Disqualifikation Wittmann: Wie konnte das passieren?
Marco Wittmann
Marco Wittmann war am Sonntag in Zandvoort reichlich angeschlagen. Eine Erkältung hatte sich der BMW-Pilot zugezogen, bei seinem Vater hatte er sich angesteckt. Doch der BMW-Pilot biss sich nicht nur durch, er fuhr sogar seinen ersten Saisonsieg ein. Und jubelte über Platz zwei in der Gesamtwertung, sieben Punkte Rückstand waren es nur noch auf den Führenden Mattias Ekström. Zweieinhalb Stunden später hatte sich das alles erledigt.
Da war Wittmann disqualifiziert worden, weil die erforderliche Restmenge an Benzin nicht mehr im Tank war. Ein Kilogramm muss es sein, bei Wittmann waren es nur noch 500 Gramm. Eine ziemlich deutliche Angelegenheit also.
Heißt: Verkalkuliert hat sich sein Team also ganz offensichtlich nicht. Für den Rennverlauf wird normalerweise sowieso der Worst Case in Betracht gezogen, also der größtmögliche Verbrauch bei schnellstmöglicher Fahrt. Wie konnte das also passieren?
Ganz einfach: Ein menschlicher Fehler. Das Auto wurde nach dem Qualifying im Parc fermé abgetankt. Anschließend wurde der Catch-Tank geleert, im Haupttank gibt es noch einen Innentank, der sicherstellt, dass der kleinste Rest des Benzins rausgesaugt werden kann, berichtete Teamchef Stefan Reinhold bei dtm.com: «Wenn der Tank leer ist, muss man erst den Catch Tank wieder befüllen. Und dann kommt der Rest der benötigten Benzinmenge in den Tank. Das hat der Mechaniker vergessen.»
Catch Tanks sind dafür da, um einen konstanten Benzindruck und eine permanente Kraftstoffversorgung sicherzustellen. Der Ärger über diesen seltenen Fauxpas ist natürlich groß, denn nicht nur der Sieg war futsch, sondern auch Gesamtplatz zwei. Bei 25 Kilogramm weniger Gewicht gegenüber den Audis wäre es zumindest recht wahrscheinlich gewesen, dass Wittmann beim nächsten Event auf dem Nürburgring einen vielversprechenden Angriff auf die Spitzenposition hätte starten können. So ist er mit 35 Zählern Rückstand erst einmal nur Achter.
Das Ärgerliche: Die Prozedur habe man gefühlt schon tausend Mal gemacht, so Reinhold. «Jedes Auto hat einen fixen Mechaniker dafür. Das ist bei jeder Session erforderlich, bei jedem Rennen. Das ist in den letzten sechs Jahren bei zwei, bis drei Autos pro Veranstaltung nicht einmal schiefgegangen. Es könnte auch einer bei der Tankmaschine eine falsche Zahl eingeben. Wir haben halt immer noch Menschen in der Box stehen.»
Man hätte den Fehler auch nicht im Vorfeld vermeiden können. Mit einer anderen Sensorik sei zwar erkennbar, wie viel Sprit noch im Tank sei. Aber: «Dafür sind die DTM-Autos technisch zu sehr an der Basis. Bei einem Formel-1-Auto wäre das nicht passiert.»
Wittmann selbst hatte sich nach einem kurzen Moment der Sprachlosigkeit wieder gefangen. I«ch bin natürlich sehr enttäuscht, aber da kann man als Fahrer nichts machen. Wir müssen das akzeptieren und sicherstellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Es war für mich trotzdem ein mega Wochenende. Unsere Pace war sehr gut. Am Nürburgring greifen wir wieder an.»