DTM-Boss Gerhard Berger: «Das verzeiht der Fan nicht»
Gerhard Berger
Gerhard Berger hat sich als neuer Chef der DTM positioniert und die Schwächen der Tourenwagenserie angesprochen. In seiner neuen Funktion will er genau dort ansetzen. «Aerodynamik, Flügelchen, Gewichte, Taktikspielchen, das Verhältnis von Grip zu Leistung, damit es spektakulärer wird: Das muss man in den Griff kriegen, da muss man ansetzen», sagte der 57-Jährige bei ServusTV.
Denn im Mittelpunkt der kriselnden Serie steht im Endeffekt nicht nur der Sport, sondern vor allem der Fan. Das weiß auch Berger. Dinge wie Taktikspielchen «erkennt der Fan und das verzeiht er auch nicht. Er will fairen, einfachen und leicht zu verstehenden Hardcore-Motorsport sehen», sagte Berger und stellte klar: «Alle Themen drumherum sind hausgemacht. Die bringen nichts und die entfernen uns vom Fan. Auch das Abschauen von der Formel 1 bringt nichts, die DTM muss für sich selbst ihre Regeln haben.»
Der frühere Formel-1-Pilot Berger hatte im März offiziell den Job des neuen DTM-Bosses von seinem Vorgänger Hans Werner Aufrecht übernommen. «Das war ein Angebot, das ich mir zwar sehr gut überlegt habe, das aber auch sehr attraktiv war. Und das mir auch sehr viel Spaß machen wird», sagte er.
Überrascht hat er damit vor allem Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko. «Ich war etwas verwundert. Denn das ist ein Job mit viel Arbeit und normalerweise im Vergleich zur Formel 1 mit wenig Geld», sagte er: «Ich habe Gerhard gefragt, ob alles in Ordnung ist. Denn das ist gegen seine sonstigen Intentionen. Aber er hat sicher das Knowhow und das Durchsetzungsvermögen. Wenn, dann kann er die Serie umdrehen, um sie attraktiver zu machen», sagte Marko.
Die Reaktionen aus der Tourenwagenserie selbst waren dann auch durchweg positiv. «Er hat sehr viel Erfahrung durch seine verschiedenen Positionen. Es kommt nicht oft vor, dass man solch eine Person findet. Und es ist auch nicht so einfach, jemanden von der DTM so zu begeistern. Denn es ist viel Arbeit. Aber ich traue ihm das zu», sagte Audi-Routinier Mattias Ekström.
Der Schwede hält grundsätzlich mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und kritisierte die Entwicklung der Serie in den vergangenen Jahren sehr oft sehr deutlich. Es sei natürlich nicht alles schlecht gewesen, so der zweimalige Meister, der 2017 in seine 17. Saison in der DTM geht.
«Aber der Sport muss sich weiterentwickeln, um konkurrenzfähig gegenüber anderen Sportarten zu sein. Die DTM hat die besten Zutaten von allen Motorsport-Klassen überhaupt, um einen besseren Kuchen zu backen. Aber den Fan muss man anders pflegen als noch vor zehn Jahren», sagte Ekström, der fordert, dass der Fahrer wieder einen größeren Anteil an Erfolg und Misserfolg haben solle.
Das wird bereits in diesem Jahr mit einem neuen technischen und sportlichen Reglement versucht. Die Autos haben mehr Leistung, dafür weniger Abtrieb und bekommen einen weicheren Reifen, der abbaut, um nur ein paar Dinge zu nennen. In der Vergangenheit war es allerdings auch so, dass sich die Hersteller beim Reglement gegenseitig im Weg standen. Jeder sei nur auf seinen Vorteil bedacht, so der Vorwurf.
Berger geht die Herkulesaufgabe, die drei Hersteller BMW, Audi und Mercedes auf eine gemeinsame Richtung einzuschwören, optimistisch an.
«Die Hersteller werden die eine oder andere Empfehlung aufnehmen. Sonst hätten sie mich auch gar nicht gebraucht», sagte der Österreicher. Grundsätzlich sei sehr viel Potenzial da, meinte er: «Die Schwächen liegen auf dem Tisch. Die angesprochenen Themen sind ein wenig außer Kontrolle geraten, die muss man wieder einfangen und korrigieren. Dann wird das Produkt auch wieder sehr gut sein.»