Ekström und Abt: Szenen einer wilden DTM-Ehe
Hans-Jürgen Abt und Mattias Ekström
17 Jahre sind eine lange Zeit. In DTM-Zahlen ausgedrückt sind es 193 gemeinsame Rennen, 20 Pole Positions, 23 Siege, 77 Podiumsplätze und zwei Titel. Seit 2001 fährt Mattias Ekström in der Tourenwagenserie für das Team von Hans-Jürgen Abt.
Das Duo hat eine Menge zusammen erlebt, bis 2004 als Privatteam, dann mit Werksunterstützung durch Audi, ab 2006 im Duell mit Mercedes, ab 2012 dann auch gegen BMW. Dazwischen Erfolge, Skandale, kleine und größere Tragödien. Was bis heute bleibt, ist das Erfolgsduo Ekström/Abt, das nun vor dem dritten gemeinsamen Titel steht. Ekström führt die Gesamtwertung vor den letzten beiden Rennen mit 21 Punkten an.
Die Frage aller Fragen lautet aber: Wie hält man es so lange zusammen aus? «Wenn man gewisse Grundwerte und die gleiche Basis hat, kann man einen Streit auch gut überleben», sagte Ekström Auto Bild Motorsport. «Wenn man eine gute Beziehung führt, immer ehrlich ist, dann hat man eine Chance, dass man miteinander auskommt. Jeder weiß, was in der Beziehung zu tun ist. Auch wenn er jetzt langsam alt wird: Im Moment findet man keinen besseren Fahrer als ihn», sagte Teamchef Hans-Jürgen Abt.
Bei Abt war es sogar so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Ekström wurde ihm 1999 empfohlen, als «ein super Mann, der mitten aus dem Wald kommt, aber sauschnell ist.» Beim Super-Tourenwagen-Cup durfte der Schwede das erstmals beweisen und machte die Stammfahrer lang. «Er hat mich auf Anhieb beeindruckt, es hat bis 2001 gedauert, bis ich ihm ein Cockpit besorgen konnte. Seitdem ist es eine feste Beziehung», so Abt.
Ekström selbst hatte von Anfang an Spaß, auch wenn er Abt nicht immer folgen konnte. «Sein Bayrisch ist ja kein Deutsch, und mein Deutsch war damals noch nicht so gut. Was mich beeindruckt hat, war der Abt-Ehrgeiz, immer gewinnen zu wollen.»
Was beide eint: der Ehrgeiz, der Humor. Beide sind emotional, schlechte Verlierer. Deshalb passen sie wohl auch so gut zusammen. Es gibt aber auch Momente, die unsäglich nerven. «Wenn er im Qualifying zweistellige Zahlen nach Hause bringt. Eki sagt, er ist Rennfahrer, ich sage aber, dass er auch im Qualifying gut sein muss. Das haben wir in all den Jahren nicht so gut hinbekommen», so Abt. Seine Highlight: «Die Meisterschaft 2002 als Privatteam gegen Mercedes und Opel. Da mussten wir alle Register ziehen. Oder der Titelgewinn 2004, als der Ekström aus dem Wald die großen Namen in Grund und Boden gefahren hat, bis sie geweint haben.»
Es gibt ihn natürlich auch, den absoluten Tiefpunkt. «Mein 35. Geburtstag», sagt Ekström nur. Es war die Wasserflaschen-Affäre am Norisring, Ekström wurde der Sieg aberkannt. Ein Thema, dass beide immer noch schmerzt. «Über dieses komische Thema können wir heute noch diskutieren. Es war sehr bitter. Es war unser Heimrennen und es wäre der erste Audi-Sieg seit 2002 gewesen», sagte Abt.
Was man immer wieder hört, ist der Begriff der «harten Abt-Schule». Das Team ist ohne Frage mit allen Wassern gewaschen, greift auch schon mal in die Trickkiste, wenn es sein muss. «Wenn wir schlau sein müssen, machen wir etwas Schlaues. Wenn es hart zugehen muss, kracht es auch mal. Wir sagen nicht täglich 25 Mal Entschuldigung, die Wahrheit kommt schnell auf den Tisch. Ich lebe diese Art selbst jetzt noch extremer», sagte Ekström, der bei seinem Rallycross-Team EKS als Teamchef viele Dinge umsetzt, die er unter Abt gelernt hat.
Der sagt: «Respekt muss man sich erarbeiten, und das kann man nur durch eine klare Struktur und durch Ergebnisse. Wenn Leute nicht zu uns passen, dann arbeiten sie nicht für uns. Damit sind wir immer gut gefahren.»
In dieser Saison sind Ekström und Abt so gut gefahren, dass nun der erste DTM-Titel seit 2009 (damals durch Timo Scheider) winkt, der dritte nach 2004 und 2007 zusammen mit Ekström. Eine lange Durststrecke, die nun möglicherweise endet. «Wir waren oft sehr nah dran. Das zeigt aber auch: In der DTM vorne mitzufahren, ist eine Sache. Dass aber bis auf das letzte, kleine Detail alles passt, die andere», sagte Ekström. «Wir haben jetzt die Chance, wieder zu gewinnen. Und das nach fast auf den Tag genau zehn Jahren. Das wäre ein schönes, kleines Jubiläum», so Abt.