Auf Anhieb Champion: René Rast auf Larinis Spuren
René Rast
Der erste Anruf, der seine Karriere verändern sollte, kam an einem Samstagabend. «Wir haben den 30. Geburtstag meiner Freundin gefeiert, als gegen neun, halb zehn mein Handy klingelte», erinnert sich der Audi-Pilot. «Ob ich nicht Lust habe, DTM zu fahren.» Adrien Tambay hatte sich am Start des ersten Rennens in Zandvoort die Hand verletzt und das Audi Sport Team Rosberg suchte Ersatz für Sonntag. «Natürlich habe ich sofort zugesagt. Zum Glück hatte ich noch meinen Helm im Kofferraum liegen. Gegen zwei, drei Uhr nachts kamen wir im Hotel an.»
Rast war den Audi RS 5 DTM nie zuvor gefahren und hinterließ bei seinem DTM-Debüt ohne jegliche Vorbereitung einen so guten Eindruck, dass er beim Finale als Vertretung für Mattias Ekström erneut einspringen durfte – dieses Mal mit etwas mehr Vorbereitungszeit inklusive eines Tests in Budapest. Das Ergebnis: ein sechster Platz, die ersten Punkte und eine klare Empfehlung für eine volle DTM-Saison.
«Die DTM war immer eine Serie, in der ich fahren wollte», sagt Rast, der mit seiner Partnerin Diana und Sohn Liam in Bregenz am Bodensee wohnt. «In den Anfängen meiner Karriere war ich jahrelang im Vorprogramm der DTM unterwegs, deshalb war die DTM immer ein großes Ziel. Aber irgendwann habe ich mich in Richtung Langstrecke orientiert, dadurch rückte die DTM etwas in den Hintergrund. Dass es jetzt doch noch funktioniert hat, war nicht abzusehen, ist aber umso schöner.»
René Rast hat in seiner Laufbahn immer wieder durch Leistung überzeugt und so den jeweils nächsten Schritt auf der Karriereleiter gemacht. Sie führte ihn innerhalb des Volkswagen-Konzerns vom Polo Cup bis nach Le Mans und nun in die DTM. Gleich dreimal gewann er dabei den Porsche Supercup, der im Rahmen der Formel 1 ausgetragen wird. Seit dem Jahr 2011 ist er im Zeichen der Vier Ringe aktiv. Am Steuer des GT3-Sportwagens Audi R8 LMS gilt er als Maßstab und Garant für Erfolge. Seine Siege bei den 24-Stunden-Rennen in Daytona, Spa und auf dem Nürburgring unterstreichen dies ebenso wie ein Titelgewinn im ADAC GT Masters.
Am Steuer des Hybrid-Rennwagens Audi R18 e-tron quattro hinterließ Rast bei seinem Debüt in Le Mans ebenfalls einen starken Eindruck. Auch in der LMP2-Kategorie der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sorgte Rast mit Top-Leistungen für Aufsehen. Selbst in der Formel E ist er schon ein Rennen gefahren.
Rast gilt als Rennfahrer, der mit jeder Art von Rennwagen schnell ist. Vielleicht hilft dabei auch sein Nebenjob in der Gaming-Branche: In seiner Wohnung steht ein Simulator, auf dem die Simulation «Project Cars» läuft. Rast berät das E-Racing-Projekt als «Handling Consultant» und profitiert nun auch in der DTM von seinem Nebenjob: «Das DTM-Auto verlangt einen Fahrstil, den ich von keinem anderen Auto kenne. Wenn ich das im Simulator jeden Tag fahre, speichert sich das in meinem Kopf ab. Ich muss nicht bei null starten, wenn ich im echten RS 5 DTM sitze.»
Mit Prognosen für seine erste DTM-Saison war er am Jahresanfang zurückhaltend: «Mein Ziel ist, bester Rookie zu werden. Ich möchte lernen, regelmäßig Punkte sammeln, immer gut durchkommen. Mich einfach in die DTM einfinden und integrieren, das meiste herausholen. Man muss sehen, wozu das reicht. Die DTM ist extrem schwankend. Niemand kann sagen, wo er am Ende des Jahres steht. In der DTM starten einfach 18 extrem gute Fahrer.»
Nun ist er dreifacher Saisonsieger und nicht nur bester Rookie, sondern einer von sechs Titelkandidaten. «Wer hätte vor der Saison damit gerechnet? Ich kann nur gewinnen und eigentlich nicht mehr verlieren, daher mache ich mir selbst keinen Druck. Die Chance ist noch da. Ein perfektes Wochenende mit zwei Pole-Positions und zwei Siegen würde schon fast ausreichen …»
Als DTM-Startnummer hat er sich die 33 ausgesucht. Der Grund ist irgendwie typisch für Rast, der als Pragmatiker gilt, den nichts aus der Ruhe bringen kann. «Ich finde die 33 von der Optik her einfach cool und ich kann mir eine Doppelnummer leicht merken.» Im Audi Sport Team Rosberg fühlte er sich sofort zu Hause. «Das ist eine super Truppe, in der ich mich bei meinem Debüt in Zandvoort auf Anhieb wohlgefühlt habe. Mit Jamie (Green) habe ich einen der Schnellsten an meiner Seite, von dem ich etwas lernen kann.« Und gelernt hat er schnell.