Audi-Ära endet: Dieter Gass beerbt Wolfgang Ullrich
Dieter Gass und Wolfgang Ullrich
Motorsportchef Ullrich hatte es vor einigen Wochen bereits angekündigt: Bei Audi endet mit dem schrittweisen Rückzug des 66-Jährigen eine Ära. Nach 23 Jahren und zahlreichen Erfolgen mit den Ingolstädtern wird Ullrich das Amt zum 1. Januar an Dieter Gass übergeben, bislang Audis DTM-Leiter. Ullrich selbst bleibt bis Ende 2017 in beratender Funktion bei Audi tätig.
Ullrich hatte Gass Anfang 2012 mit dem Ziel zu Audi zurückgeholt, den diplomierten Ingenieur für elektromechanische Konstruktion als seinen Nachfolger aufzubauen. Nach fünf gemeinsamen Jahren an der Spitze von Audi Sport wird Gass neuer Motorsportchef der Audi AG und leitet damit alle werksseitigen Engagements. Aktuell die Formel E und die DTM.
«Dieter Gass wird Audi Sport durch die bevorstehende Phase der Transformation führen und die Erfolgsstory von Audi im Motorsport fortschreiben», sagt Dr. Wolfgang Ullrich. «Er kennt Audi Sport wie kaum ein anderer. Von November 1994 bis März 2001 hat er als Techniker dort gearbeitet – erst bei den Supertourenwagen, später bei den Sportprototypen. Anschließend war er elf Jahre in leitenden Funktionen in der Formel 1 tätig. Dabei hat er viel Know-how gesammelt, von dem Audi Sport seit seiner Rückkehr 2012 profitiert. Nach einem Jahr als Leiter Renneinsatz und vier Jahren als Leiter DTM macht er nun den sorgfältig geplanten nächsten Schritt. Dabei werde ich ihm beratend zur Seite stehen, mich aber aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Ich weiß das Motorsport-Engagement von Audi bei Dieter Gass in guten Händen.»
Seit 2013 ist Gass für das DTM-Programm von Audi zuständig. Unter Gass holten die Ingolstädter 2013 ihren letzten Fahrertitel durch Mike Rockenfeller. In dieser Saison gewann Audi den Marken- und den Teamtitel, musste in der Fahrermeisterschaft aber einmal mehr der Konkurrenz den Vortritt lassen.
«Die Fußspuren, die Dr. Wolfgang Ullrich hinterlässt, sind sehr groß», sagt Dieter Gass. «Er stand 23 Jahre an der Spitze von Audi Sport und hat für das Unternehmen in dieser langen Zeit Außergewöhnliches geleistet. Neben dem weltweiten Aufbau von Partnerteams und unzähligen Meisterschaften bei den Supertourenwagen ragen die 13 Siege bei den 24 Stunden von Le Mans und zahlreiche DTM-Titel als bleibende Meilensteine heraus. Ich möchte aber auch den Aufbau des Kundensports bei Audi sowie den Umzug von Audi Sport in das moderne und zeitgemäße Kompetenz-Center Motorsport in Neuburg nicht vergessen. Solche Karrieren gibt es im Motorsport nur ganz selten.»
«Ich habe die 23 Jahre an der Spitze von Audi Sport sehr genossen», sagt Dr. Wolfgang Ullrich. «Wir haben große Erfolge gefeiert, und ich durfte mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten, bei denen ich mich herzlich bedanken möchte. Dasselbe gilt für unsere Teams und Partner. Der Vorstand hat auch in schwierigen Phasen an uns geglaubt, und ich denke, wir haben dieses Vertrauen immer wieder mit tollen Siegen und Meistertiteln gerechtfertigt.»
Im vergangenen Jahr hatte das bis dahin makellose Bild des tadellosen Sportsmannes Ullrich allerdings Risse bekommen. Ullrich hatte in Spielberg mit einem Funkspruch («Timo, schieb ihn raus») für einen handfesten Skandal gesorgt. Scheider hatte nach dem skandalträchtigen Satz sowohl Robert Wickens als auch Pascal Wehrlein von der Strecke geschubst.
Im Anschluss wurde Audi mit der Rekordgeldstrafe in Höhe von 200.000 Euro belegt. Hängen bleiben werden von der Ära Ullrich aber wohl vor allem die sportlichen Erfolge, für die der Österreicher ohne Frage in großem Maße verantwortlich zeichnet