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Matthias Walkner (KTM): «Mit Vollgas Motocross-Style»

Von Günther Wiesinger
Der österreichische Red Bull KTM-Werksfahrer Matthias Walkner erlebte bei der Dakar-Rallye in Peru einen abenteuerlichen 7. Wettkampftag.

«Ich habe heute die Wegpunkte alle gut erwischt, ich bin als Gesamtsiebter immer noch bei der Musik dabei», stellte Vorjahressieger Matthias Walkner nach dem siebten Wettkampftag bei der Dakar-Rallye fest. «Trotzdem, nach dem heutigen zehnten Platz ist meine Ausgangssituation nicht mehr so gut. Es ist einfach Pech dabei gewesen. Man muss bedenken, gestern war Toby Price 20 Sekunden hinter mir, jetzt liegt er mehr als neun Minuten vor mir. Schade. Ich habe letzte Woche einmal 18 Minuten verloren, weil das Roadbook falsch war, was der Veranstalter danach selber eingestehen musste. Das ist ärgerlich! Wir sind ja zwei Tage später dort wieder gefahren und haben schwarz auf weiß gesehen, dass das Roadbook um 2 km nicht gestimmt hat. Das hat mich ungefähr 18 Minuten gekostet…» Und jetzt liegt der Österreicher 16:16 min hinter dem Leader Ricky Brabec (Honda).

«Es war ein zähger tag. In der Frpüh wurde der Strart ein bisschen verschoben, weil ziemlich viel Nebel war. Bei 95 Prozent der Etappe am heutigen Tag kann ich echt sagen, ich habe mein Bestes gegeben», seufzte ein erschöpfter Hiasi. «Wenn es dann am Ende hier nur für den achten, sechsten oder vierten Rang reicht, dann hat es halt nicht sein wollen… Viel mehr ist heute nicht gegangen, es hängt halt auch immer viel von der Startposition ab.»

Aber der tapfere Red Bull KTM-Werksfahrer erlebte auf dem Weg zum zehnten Tagesrang (mit 16:38 min Rückstand auf Sieger Sam Sunderland) wieder ein paar abenteuerliche und atemberaubende Herausforderungen.

Walkner: «Die ersten 110 km waren echt geil. Das war lässig zu fahren. Eine extreme Bolzerei. Wir waren zu 80 Prozent auf den Spuren, ‚traces‘ nennen sie es hier, die wir schon einmal befahren haben, wenn auch oft in verkehrter Richtung. Aber es war bereits relativ schön verspurt im Sand. Und die Gegend haben wir auch inzwischen gekannt. Deshalb ist das Tempo extrem hoch gewesen. Ich habe ordentlich gepusht und war bis zum Nachtanken Zweiter oder Dritter, Ricky Brabec war der Schnellste, er lag eineinhalb Minuten schneller. Er fährt auf den extrem schnellen Abschnitten momentan in einer eigenen Liga. Ich habe ihn auf der Strecke allerdings nie gesehen, nur als er beim Refueling reingekommen ist. Da habe ich gesehen, dass Toby langsamer war als ich, auf Kevin Benavides und Quintanilla habe ich bis dahin eine Minute aufgeholt. Zu diesem Zeitpunkt hat für mich alles gut gepasst. Dann hatten wir volle Tanks, es ging durch ein ganz winkeliges Flussbett raus, mit groben, spitzen Schottersteinen, ich habe mich mit meinen kurzen Beinen sehr schwer getan und mit meinem lädierten Sprunggelenk. Ich habe mich nicht getraut, mich mit dem schmerzenden Fuß abzustützen… In dieser Phase habe ich gemerkt, dass mir die Gegner davon gefahren sind, weil ich mich schwer getan habe. Bei vollem Tank komme ich mit dem Handling nicht so gut zurecht. Es folgte ein Abschnitt in den Dünen. Bei km 200 habe ich die Vorderleute fast wieder eingeholt. Ich war bis auf 40 oder 50 Sekunden wieder dran. Nachher kam ein Wegpunkt, an dem die Gegner zu weit links gefahren sind, ich bin meinen Weg weitergefahren und dachte, das passt. Tatsächlich haben sich die anderen verfahren gehabt. Ich habe dann sozusagen die Piste aufgemacht und habe danach 40 km weit vorne allein wegnavigiert. Aber wenn du so allein vorne navigieren musst, holen dich die Verfolger unglaublich schnell ein. Denn du musst jeden km neu kalibrieren, du musst den schweren Dünen ausweicnen. Manchmal sind die Abrisskanten so spitz gewesen, dass ich mich eingegraben habe. Bei 240 km sind wir deshalb in einer Fünfergruppe beisammen gewesen. Da waren Price drin, Kevin Benavides, Van Beveren und ich.»

«In dieser Gruppe habe zu 70 Prozent ich vorne wegnavigiert», berichtete der Salzburger. «Aber das ist immer zäher und mühsamer geworden. Du musst dann im Stehen zu allen Abrisskanten hinfahren, die Verfolger fahren einfach sitzend hinterher. Danach ist Kevin Benavides vorgeprescht, wir haben uns dann bei einem Wegpunkt verfahren. Keiner von uns hatte eine Ahnung, wo wir hinfahren müssen. Zehn Minuten lang haben wir den Weg gesucht, wir sind wieder alle in einem Pulk gewesen, mittlerweile hat auch Van Beveren zu uns aufgeschlossen gehabt. Ich habe dann in der Wüste ein Auto der Organisation gesehen. Ich habe gewusst, das ist der übernächste Punkt. Deshalb habe ich beim Auto dann mit einer 180 Grad-Wende umgedreht und mit von dort um umgekehrter Richtung weggefahren. Das war die richtige Entscheidung, der wegpunkt hat aufgemacht. Ich bin dann entspannt weitergefahren. Van Beveren war 500 Meter vor mir, nach zehn Minuten haben wir uns alle wieder getrennt. Ich bin von einer Unruhe befallen worden, weil du immer die anderen beobachtest... Van Beveren ist eine schlechte Spur gefahren, also habe ich ihn wieder überholt. Wir waren also beide vorne weg, das war ähnlich wie 2018. Aber es kamen noch relativ viele Dünen. Ich habe mich mal umgedreht und habe keine Verfolger gesehen, die andern waren also zu diesem Zeitpunkt mindestens 5 Minuten hinter uns. Es ist kein Mensch daher gekommen… Aber bis zum Ziel haben sie den Rückstand wieder aufgeholt, weil du vorne nicht so ein hohes Tempo vorlegen kannst, weil du dich sonst gleich wieder verirrst.»

«Aber am Schluss sind wir wieder in einem Fünfer-Paket mit Vollgas im Motocross-Style dahin gefahren. Ich habe denn eine Kreuzung verpasst und kostbare Zeit verloren. Drei oder fünf Kilometer vor dem Ziel hat es mich einmal ziemlich vom Motorrad gerissen. Kevin Benavides war vor mir, er hat bei Vollgas ein bisschen zu stark abgebremst, gleichzeitig war ich eine Spur zu schnell, wir wären beinahe im Sprung kollidiert, mein Motorrad hat sich vor der Kompression voll aufgeschaukelt, ich habe ihm zugerufen, damit er noch einmal Gas gibt und etwas ausweicht, sonst hätte ich ihn mit Vollgas erwischt… Mich hat’s dann voll ausgehebelt und voll drüber gehaut. Ich denke, er hat gemerkt, dass ich ihn gerettet und stehen lassen hab‘… Das war Scheiße. Die Schulter und das Genick tun mir weh. Ich war froh, als ich im Ziel war. Es war ein harter Tag mit stürmischen Wind. Da machst du dir echt was mit... Und wenn du in so einem Fünferpackl fahrst, pusht man sich gegenseitig, denn keiner will im Staub fahren. Jeder hat gewusst, am Schluss wird nur noch auf Spuren gefahren, also musst du andrücken, als ginge es ums Leben. Aber der Erste muss bei jeder Kuppe ein bisschen aufpassen und das Gas leicht zudrehen, der Verfolger sieht schon mehr und bleibt voll drauf, er nimmt den Überschuss mit und geht wieder vorbei.»

DAKAR MOTO - ERGEBNIS ETAPPE 7

1. Sam Sunderland (KTM) in 3:50:47 Stunden
2. Jose Cornejo Florimo (RCH/Honda) + 1:51 min
3. Ricky Brabec (USA/Honda) + 6:30 min
4. Adrien Van Beveren (F/Yamaha) + 9:40 min
5. Luciano Benavides (RA/KTM) + 11:19 min
6. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 11:29 min
7. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 12:12 min
8. Toby Price (AUS/KTM) + 12:46 min
9. Stefan Svitko (SK/KTM) + 16:32 min
10. Matthias Walkner (A/KTM) + 16:38 min
11. Joakim Rodriguez (P/Speedbrain) + 19:14 min
12. Kevin Benavides (RA/Honda) + 19:22 min
13. Oriol Mena (E/Speedbrain) + 20:25 min
14. Pablo Quintanilla (RCH/Husqvarna) + 21:07 min
15. D. Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 23:52 min

DAKAR MOTO - GESAMTSTAND NACH ETAPPE 7

1. Ricky Brabec (USA/Honda) in 20:45:13 Stunden
2. Toby Price (AUS/KTM) + 6:55 min
3. Adrien Van Beveren (F/Yamaha) + 7:47 min
4. Sam Sunderland (KTM) + 9:58 min
5. Pablo Quintanilla (RCH/ Husqvarna) + 9:59 Minuten
6. Kevin Benavides (RA/Honda) + 16:15 min
7. Matthias Walkner (A/KTM) + 16:16 min
8. Stefan Svitko (SK/KTM) + 37:09 min
9. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 39:08 min
10. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 39:17 min
11. Luciano Benavides (RA/KTM) + 1:01:14 h
12. José Cornejo Florimo (RCH/Honda) + 1:01:37 h
13. Oriol Mena (E/Speedbrain) + 1:34:54 h
14. D. Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 2:01:28 h
15. Armand Monleon (E/KTM) + 2:16:24 h

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