Gefährdet ausgerechnet Aufrecht die Zukunft der DTM?
Gefährdet ausgerechnet Aufrecht die Zukunft der DTM?
Nein, Wut oder Enttäuschung konnte man Hans Werner Aufrecht auf den ersten Blick nicht ansehen. Der 77-Jährige gab sich im Interview kämpferisch wie eh und je, professionell. Ja, der Vorstandsvorsitzende der Dachorganisation ITR macht sich Sorgen um die DTM. Die macht er sich aber seit 20 Jahren. Mal mehr, mal weniger.
Fragen zu seiner eigenen Zukunft blockte er im Vorfeld allerdings ab. Gerüchte, dass er nach der Entmachtung bei der ITR andere, eigene Pläne verfolgt, wollte er nicht kommentieren. Auch wenn diese Gerüchte seit Wochen im Fahrerlager kursieren. Und offenbar hat sich Aufrecht einen Plan zurechtgelegt, der sein bisheriges Wirken ad absurdum führen würde und sein Lebenswerk ernsthaft gefährden könnte.
Denn wie «Motorsport-Total.com» berichtet, arbeitet Aufrecht an einer Art Konkurrenzserie zur DTM. Genau: Der Mann, der seit Jahrzehnten das Gesicht der Tourenwagenserie ist und wie ein Löwe für den Erhalt gekämpft hat, sorgt nun offenbar selbst für eine Konkurrenz, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind.
Angeblich plant Aufrecht gemeinsam mit dem Serienchef der Tourenwagen-WM (WTCC), Francois Ribeiro, dass die WTCC ab 2018 oder 2019 das ursprünglich in der DTM geplante Class-One-Reglement umsetzt. Damit würde sich die Serie nicht nur für japanische Hersteller öffnen, sondern möglicherweise auch für die in der DTM engagierten drei deutschen Premium-Marken. Audi, BMW und Mercedes haben sich vorerst bis 2018 offiziell zur DTM bekannt.
Die Gründe für Aufrechts Vorgehen sind vielfältig. Ohne Frage spielt seine Entmachtung bei der Neustrukturierung der ITR eine große Rolle. Im Interview ließ er zudem durchblicken, dass er kein großer Fan der Zugeständnisse für BMW in der vergangenen Saison gewesen ist. «Für die DTM war es der falsche Weg. Wir wollen reinen Sport zeigen. Und da soll keiner einen Vorsprung bekommen», sagte er.
Die geplante Reduzierung des Fahrerfeldes auf 18 oder 21 Autos sieht er zwar nicht als großes Problem. Aber: «Für mich ist es ganz wichtig, dass die geplanten Schritte funktionieren. Wir wollen die Aerodynamik reduzieren, mehr Leistung und einen Reifen mit Abbau haben. Dann spielt alles andere gar keine Rolle. Wir müssen die Zuschauer wieder faszinieren», so Aufrecht. Dass die geplanten Schritte funktionieren ist aber noch offen, umgesetzt wurde bislang auch keiner, die Hersteller diskutieren seit Monaten über die geplanten Änderungen. Offiziell bislang ergebnislos.
Für Aufrecht war es zudem ein Schlag ins Gesicht, dass die Hersteller die Einführung des neuen Turbomotors aus Kostengründen auf frühestens 2019 verschoben haben. Während die japanische Super-GT bereits mit dem neuen Class-One-Reglement fährt und theoretisch bereit für eine Kooperation wäre, steht die von Aufrecht angeschobene und im Rahmen des Comebacks 2012 von BMW gewünschte Internationalisierung in den Sternen.
Denn durch den Motorenbeschluss ist sie um Jahre zurückgeworfen worden, wie Aufrecht betonte. Von der ebenfalls angedachten Kooperation mit den USA ist bereits seit Jahren überhaupt keine Rede mehr.
Dass neue Hersteller in die DTM kommen, kann sich Aufrecht dann auch nicht vorstellen. «Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Der neue Motor wäre ein wichtiges Element gewesen», betonte er. Die Voraussetzung für mehr Markenvielfalt sei, dass genügend Hersteller ein NEUES Reglement attraktiv fänden, so Aufrecht. «Solange das nicht passiert, wird auch kein neuer Hersteller in die Serie kommen. Die wollen die Chance haben, zu gewinnen. Keiner will sich von den anderen verhauen lassen.»
Es ist aufgrund der angeblichen Pläne nicht auszuschließen, dass sich die DTM nun ausgerechnet von Aufrecht «verhauen» lässt. Denn angeblich hat Aufrecht bereits intensive Gespräche mit WTCC-Vermarkter Eurosport Events geführt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese Pläne zwar erst einmal nur Gerüchte und Spekulationen, denn die DTM-Verantwortlichen äußern sich dazu nicht. Völlig abwegig erscheinen sie nach den Geschehnissen der vergangenen Monate aber nicht.