Formel 1: Abschied in der Unterhose

Wittmann-Ansage nach BMW-Fiasko: «Kann nicht zaubern»

Von Andreas Reiners
Marco Wittmann

Marco Wittmann

Der Titelkampf scheint eine Audi-Angelegenheit zu sein. Marco Wittmann setzt das Spitzenduo mit einem starken Assen-Auftritt und einer Ansage unter Druck. Ebenso wie BMW auch.

Marco Wittmann ist eigentlich keiner, der mit markigen Sprüchen auffällt. Der BMW-Pilot lässt die Taten auf der Strecke in der Regel für sich sprechen, setzt dort die Ausrufezeichen.

Wie am fünften Rennwochenende in Assen, als er seinem dritten Saisonsieg am Samstag im Regen eine irre Aufholjagd am Sonntag folgen ließ, vom letzten Startplatz auf Platz zwei fuhr.

Was bedeutet das für den Titelkampf? Er ist nun Dritter mit 118 Punkten hinter Spitzenreiter René Rast (158) und Nico Müller (136).

«Wenn ich auf mein Paket schaue, haben wir das ganze Jahr eine starke Performance gezeigt. Wir wurden aber oft eingebremst durch Vorfälle, die nicht in unseren Händen lagen. Die haben uns brutal viele Punkte gekostet», so Wittmann, der tatsächlich mit einem Auf und Ab zu kämpfen hat, zu SPEEDWEEK.com. Im Rennen um den Titel ist er trotzdem.

Hinzu kommt: BMW erlebte in Assen vor allem am Sonntag ein Desaster. Wittmann war der einzige Fahrer der Münchner, der es in die Top Ten schaffte. Zweitbester Pilot war Philipp Eng – als 13. Der Österreicher hat mit seinen 111 Punkten deshalb schon ordentlich an Boden verloren.

Wittmann habe wieder einmal gezeigt, wie gut er sich die Reifen über die Distanz einteilen könne, sagte Rudolf Dittrich, Leiter BMW Motorsport Fahrzeugentwicklung: «Er hat wertvolle Punkte gesammelt. Für unsere weiteren Piloten lief das Rennen ernüchternd. Wir werden uns ganz genau ansehen, warum wir eine konstante und gute Pace nicht in der Breite hinbekommen haben.»

Wittmann weiß auch, dass man sich in München strecken, dass man nachlegen muss. «Audi ist seit Misano extrem stark und sehr dominant, sie haben aktuell einen Topspeed-Vorteil. Da müssen wir schauen, dass wir ihn schließen können», sagte Wittmann.

Und gab seinem Arbeitgeber für die zweite Saisonhälfte eine klare Ansage mit auf den Weg: «Ich kann auch nicht zaubern und in den Kurven deren Vorteil wettmachen.»

Der aktuelle Vorteil: Immerhin liegt das Momentum auf seiner Seite. «Wir haben gezeigt, dass wir noch da sind, nachdem mich der eine oder andere im Audi-Lager schon abgeschrieben hat. Man muss mich immer auf der Rechnung haben. Ich weiß, was es braucht und wie man Titel gewinnt.»

Tabellenführer Rast hatte Wittmann nicht abgeschrieben. «Marco ist heiß. Mit dem ist immer zu rechnen. Er ist ein harter Arbeiter, jemand, der das Maximum herausholt, wenig Fehler und wenig Dummheiten macht», sagte Rast SPEEDWEEK.com: «Er hat das Auto gut unter Kontrolle, hat die Pace. Das haben wir in den letzten Jahren immer schon gesehen.»

Von sieben Audis in den Top Ten neben Wittmann und zwei Aston Martin lässt sich Rast nach außen hin nicht beeindrucken: «Wir müssen nicht denken, dass Audio einen Durchmarsch macht.»

Und dann gibt es ja noch Nico Müller. Wittmann: «Nico macht einen sehr guten Job. Er war in den letzten Jahren auch zum Helfen verdammt für die Audi-Kollegen und war selbst in der Zwickmühle. Er macht einen konstanten Job und ist zurecht vorne mit dabei.»


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