Glock: «Bringe Mortara gerne Taschentücher mit»
Edo Mortara und Timo Glock bei einem Gespräch am Lausitzring
Edoardo Mortara zögerte. Der Audi-Pilot dachte nach, er überlegte lange und suchte nach den richtigen Worten. Man merkte dem oft emotionalen Italiener an, dass er nichts Falsches sagen wollte, als er auf sein Duell mit Timo Glock im 17. DTM-Saisonrennen in Hockenheim angesprochen wurde.
Es war sehr, sehr am Limit“, sagte Mortara. Und überlegte nochmal lange. Und wollte es schließlich so formulieren: «Wenn er irgendwann in der Zukunft um den Titel fahren sollte, mache ich ihm das Leben so schwer, wie er es mir gemacht hat. Man kann so Rennen fahren, das akzeptiere ich. Aber eines Tages...Diese Dinge kommen irgendwann immer zurück zu einem bestimmten Zeitpunkt», sagte der 29-Jährige.
Mortara und Glock hatten sich in den ersten Runden des Rennens einen harten Zweikampf geliefert. Glock hatte sich im Titelkampf auf Platz sieben liegend wenig überraschend vehement gewehrt, als er den zu diesem Zeitpunkt Achtplatzierten Mortara das Leben schwermachte. Immerhin ist der BMW-Pilot nicht nur Marken-, sondern auch Teamkollege von Gesamtspitzenreiter Marco Wittmann.
Und die Duelle waren tatsächlich hart, aber zu keiner Zeit über dem Limit. Racing eben. Racing, das die Leute exakt so sehen wollen. Dafür vertrat Glock seine Meinung anschließend auch auf Twitter, wo einige Fans seine Manöver als zu hart und unsportlich kritisierten.
Dass sich auch Mortara nicht nur öffentlich, sondern auch bei ihm persönlich über das Einsteigen beschwert hatte, konnte Glock erst Recht nicht nachvollziehen. «Ich kann ihm das nächste Mal gerne ein paar Taschentücher mitbringen. Wenn du Meister werden willst, musst du nicht so rumweinen», sagte er. Schließlich sei er nicht da, um Mortara vorbeizuwinken, sondern um seinen Teamkollegen Wittmann zu unterstützen.
Dabei erinnerte Glock an einige Vorgeschichten, die beide Fahrern bereits haben. Wie in Budapest 2014, als sie sich rundenlange Duelle am Limit lieferten. «Da hat er mich auch nicht vorbeigewunken», so Glock. Mortara dachte dabei vor allem an den Nürburgring 2015, als er, ebenfalls noch mit Titelchancen ausgestattet, mit Glock auf der Strecke aneinandergeriet.
Als Mortara in Hockenheim hinter Glock auf Platz acht lag, war Wittmann zwischenzeitlich sogar Meister. Doch in Runde 15 leisteten sich Glock und BMW einen Fauxpas. Einen, der Glock noch mehr ärgerte als Beschwerden über zu hartes Einsteigen.
«Wir haben uns ein wenig verkommuniziert», erklärte Glock. Augusto Farfus hatte zuvor laut Glock einen Fehler aus Kurve zwei heraus gemacht. «Ich war mit DRS dann schon auf gleicher Höhe. Es hieß, dass ich, wieso auch immer, weiter hinter Augusto bleiben soll. Und dann hat Edo mich überholt», so Glock. Und das war der Beginn einer imposanten Aufholjagd, an deren Ende Mortara bis auf Platz drei fuhr.
Glock war natürlich unzufrieden. «Denn ich hatte ein deutlich besseres Auto und hätte Edo das Leben deutlich hätte erschweren können. Ich habe ihm in der ersten Runde ja bereits gezeigt, dass er mit mir rechnen muss», so Glock.
Letztendlich wollte Mortara aber auch gar nicht auf dem Duell rumreiten. Im Mittelpunkt stand schließlich sein Ritt auf Platz drei, der ihm auf der Pressekonferenz sogar einen Sonderapplaus einbrachte.
Viel kaufen kann er sich davon aber (noch) nicht. Denn trotz seines sehenswerten Rennens ist der Rückstand von 14 auf 17 Punkte angewachsen, da Wittmann als Zweiter vor ihm ins Ziel fuhr.
Deshalb war seine Gefühlswelt auch gemischt. Während die Fans ihn für den Auftritt, für die Show feierten, sah er vor allem das nackte Ergebnis. «Das war ein großartiges Comeback. Ich bin aber nicht wer weiß wie glücklich, wir haben noch mehr Punkte verloren. Ich hätte den Rückstand gerne mehr verkürzt», sagte Mortara. Wittmann reicht am Sonntag im letzten Saisonrennen ein fünfter Platz zu seinem zweiten Titelgewinn.