Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Paul di Resta: «Sonst hätte es "Game Over" gelautet»

Von Otto Zuber
Paul di Resta

Paul di Resta

Wir stellen in einer dreiteiligen Interview-Reihe den Menschen hinter dem Rennfahrer vor. Im ersten Teil spricht Paul di Resta über die Liebe zum Motorsport und die Förderung durch seinen Vater.
Paul, wie bist du zum ersten Mal mit Motorsport in Kontakt gekommen? 

Als ich aufgewachsen bin, fuhr mein Dad Kart- und Formel Ford-Rennen. Somit bin ich gewissermaßen an den Rennstrecken aufgewachsen und es war nicht wirklich eine Frage dessen, ob ich auch Rennen fahren wollte. Es war vielmehr nur eine Frage dessen, wie schnell ich damit anfangen würde. Wir haben einige Videos von mir, wie ich mit drei Jahren angefangen habe, Kart zu fahren. Im Alter von acht Jahren bin ich dann mein erstes Rennen gefahren. Nach meinem ersten Rennwochenende hat mein Dad aufgehört, selbst Rennen zu fahren. Ich glaube, er hat das Potential gesehen und mehr Spaß daran gehabt, mir zuzuschauen, als selbst zu fahren. Deshalb hat er seine ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Es war eine Familienangelegenheit und für mich gab es nichts Schöneres, als von der Schule nach Hause zu kommen, in die Garage zu gehen und mit dem Kart zu spielen. Ich habe mich schon immer für Dinge wie ferngesteuerte Autos interessiert. Einfach alles, was einen Motor hatte. Ich hatte in meiner Kindheit auch einige Crashes, weil ich Dinge getan habe, die ich besser nicht hätte tun sollen... (lacht) 

Wie war es für dich, in Schottland aufzuwachsen? 

Einerseits war es schwierig, weil ich immer reisen musste, um zu den Rennen zu gelangen. Aber ehrlich gesagt war die Lebensqualität sehr gut. Es war sicher und die Menschen waren freundlich, ja, es regnet viel, aber es ist gute, frische Luft. Es sind schöne, offene Landschaften. So gesehen war das Leben dort sehr gut. 

Wie warst du in der Schule? 

Ehrlich gesagt, habe ich die Schule gehasst. Es hat mir überhaupt nicht gefallen. Für mich war es auch ziemlich schwierig, weil ich so viele Rennen gefahren bin. Natürlich hatte ich Schulfreunde, aber ich würde nicht sagen, dass es richtig enge Freundschaften waren. Ich habe später auch keinen Kontakt mehr mit meinen Schulkameraden gehabt. Ich wollte einfach immer nur Kartfahren. Die meisten meiner Freunde hatte ich deshalb an der Rennstrecke. Dort habe ich an den Wochenenden ohnehin die meiste Zeit verbracht. Ich war immer viel unterwegs und musste deshalb viel an Hausaufgaben nachholen. 

Dein Dad hatte einen Nachtclub. War das besonders cool, wollten alle deine Freunde auch mit dorthin kommen? 

Auch das war etwas, in das ich hineingewachsen bin. Es war ein großer Teil unseres Lebens. Mein Dad hat auch Autos verkauft, als ich aufgewachsen bin, aber der Nachtclub war sein Hauptjob. Als ich älter wurde, war es vielleicht etwas seltsam, wenn in der Schule alle sagten, dass sie es kaum erwarten könnten, alt genug zu sein, um dorthin zu gehen. Jeder wollte eben in den örtlichen Nachtclub gehen. Ich habe mich nie reingeschmuggelt, aber als ich alt genug war, um reinzugehen, traf ich dort alle Leute, mit denen ich auch zur Schule gegangen bin. 

Wie schwierig war es, eine Motorsportkarriere einzuschlagen? 

Es war schwierig, aber zum Glück konnte mein Dad alles selbst erledigen. Wir hätten uns kein Rennteam leisten können, also waren wir immer ein Ein-Mann-Team. Wenn wir an der Strecke ankamen, war mein Dad der Mechaniker. Er hat alles selbst erledigt. Ja, den Motor hat ein Spezialist gemacht, aber davon abgesehen hat mein Dad das ganze Technische übernommen. Es war eine harte Schule. Wir haben nicht irgendeinem Team viel Geld bezahlt und einfach das beste Equipment gekauft. Es ging darum, aus dem, was wir hatten, das Beste zu machen. So lief es, bis ich 16 Jahre alt war. Dann hatten wir zum Glück etwas Geld, um meine ersten beiden Jahre in der Formel Renault zu bezahlen. Danach wurde ich Mercedes-Junior und das machte den Unterschied aus. Ansonsten hätte es damals "Game Over" gelautet und ich wäre niemals dorthin gekommen, wo ich heute bin. Es kam einfach alles zusammen, aber mein Dad hat mir alles gegeben, was möglich war und zum Glück wurde ich im richtigen Moment entdeckt. Damals kam ich ins Formel-3-Programm und habe einen Test als Gewinner des McLaren Autosport Awards bekommen. Es waren nur sieben Runden, aber es war entscheidend für meine Karriere. Ich hätte eigentlich noch einmal fahren sollen, aber Gary (Paffett) hat das Auto zerstört. Dieser Test war sehr wichtig. So hat unsere gemeinsame Reise begonnen. Danach bin ich zwei Jahre lang Formel 3 gefahren und von dort direkt in die DTM gewechselt. 

War dein Dad also der größte Förderer in deiner Karriere? 

Absolut. Daran besteht gar kein Zweifel. Es ist nicht üblich, dass dich dein Vater soweit begleiten kann. Er hat mir sowohl im Leben als auch im Motorsport sehr viel geholfen. Ich hatte einfach das Glück, dass er dazu in der Lage war. Ansonsten wären wir niemals soweit gekommen. Manchmal funktionieren Vater-Sohn-Beziehungen im Sport nicht. Aber wir haben es hinbekommen. Ich wusste, dass ich dem, was er mir gesagt hat, vertrauen konnte. Und umgekehrt musste er dem vertrauen, was ich ihm gesagt habe. Ehrlich gesagt, gehört diese Zeit im Kartsport zu den besten in meinem Leben. Es war recht einfach, aber gleichzeitig sehr erfolgreich. Es hat viel Spaß gemacht. 

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