DTM-Titelcheck: Wittmann, Mortara oder doch Green?
Marco Wittmann und Edoardo Mortara
Marco Wittmann (BMW, 176 Punkte):
Die Konstanz in Person. Der Ex-Meister hat in 13 von 16 Rennen gepunktet. Eigentlich ja sogar in 14, doch die Disqualifikation zuletzt in Budapest kostete ihn wertvolle zwölf Zähler.
Wie er den Rückschlag verkraftet, wird nun das Finale zeigen. Geht man von der bisherigen DTM-Karriere des 26-Jährigen aus, hat er das noch in Budapest abgehakt und wird sich nur noch auf die letzten beiden Rennen fokussieren.
Etwas anders gemacht in der Vorbereitung als sonst hat er nicht. Warum auch? Immerhin hat ihn seine bisherige Routine dorthin gebracht, wo er nun ist: Auf dem Weg zu seinem zweiten Titel. Dass er diese Situation im Gegensatz zu Mortara kennt, will er nicht unbedingt als Vorteil sehen. «Ich habe keine Ahnung, ob es ein Vorteil ist, ein Nachteil ist es aber auch nicht», sagte der BMW-Pilot.
In Budapest zeigte er zudem eine ganz neue Seite, das «Eichhörnchen» kann nämlich auch anders. «Viele stempeln mich immer als Eichhörnchen-Fahrer ab, ich habe aber wohl bewiesen, dass ich auch Risiko gehen kann und nicht klein beigebe», sagte Wittmann.
Mit seiner mutigen Aktion im ersten Rennen erwischte er sogar den alten Hasen Mattias Ekström auf dem falschen Fuß. Erwischt Wittmann auch in Hockenheim die richtige Mischung, ist ihm der Titel nicht mehr zu nehmen.
Zwar liegt der letzte BMW-Sieg in Hockenheim bereits 30 Monate zurück, doch die Münchner haben zunächst das leichteste Auto. «Wir müssen beim Saisonfinale einen kühlen Kopf bewahren und uns möglichst aus allen Rangeleien heraushalten. Das wird gar nicht so einfach, denn die Rennen in Hockenheim sind erfahrungsgemäß immer sehr actionreich«, sagte er.
Edoardo Mortara (Audi, 162 Punkte):
Edoardo Mortara ist nervös. Oder zumindest nervöser als sonst. Das gab der Audi-Pilot vor dem Saisonfinale unumwunden zu. Er hat mit 14 Punkten Rückstand auf Wittmann den Titel weiter fest im Blick. Es wäre sein erster in seinem sechsten Jahr in der Tourenwagenserie.
Seine Rechnung im Titelkampf im Hinblick auf die zahlreichen Konstellationen ist denkbar einfach: Mortara müsste «nur» beide Rennen gewinnen, dann kann Wittmann machen, was er will.
Doch was die aktuellen Kräfteverhältnisse betrifft, ist klar, dass nicht so viel klar ist. Audi ist beim Saisonabschluss seit zwei Jahren ungeschlagen. 2014 holten die Ingolstädter mit einem Dreifachsieg den Titel in der Herstellerwertung. Im vergangenen Jahr gewann Timo Scheider das Samstagsrennen, am Sonntag war das Podium dank Jamie Green, Mattias Ekström und Mortara wie schon 2014 fest in Audi-Händen.
Beim turbulenten Saisonauftakt in diesem Jahr an gleicher Stelle mit zahlreichen Crashs und Ausfällen gewann der Italiener den ersten Lauf, ging aber im zweiten leer aus. Wittmann holte damals nur vier Punkte, doch für Mortara ist BMW immer noch eine kleine Wundertüte. «Sie haben nach den Zugeständnissen viel mit uns gespielt, denke ich. Ich habe keine Ahnung, wie stark BMW in Hockenheim sein wird», sagte er.
Die Münchner haben in Hockenheim nun erst einmal einen Gewichtsvorteil von 7,5 Kilogramm im Vergleich zu Audi. «Normalerweise sind wir dort ganz gut. Aber in der DTM kann man nie wissen, ob man konkurrenzfähig ist», sagte Mortara. Zur Beruhigung seiner Nerven wird das bis zum ersten Lauf am Samstag sicher nicht beitragen.
Jamie Green (Audi, 137 Punkte):
Der Brite ist der erfahrenste Fahrer unter den Titelkandidaten. In seinem zwölften DTM-Jahr hätte er nach der Vizemeisterschaft 2015 in dieser Saison gerne endlich seinen ersten Titel geholt. Doch der ist weit weg, nach zuletzt einigen übermotivierten Manövern.
In Moskau zeigte er Nerven, als er bei seiner Aufholjagd zu ungestüm vorging und sich gleich zwei Durchfahrtsstrafen einhandelte. Flüchtigkeitsfehler, die in der DTM hart bestraft werden. So auch auf dem Nürburgring, als er im zweiten Rennen mit Gary Paffett kollidierte und leer ausging.
In Budapest kam dann auch noch Pech hinzu, als Wittmann ihn im zweiten Rennen beim Startchaos als Bremsklotz nutzte und der Brite ausschied. Er hat nur noch Außenseiterchancen, dafür aber auch nichts mehr zu verlieren.