Ogier: Frau Kaiser hat nur noch ein bisschen Angst
Sebastien Ogier und Andrea Kaiser
Andrea Kaiser hatte Angst, als Sebastien Ogier sie auf ein paar schnelle Runden mitnahm. Ein bisschen zumindest. Zwar ist ihr Mann der Rallye-König, seine Erfahrung in einem DTM-Boliden war im Juli in Zandvoort aber überschaubar. Das hat sich inzwischen geändert. Der Franzose absolvierte zweitägige Testfahrten, um sich auf seinen Gaststart in Tourenwagenserie am Wochenende in Spielberg vorzubereiten.
Dann wird die Sat.1-Moderatorin nicht mehr neben ihm sitzen, sondern ihn nach den ersten DTM-Rennen seiner Karriere interviewen. Und wohl immer noch ein kleines bisschen Bammel haben.
«Sie hatte am meisten Angst, als ich mit ihr in Zandvoort gefahren bin. Sie meinte, dass sie mir im Rallyeauto vertraut, weil sie weiß, dass ich damit umgehen kann. Sie hat um mich mehr Angst im Vergleich zu Rallyes», sagte Ogier. Wobei Angst natürlich relativ ist, sie muss ja nicht wie in Zandvoort neben ihm Platz nehmen, außerdem ist ihr Mann ist zwar DTM-Rookie, aber freilich Vollprofi.
Der fünfmalige Weltmeister selbst hat in erster Linie Respekt. Rundstrecke, anderes Auto, anderer Fahrstil, andere Gegner - Ogier muss sich gewaltig umstellen. Auch wenn der Test gut lief und er das Auto besser versteht: «Es gibt immer noch so viele Dinge für mich zu lernen. Alles ist mehr oder weniger neu für mich», so Ogier, der aber keinen Druck verspürt: «Meine Zukunft hängt ja nicht davon ab. Ich mache das für mich, um eine neue Herausforderung zu haben. Ich fahre schon seit vielen Jahren Rallye und habe manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr viel beweisen kann.»
Die größte Herausforderung für ihn beim Umstieg auf die Rundstrecke: «Mein Auto in der WRC hat Allradantrieb, es ist steifer und hat nur wenig Aerodynamik. Es verhält sich ganz anders. Das Fahren im Verkehr wird eine Herausforderung, und gegeneinander zu fahren. Aber auch andere kleine Dinge, wie das Startprozedere, die Boxenstopps, das DRS – wenn ich denn mal ins DRS-Fenster komme. Oder auch die Reifen, die sich sehr schnell verändern.»
Alex Zanardi hatte bei seinem Gaststart für BMW die Latte sehr hochgelegt. Der Italiener wurde bei seinem Heimspiel in Misano Fünfter, wenn auch bedingt durch das Wetterchaos. Auch wenn man bei ihm über das Wochenende stete Verbesserungen sah, bei Quereinsteigern wird es besonders deutlich: Erfahrung ist das A und O. Kleinste Fehler werden hart bestraft, es ist selbst für die Stars schwierig, eine Saison lang konstant ganz vorne mitzufahren, dafür geht es zwischen Audi, BMW und Mercedes zu eng zu. Man sollte also eher nicht erwarten, dass Ogier unter normalen Umständen um Podiumsplätze fährt.
Es wird für den Rallyestar kein Problem sein, auf ein ähnliches Niveau wie die DTM-Kollegen zu kommen. Problematisch werden vor allem die letzten Zehntelsekunden, das letzte Quäntchen, und das entscheidet in der Tourenwagenserie über Startplatz eins oder 19. «Ich habe es in meinem Leben immer gehasst, zu verlieren, egal was ich getan habe», sagte Ogier, der sich aber wohl genau damit arrangieren muss. «Es ist schwierig einzuschätzen, was mich im Rennen erwarten wird. Es ist wohl besser zu erwarten, dass ich Letzter werde.»
Immerhin: Ogier kennt die Strecke ein wenig, er war auf dem Red Bull Ring schon mal unterwegs. «Im vergangenen Jahr habe ich dort einen Formel-1-Test mit Red Bull absolviert. Ich bin da schon ein paar Runden gefahren», sagte der Franzose, der in Spielberg zudem einen Gaststart im Porsche Supercup absolvierte. «Sobald ich an der Strecke bin, werde ich sicher viele Fragen für meine Ingenieure und meine Teamkollegen haben. Schließlich habe ich die Automatismen für das Rennwochenende noch nicht wie alle anderen verinnerlicht und muss mich erst herantasten. Für mich wird es sicher sehr stressig, aber bevor es losgeht, werde ich versuchen, so viele Informationen wie möglich in mich aufzusaugen.»