Heinz Kinigadner: «Dakar-Rallye wird durchgezogen»
Als sich am vergangenen von Großbritannien aus die neue Mutation des Coronavirus ausbreitet, der eine höhere Infektiosität nachgesagt wird, stellten die meisten Länder und deren Airlines die Flüge von England ein, darunter auch Saudiarabien. Deshalb machten sich einige Teams, Werke, Fahrer und Sponsoren sowie Tausende Fans Sorgen, ob das Wüstenspektakel Dakar-Rallye von 3. bis 15. Januar 2021 über die Bühne gehen könnte.
Der französische Dakar-Veranstalter A.S.O. versicherte aber bald, man werde alle Teilnehmer rechtzeitig mit Charterflügen von Barcelona, Paris und München rechtzeitig nach Riad bringen. Alle Passagiere müssen vor dem Abflug einen negativen Coronatest vorweisen, der maximal 72 Stunden alt sein darf.
Der Tiroler KTM-Berater Heinz Kinigadner, von der Dakar-Rallye eigentlich nicht wegzudenken, hat inzwischen seine Reise abgesagt. «Für mich und meinen Sohn Hannes macht das keinen Sinn. Man muss immer in dieser ‚bubble‘ bleiben, niemand darf ins Hotel gehen. Das gilt für die Teilnehmer genau so wie für alle anderen Teammitglieder. Unsere Fahrer haben natürlich alle ein Wohnmobil dabei, aber die Mechaniker und Lkw-Chauffeure müssen während der Veranstaltung alle im Zelt schlafen. Das gilt wohl auch für die Fahrer der ärmeren Teams.»
Prinz Abdulaziz bin Turki Al Faisal, Mitglied der Königsfamilie und Sportminister in Saudiarabien, hat angekündigt, dass er die Durchführung der Dakar-Rallye auf jeden Fall durchsetzen wird. Er zählte schon 2019 zu den einflußreichen Hintermännern der prestigeträchtigen Veranstaltung.
Vorläufig gibt es jedoch weiter ein paar Fragezeichen. Es sind noch einige Klimmzüge vonnöten, damit die Briten das Material nach Riad bringen können. Bei Prodrive stehen noch die Hunter BRX T1-Fahrzeuge von Sébastien Loeb und Nani Roma; es müssen Schlupflöcher für den Transport gesucht werden.
«Wir haben überlegt, ob wir wenigstens zur Zielankunft nach Riad fliegen sollen», erzählte der zweifache 250-ccm-Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner heute im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir müssten bei der Ankunft drei Tage in Quarantäne. Deshalb verzichten wir auf diesen Trip. Wir bleiben daheim in Lockdown und schauen uns die Rallye im Fernsehen kann. Mit unseren Teams der drei Marken KTM, Husvarna und GASGAS und den Fahrern bleibe ich über Mobiltelefon und WhatsApp in Kontakt.»
Red Bull KTM hat die Dakar bis 2019 nicht weniger als 18 Mal in Serie gewonnen, dann triumphierte Honda. Mit Sam Sunderland, Toby Price und Matthias Walkner hat KTM wieder drei ehemalige Dakar-Sieger im Werksteam.
«Kini» selbst war als Aktiver sieben Mal bei der Paris-Dakar am Start. Er sah nie das Ziel. «Meistens bin ich schon vor dem Ruhetag ausgefallen.»
Aber der Zillertaler hat trotzdem besonders verdient im Zusammenhang mit dem Rallyesport,. Denn er überredete KTM-Firmenchef Stefan Pierer zur Dakar-Teilnahme und legte damit den Grundstein für eine unglaubliche Siegesserie der Österreicher. Dazu machte er aus dem Motocross-Weltmeister Matthias «Hiasi» Walkner einen Weltklasse-Rallyefahrer.
«Im Jahr 2000 bin ich meine letzte Dakar gefahren. 2001 war ich als KTM-Teammanager dabei. Da haben wir mit Fabio Meoni erstmals gewonnen – dank meiner guten Manager-Qualitäten», lacht der gelernte Bäcker und Konditor. «2002 haben wir mit Meoni noch einmal auf der 950-ccm-Zweizylinder-KTM gesiegt. 2003 hat Richard Sainct gewonnen, ein Jahr später Nani Roma. Ich war bis 2003 als KTM-Teammanager tätig. Nachher habe ich in Afrika nie mehr die ganze Dakar vor Ort verfolgt. 2010 kam das neue Hubraumlimit mit 450 ccm. Aber in diesem Übergangsjahr durften die 650er und 720er-Einzylinder noch mit Restrictor mitfahren. 2011 waren die 450er-Maschinen erstmals ganz unter sich. Mit unseren 720-ccm-Einzylinder-Motorrädern wurden Höchstgeschwindigkeiten von 180 km/h gemessen. Heute sind unsere 450er genau so schnell.»
«Nach Südamerika bin ich in den ersten zwei, drei Jahren gar nicht rübergeflogen», schildert Kinigadner.«Das hat sich natürlich geändert, seit Hiasi Walkner bei der Dakar am Start ist. In den letzten sieben Jahren waren wir deshalb in Südamerika und in Saudiarabien immer dabei. in Südamerika sind wir zweimal die ganze Rallye mit einem Begleitfahrzeug mitgefahren.»