BMW-Verschwörungstheorie: Die Paranoia der DTM
Maxime Martin
Es war eine seltsame Stimmung in Budapest. Angriffslustig. Gereizt. Die Verschwörungstheoretiker hatten mal wieder Hochkonjunktur, nachdem BMW-Pilot Maxime Martin am Samstag im fünften Saisonrennen eine frühe Safety-Car-Phase auslöste und so den Rennverlauf auf den Kopf stellte.
Nutznießer waren unter anderem die BMW-Kollegen Timo Glock und Bruno Spengler, die früh gestoppt hatten. Vor allem im Audi-Lager war man sauer. Der Vorwurf hinter vorgehaltener Hand: Das war Absicht. Denn die Ingolstädter verloren deshalb den sicher geglaubten Sieg und verpassten sogar das Podium. BMW spielte Martins Stopp mitten auf der Strecke in die Karten.
BMW-Boss Jens Marquardt war stocksauer, konnte über die Vorwürfe «nur lachen». Denn die Bremsen seines Fahrers waren durch eine Schraube blockiert, er konnte nicht mehr weiterfahren. Auch wenn das Abschleppen trotz der blockierten Bremsen funktionierte: Der DMSB las bei einer anschließenden Untersuchung die Daten aus. Das Ergebnis bestätigte die BMW-Aussagen, auch Onboard-Kameras stützen sie. Auch beim Funkverkehr oder bei den Pitboards gab es keine Auffälligkeiten.
Hirngespinste also? Ja, glaubt Fahrersprecher Manuel Reuter: «Das ist absoluter Schmarrn, die Konkurrenz sieht teilweise Gespenster. Die Nerven liegen bei den Herstellern blank.» Er erzählte in der ARD zudem von einem Vorfall am Sonntag.
Da wollte ein Audi-Ingenieur angeblich Glock an den Kragen. Und tatsächlich: Nach der Zeitenjagd stand Glock plötzlich vor seinem früheren Toyota-Ingenieur aus der Formel 1, der heutige Audi-Mann ging verbal auf den BMW-Piloten los, wie Glock SPEEDWEEK.com verriet.
«Er hat gesagt, dass wir das alles geplant hätten. Wir haben uns dann "ausgetauscht", er mit einer geschwollenen Halsschlagader. Ein Bild für die Götter. Ich habe ihm versucht zu erklären, was für einen Blödsinn er da erzählt», so Glock. An die Gurgel gingen sich beide nicht. Glock ließ aber durchblicken, dass es kein freundschaftlicher Meinungsaustausch war. Um es freundlich auszudrücken.
Glock verwies die Vorwürfe ins Reich der Fabeln. «Das ist unmöglich zu planen. Völlig absurd. Und es ist schade, weil dann wieder Dinge geschrieben werden, die lachhaft sind», so Glock.
Wie erklärt er sich die Schummel-Vorwürfe? «Das ist die berühmte Paranoia der DTM, die es schon immer gibt. Dass der eine denkt, der andere hat etwas besser und hat bei allem irgendeinen Hintergedanken», sagte der 35-Jährige.
Und präsentierte ein schönes Beispiel: «Wenn wir beim nächsten Rennen in pink fahren wie der Auer, würden die Audis darüber nachdenken, ob sie nicht auch pink werden, weil der Auer in pink ja schnell ist. Und vielleicht sind die BMW dann ja auch schnell in pink.»