die 70 überschritten haben.
An den ersten drei Tagen sorgte «El Nino» mit den sehr schlechten Witterungsbedingungen für einige Änderungen. Die Prüfung am Sonntag wurde ganz abgesagt. Die Entscheidung am Montag musste starke verkürzt werden. Die nächsten Tage in Argentinien können erneut vom Wetter beeinflusst werden.