Verstappen-Kontroverse: So löst es die DTM
Das epische Duell zwischen Glock und Paffett
Max Verstappen war es von Anfang an klar: Sein rennentscheidendes Überholmanöver gegen Charles Leclerc in Spielberg war hartes Racing. Am Limit, aber regelkonform.
«Wenn das nicht mehr erlaubt ist, was macht es da überhaupt für einen Sinn, in der Formel 1 zu sein? Sonst können wir gleich Zuhause bleiben.»
Dass es auch die Regelhüter der Formel 1 so sahen, den Zwischenfall als Rennunfall werteten und den Niederländer nicht bestraften, sorgt trotzdem für kontroverse Diskussionen.
Auch in der DTM.
Denn da hätte es für eine ähnliche Aktion wohl eine Strafe gegeben. «Wenn ich die DTM-Regeln hernehme, dann hätte Verstappen bestraft werden müssen», sagte BMW-Pilot Marco Wittmann.
Die Spielberg-Szene sei mit Sicherheit eine schwierige Situation, so der Fürther, «aber letzten Endes haben wir in der DTM die Regel, dass wir uns zumindest eine Wagenbreite Platz lassen müssen und den Außenmann nicht von der Strecke schieben dürfen, was in Verstappens Fall in Kurve drei in Spielberg ganz klar passiert ist».
Auch sein Audi-Kollege Nico Müller findet, dass in der DTM, in der Lackaustausch allerdings auch eine Grundvoraussetzung für aufregenden Tourenwagensport ist, die Zweikampf-Problematik gut gelöst wird. Der Schweizer meint, damit wäre in Spielberg noch mehr Entertainment möglich gewesen.
«Ich finde unsere Regel sehr schön, denn ich hätte mir gewünscht, dass das Duell noch länger angehalten hätte. Das Racing war hart am Limit, aber mit unserer Regel haben wir eine Basis geschaffen, die zu tollen Duellen führen kann», sagte Müller.
Wenn man dafür ein ultimatives Beispiel sucht, werden sofort Erinnerungen wach an 2018.
Hockenheim. Saisonauftakt. Timo Glock gegen Gary Paffett. Ein episches Duell im XXL-Format. Die beiden alten Hasen gaben es sich eine gefühlte Ewigkeit lang, keiner steckte zurück, beide schenkten sich nichts, es ging hin und her, ein Duell auf hohem Niveau, eine Mega-Show – atemberaubend und unterhaltsam.
Dieser Zweikampf war möglich, weil sich die Fahrer 2017 darauf einigten, sich in Duellen genügend Platz zu lassen.
Was sagen die DTM-Fahrer denn generell zu der Entscheidung, keine Strafe gegen Verstappen auszusprechen? «Die Entscheidung war nicht falsch, ob sie im Sinne des Sports ist, sei mal dahingestellt», so Müller.
«Am Ende ist es nie schön, wenn eine Entscheidung am grünen Tisch oder im Nachgang gefällt wird, vor allem nicht, wenn es um den Sieg geht», sagte Wittmann. Für die Fans sei es die richtige Entscheidung gewesen, keine Strafe auszusprechen, «sonst hätte wieder ein Nicht-Sieger das Rennen gewonnen», so der zweimalige Meister.
Oder um es mit Verstappen zu sagen: Dann kann man tatsächlich irgendwann besser Zuhause bleiben.