Hybridsystem in der DTM: Was sagt Aston Martin?
Aston Martin fährt seit 2019 in der DTM mit
Aston Martin ist erst seit einigen Monaten offiziell dabei. In 90 Tagen wurde im Winter der erste von vier Vantage DTM fertiggestellt, für den Saisonauftakt in Hockenheim wurde das Quartett durch eine Punktlandung rechtzeitig fertig.
In der vergangenen Woche absolvierte der Neuling zwei Testtage, die ihm aus der Vorbereitung noch zustanden. Die ersten drei Rennwochenenden waren teilweise erfolgreich, vor allem aber waren sie für das DTM-Projekt sehr lehrreich. Der Rückstand auf BMW und Audi ist nicht zu übersehen, doch die Aufholjagd läuft.
Geht die DTM den grünen Weg?
Und jetzt steht bereits eine wichtige Entscheidung ins Haus: Schlägt die DTM einen grüneren Weg ein und entscheidet sich für ein Hybridsystem?
«Wir diskutieren und prüfen derzeit gemeinsam mit den Herstellern und potenziellen Zulieferern verschiedene Varianten, zum Beispiel e-Fuels oder mögliche Optionen für einen Hybridantrieb», sagte DTM-Chef Gerhard Berger SPEEDWEEK.com: «Das kann in der einen oder anderen Form kommen, frühestens 2022.»
Was sagt denn Aston Martin zu den Plänen?
«Für mich ist das noch ein sehr unausgereifter Entscheidungsprozess. Es kann durchaus Sinn machen, dass hybridisiert gefahren wird. Man muss sich aber die Zeit nehmen, den Prozess sauber und strukturiert durchzuführen», sagte R-Motorsport-Teamchef Florian Kamelger: «Das ist ein Prozess, den muss man gehen lassen, die Punkte durch die einzelnen Working Groups abarbeiten lassen. Da werden wir sicher eine Entscheidung treffen, die gut ist für den Sport.»
Für die Automobilindustrie sei die Hybridisierung aufgrund der Relevanz im Markt ein großes Thema im Werkssport, so Kamelger weiter: «Die DTM ist in einer Situation, in der sie mutige Entscheidungen treffen kann.»
Wichtiges Thema: die Kosten
Ganz entscheidend ist für den Neuling das Thema Kosten. Wie wir bereits berichteten, hat R-Motorsport ein Budget von rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Kamelger betont immer wieder, dass die Kosten weiter gesenkt werden müssen. Nicht nur für den eigenen Finanzhaushalt, sondern auch, um weitere Hersteller in die DTM locken zu können.
«Wenn eine Hybridisierung kommt, muss sie kostenrelevant und kostenaffin ablaufen, weil die Budgets immer noch zu hoch sind, um nachhaltig mit mehreren Marken in die DTM gehen zu können. Das erlaubt uns nicht, in der Zukunft eine Hybridisierung einzuführen, die uns diesen Kostenrahmen noch einmal nach oben hebt», sagte er.
Bei der Frage, ob ein Hybridsystem die DNA der DTM beeinflusst, wird Kamelger im Gespräch mit SPEEDWEEK.com nachdenklich. Es ist in der Tat eine schwierige Frage: Die Entwicklung auf der Straße kann die Serie nicht komplett ignorieren. Doch verliert die DTM durch ein Hybridsystem nicht gleichzeitig auch etwas von ihrer «Seele»? Der Grat ist schmal, weshalb auch Berger betonte, dass man eine Einführung nicht rein aus Marketinggründen machen will, negativ beeinflussen soll es die Show auch nicht. Klar: Im Idealfall bringt es noch mehr PS.
Kamelger sagt: «Ich glaube, dass es andere Möglichkeiten gibt, die ‚Power-to-Weight-Ratio‘ in Form einer Leistungssteigerung auf anderen Wegen zu erhöhen. Ich glaube, dass dies den Motorsport-Puristen besser gefallen würde. Wir leben aber in einer Welt, wo Werkssport eine Relevanz haben muss und wo zur Zeit Elektrokomponenten beim einen mehr, beim anderen weniger relevant sind für die Straße. Ich bin völlig offen für neue Ansätze, dann wäre ich gar nicht hier.»
Er findet allerdings, dass – Entwicklung auf der Straße hin oder her – die DTM Entwicklungen nicht immer hinterherrennen muss. Im Grunde kam auch die Einführung des Vierzylinder-Turbos ein paar Jahre zu spät.
Auch mal Vorreiter
Die DTM könnte – in welcher Form dann auch immer - auch Vorreiter sein.
«Wenn man Dinge reinbringt, die es in der Form noch nicht gibt, die man über den Motorsport ausprobiert und zeigt, dass sie funktionieren und die in die Serie kommen können, dann bin ich einverstanden. Aber wenn es etwas ist, dass die DTM nachmacht, weil es die Serie hat, finde ich das schwierig», so Kamelger. Man müsse in den Regelentscheidungen ganz generell kostensensitiv, aber auch mutig sein, sagt er: «Mal etwas machen, dass so zukunftsträchtig ist, dass uns das heute noch keiner glaubt. Der Motorsport hat immer davon profitiert, wenn eine zukunftsträchtige Reglemententscheidung getroffen wurde.»